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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zurück, so daß die Sonne auf seinem goldenen, geflochtenen Haar schimmerte und sich auf seiner bronzenen Rüstung spiegelte. Er drehte sich halb zu Corum herum, und seine graugrünen Augen glichen der Farbe des Meeres. Ilbrec lächelte. »Seid Ihr bereit, Freund Corum?«
    Corum konnte nicht auf die gleiche unbekümmerte Art zurücklächeln. Sein eigenes Lächeln fiel etwas grimmiger aus, während elangsam nickte. »Auf nach Ynys Scaith«, sagt er.
    Und so schüttelte Ilbrec Zaubermähnes Zügel, und das große Pferd fiel wieder in seinen schnellen Galopp. Um sie spritzte die Gischt immer höher auf, während sie sich schneller und schneller der verwunschenen Insel näherten.
    Obwohl Zaubermähne jetzt fast den Strand erreicht hatte, war es noch immer unmöglich, etwas genauer zu erkennen. In der schattenhaften Erscheinung der Insel verschwammen alle Einzelheiten. Der flüchtige Eindruck von dichten Wäldern tauchte auf, von halb verfallenen Gebäuden, von Stränden, die von angeschwemmtem Treibgut übersät waren, von wirbelnden Nebeln, von großen Vögeln, die mit langsamem Flügelschlag kreisten, und von gedrungenen Tierleibern, die zwischen den Bäumen und den Ruinen kauerten. Aber jedesmal, wenn das Auge sich auf etwas Bestimmtes konzentrierte, wurde alles verschwommen und veränderte seine Gestalt. Einmal glaubte Corum, ein großes Gesicht zu erkennen, größer als das von Ilbrec. Das Gesicht starrte ihn über einen Stein hinweg an, aber dann schienen Gesicht und Stein zu einem Baum zu verschmelzen, oder einem Haus, oder einem Tier. Es lag etwas Unreines und Peinigendes über Ynys Scaith. Hier fand sich nichts von der Schönheit Hy-Breasails. Es war beinahe, als wäre diese magische Insel das genaue Gegenteil von jener verzauberten Insel, die Corum zuerst besucht hatte. Leise, unangenehme Geräusche wehten von der Insel herüber. Manchmal schien es, als flüstere eine Stimme ihm etwas zu. Der Wind brachte einen fauligen Geruch mit sich. Der Haupteindruck, den die Insel vermittelte, war der von Krankheit und Verfall einer dahinsiechenden Seele. Ynys Scaith erinnerte an die Fhoi Myore. Böse Ahnungen stiegen in Corum auf. Warum sollte das Volk von Ynys Scaith sich auf die Seite der Mabden stellen? Es schien eher zu ihm zu passen, sich mit dem Kalten Volk zu verbünden.
    Wieder zügelte Ilbrec Zaubermähne. Wenige Fuß vor dem Strand hielten sie an. Der Sidhi hob seinen linken Arm und rief:
    »Sei gegrüßt, Ynys Scaith! Wir kommen als freie und friedliche Besucher hierher. Heißt man uns willkommen?«
    Dies war ein alter Gruß, ein traditioneller Gruß der Mabden. AbeCorum fühlte, daß er den Bewohnern dieses Ortes wenig sagen würde.
    »Sei gegrüßt, Ynys Scaith! Wir kommen in Frieden, um mit Euch über einen Pakt zu verhandeln!« wiederholte der riesige Jüngling.
    Etwas wie ein Echo klang auf, aber es gab keine Antwort.
    Ilbrec zuckte die Achseln. »Dann müssen wir diese Insel uneingeladen besuchen. Keine guten Umgangsformen.«
    »Die wir bald auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen können«, ergänzte Corum.
    Ilbrec trieb Zaubermähne vorwärts, und schließlich berührten die Hufen des Pferdes den grauen Strand von Ynys Scaith. Die Bäume hinter dem Strand verwandelten sich plötzlich vor ihren Augen in riesige, feuerrote Farnwedel, die sich raschelnd bewegten. Das Rascheln klang halb wie Wimmern und halb wie Gelächter. Als er sich umwandte, konnte Corum das Meer nicht mehr sehen. Statt dessen erhob sich dort eine Wand aus flüssigem Blei.
    Es blieb Ilbrec nichts anderes übrig, als auf die Farne zuzureiten. Als sie den eigenartigen Farnwald erreichten, bogen sich die Pflanzen vor ihnen auf den Boden, legten sich flach hin, als wollten sie einem Eroberer huldigen. Zaubermähne schnaubte verwirrt und legte die Ohren an. Ilbrec mußte sein Pferd mit den Fersen vorantreiben. Kaum hatten sie die ersten Pflanzen überquert, da richteten sich die Farne überall wieder auf. Die beiden Helden waren von riesigen Pflanzen umgeben. Wie gefiederte Finger tasteten die Farnwedel nach ihnen und berührten ihre Haut. Ein Seufzen lief durch die Farne.
    Und Corum fühlte, die Farne durch seine Haut bis zu seinen Knochen tasten. Es fiel ihm schwer, nicht mit dem Schwert auf die Wedel einzuschlagen. Den Schrecken der Mabden, die sich einer derartig monströsen Flora gegenübersahen, konnte er gut verstehen. Aber Corum hatte in seinem Leben schon Schlimmeres erlebt und wußte seine Panik zu unterdrücken. Er versuchte

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