Corum 05 - Der gefangene König
nicht.«
»Auch ich habe sie nie zu Gesicht bekommen«, ergänzte Goffanon. »Wie immer verstecken sie sich in ihrem Nebel.«
Ilbrec nickte. »Kerenos mit seinen Hunden, Balahr mit seinem Auge und Goim Goim mit ihren Zähnen. Ein häßliches Trio, eh? Und schwer zu besiegen sind schon diese drei allein. Sie sind drei der mächtigsten Fhoi Myore. Ohne Zweifel haben sie deshalb auch so lange überlebt. Ich hielt sie alle schon lange für verfault. Aber sie sind zäh. Sie haben eine ungeheuere Lebenskraft, diese Fhoi Myo-re.«
»Die Lebenskraft von Chaos und Alter Nacht«, stimmte Goffanon zu und fuhr mit dem Finger über die Schneide seiner Axt. »Ah, wenn nur unsere Kameraden noch bei uns wären! Wenn sie die Waffen des Lichts schwingen würden! Wie wir die Kälte und die Dunkelheit zurück trieben.«
»Aber wir sind nur zwei«, erinnerte Ilbrec traurig. »Und die größten Helden des Sidhi sind schon lange nicht mehr.«
»Auch die Mabden haben Mut«, wandte Corum ein. »Und sie haben Macht und Wissen. Wenn ihnen ihr Hochkönig zurückgegeben wird.«
»Das ist wahr«, sagte Goffanon, und er erzählte Ilbrec alles, was in den letzten Monaten vorgefallen war. Er berichtete auch über Cala-tins Zauberbann, obwohl man ihm ansah, daß es ihm nicht leicht fiel, davon zu sprechen.
»Also existieren die goldene Eiche und der silberne Bock noch immer«, meinte Ilbrec. »Mein Vater erzählte von ihnen. Und Fand die Schöne prophezeite, daß sie eines Tages den Mabden große Macht geben würden. Meine Mutter Fand war eine große Seherin, auch wenn sie in anderer Beziehung ihre Schwächen hatte.« Ilbrec grinste und sprach nicht weiter von Fand. Statt dessen erhob er sich und ging zu seinem schwarzen Pferd, das an einigen Bäumen zupfte. »Nun, ich schlage vor, wir machen uns auf dem schnellsten Wege nach Caer Garanhir auf und sehen, wie wir dort am besten gegen die Fhoi Myore helfen können. Glaubt ihr, alle sechs ziehen gegen diese Stadt?«
»Das ist möglich«, erklärte Corum. »Doch in der Regel marschieren die Fhoi Myore nicht vor ihrer Armee, sondern folgen ihr in sicherem Abstand. Sie sind verschlagen und vorsichtig, diese Fhoi Myore.«
»So waren sie immer. Reitest du mit mir, kleiner Vadhagh?«
Corum lächelte. »Wenn Ihr versprecht, daß Euer Pferd mich nicht mit einer Fliege auf seinem Rücken verwechselt, dann will ich mit Euch reiten, Ilbrec.«
Lachend hob Ilbrec Corum auf den Sattel und setzte ihn so vor den Sattelknauf, daß der Vadhagh die Beine darum schlingen konnte. Noch immer nicht an die Riesenhaftigkeit der Sidhi gewöhnt (aber endlich verstehend, warum Goffanon sich für einen Zwerg hielt), kam sich Corum auf dem riesigen Pferd verloren vor und fühlte sich dem Sidhi-Jüngling, der sich jetzt in den Sattel schwang, völlig ausgeliefert. Ilbrec rief laut:
»Vorwärts, Zaubermähne. Vorwärts, herrliches Pferd, nach dort, wo die Mabden ihre Stadt erbaut haben.«
Und sobald Corum sich an die Bewegungen des galoppierenden Riesenpferdes gewöhnt hatte, begann er den Ritt auf dem wunderbaren Tier zu genießen und lauschte der Unterhaltung der beiden Sidhi. Selbst mit diesem Pferd hielt Goffanon mühelos Schritt.
Sie sprachen von den Schätzen, die Ilbrecs Vater unter dem Meer verborgen hatte. Und Ilbrec erinnerte sich einer Truhe, in der sein Vater zwei Speere und ein Schwert aufbewahrte.
»Das Schwert, das dein Vater ›Vergelter‹ nannte?« fragte Goffanon aufgeregt.
»Wie du weißt, ging das Meiste von seinen Waffen in der letzten Schlacht verloren«, sagte Ilbrec. »Andere Waffen zogen ihre Stärke aus unserer eigenen Ebene und konnten deshalb hier nie richtig eingesetzt werden oder nur einmal benutzt. Wie dem auch sei, in dieser Truhe könnte tatsächlich noch etwas nützliches zu finden sein. Sie steht in einer der Untersee-Grotten, die ich seit jener Schlacht nicht mehr besucht habe. Sie wird verschüttet sein, eingestürzt oder«, er lächelte, »von irgendeinem Seeungeheuer verwüstet.«
»Das sollte sich bald herausfinden lassen«, meinte Goffanon. »Und falls Vergelter wirklich zu finden ist.«
»Wir verlassen uns besser auf unsere eigenen Fähigkeiten«, erwiderte Ilbrec und lachte wieder. »Besser darauf als auf Waffen, von denen wir nicht einmal genau wissen, ob sie noch in dieser Ebene existieren. Und selbst mit diesen Waffen stehen uns in den Fhoi Myore Wesen gegenüber, die jetzt mächtiger sind als wir.«
»Aber wenn die Waffen die Macht der Mabden stärken, können sie
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