Corum 05 - Der gefangene König
brüllte die an, die sich noch auf den Beinen halten konnten. Die Szene brachte Corum zur Verzweiflung.
Ilbrec sprach aus, was der Vadhagh empfand. »Das wird niemandem mehr helfen«, sagte er. Gebückt zwängte er sich durch die große Tür der Halle nach draußen. »Diese Männer können keine Fhoi Myore aufhalten.«
Corum hörte die Worte kaum, da er noch auf König Daffyn einredete, um den König zu einer vernünftigen Vorgehensweise zu bewegen.
Aber Goffanon wandte sich nach Ilbrec um und rief hinter ihm her: »Laß sie nicht im Stich, Ilbrec. Du hast sie nur in ihrer elendesten Verfassung erlebt.«
Doch schon erbebte die Erde, Hufe donnerten, und Corum, der jetzt ebenfalls aus der Halle gerannt war, sah das riesige, schwarze Pferd Zaubermähne über die Mauern von Caer Garanhir springen.
»Er hat uns also verlassen«, stellte Corum fest. »Sicher will er seine Kräfte für eine bessere Sache aufheben. Ich kann nicht sagen, daß ich das nicht verstehe.«
»Er ist starrköpfig wie sein Vater«, meinte Goffanon.
»Aber sein Vater hätte seine Freunde nie im Stich gelassen.«
»Hast du auch vor zu gehen?«
»Nein, ich bleibe. Ich habe dir ja gesagt, wie ich mich entschieden habe. Wir haben Glück gehabt, daß wir nicht längst von den Brüdern der Kiefern erschlagen wurden und hierher gelangen konnten. Wir sollten Ilbrec dankbar sein, daß er unsere Leben einmal gerettet hat.«
»Aye.« Müde ging Corum zurück in die Halle, wo König Daffyn gerade zwei seiner stolzen Krieger schüttelte.
»Wacht auf!« schrie König Daffyn. »Wacht auf! Die Fhoi Myore kommen!«
Sie standen blinzelnd auf den Festungsmauern, mit roten Augen und zitternden Händen, die eifrig nach den Wasserschläuchen griffen, die junge Burschen von Krieger zu Krieger schleppten. Einige trugen noch ihre Festgewänder, andere hatten bereits unvollständige Rüstungen angelegt. Sie seufzten und stöhnten und hielten sich die Köpfe, während sie von den Mauern Caer Garanhirs nach dem Feind Ausschau hielten.
»Seht nur!« sagte ein Junge zu Corum, ließ seinen Wasserschlauch sinken und wies über die Brustwehr. »Dort kommt eine Wolke.«
Corum sah es jetzt ebenfalls. Eine Wolke brodelnden Nebels am fernen Horizont.
»Aye«, antwortete er. »Das sind die Fhoi Myore. Aber viele ziehen ihnen voraus. Schau tiefer. Sieh die Reiter!«
Für einen Augenblick schien es, als wälze sich eine riesige Flutwelle auf Caer Garanhir zu.
»Was ist das, Prinz Corum?« fragte der Junge.
»Das sind die Brüder der Kiefern«, erklärte Corum.
»Krieger, die sehr schwer zu töten sind außergewöhnlich zähe Kämpfer.«
»Der Nebel scheint nicht weiter auf uns zu zu kommen«, bemerkte der Junge.
»Aye«, bestätigte Corum. »So kämpfen die Fhoi Myore immer. Sie schicken zunächst ihre Diener vor, um den Feind zu schwächen.«
Er sah die Wehrgänge entlang. Einer von König Daffyns Kriegern beugte sich über die Brustwehr und übergab sich. Corum wandte sich in grimmiger Verzweifelung ab. Andere Krieger stürmten jetzt die Steintreppen herauf und spannten lange Bogen. Die Neuankömmlinge schienen die Hochzeit nicht so intensiv gefeiert zu haben wie Daffyns Ritter. Sie trugen schimmernde Kettenhemden von Bronze und bronzene Helme. Corum faßte neuen Mut, als er diese Krieger sah. Aber dann hörte er aus der Ferne die kalten, dröhnenden, unartikulierten Stimmen der Fhoi Myore. Ganz gleich wie gut und wie tapfer die Männer von Caer Garanhir heute kämpfen würden, den Fhoi Myore konnten sie nichts anhaben. Und die Fhoi Myore würden nicht eher ruhen, bis alles in diesen Mauern hier vernichtet war.
Dann gingen die Stimmen der Fhoi Myore im Stampfen der Hufe unter. Blasse grüne Pferde und blasse grüne Reiter mit blassen grünen Schwertern in blassen grünen Händen jagten heran. Die Reiter verteilten sich, als sie den Mauern näher kamen, um die schwächsten Stellen der Befestigung zu suchen.
»Die Bogen!« schrie König Daffyn und hob sein langes Schwert hoch. Das Schwert sauste nieder. »Schießt!«
Eine Welle sirrender Pfeile raste gegen die Welle der grünen Reiter. Aber die Wirkung war nicht viel anders, als hätten die Bogenschützen auf einen Wald geschossen.
Gesichter, Körper, Arme, Beine wurden getroffen. In den Pferden steckten die Pfeile. Doch die Brüder der Kiefern ließen sich nicht im geringsten davon beeindrucken.
Ein junger Ritter in einer langen Samtrobe, über die er hastig ein Kettenhemd geworfen hatte, kam die Stufen
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