Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
ein paar beruhigende Worte an Ilbrec zu richten, der ebenfalls so tat, als kümmere er sich nicht weiter um die Pflanzen.
    »Interessante Flora, Ilbrec. Ich habe bisher noch nichts Vergleichbares auf dieser Ebene gesehen.«
    »Das finde ich auch, Freund Corum.« Ilbrecs Stimme zitterte nur leicht. »Die Pflanzen scheinen eine Art primitive Intelligenz zu besitzen.«
    Das Flüstern wurde lauter, und die Berührungen durch die Pflanzen wurden noch intensiver, aber die beiden Freunde ritten entschlossen weiter durch den Wald. Der feuerrote Schimmer um sie schmerzte ihnen in den Augen.
    »Könnte das nicht trotzdem alles nur eine Illusion sein?« meinte Corum.
    »Möglich, mein Freund. Aber eine sehr gute Illusion.«
    Die Farne standen jetzt nicht mehr so dicht und wichen schließlich einem Fundament aus grünem Marmor, das einige Zentimeter unter einer gelblichen Flüssigkeit lag. Von dieser Flüssigkeit stieg ein widerwärtiger Geruch auf wie von faulendem Wasser. Alle Arten kleiner Insekten lebten in dem gelben Naß, und gelegentlich erhoben sich Wolken von ihnen, die um die Köpfe der Reiter schwirrten, als wollten sie die Eindringlinge begrüßen. Zu Corums rechter Seite erstreckten sich Ruinen: von Efeu überwucherte Bogengänge, teilweise eingestürzte Gallerien, Mauern aus bröckelndem Granit und trübem Quarz, auf denen wilder Wein wuchs mit fleischigen Blüten, deren Duft Übelkeit erregte. In einiger Entfernung sahen sie zweibeinige Tiere, die sich bückten, um von der Flüssigkeit zu trinken. Die Wesen blickten mit flackernden, weißen Augen herüber und bückten sich dann wieder, ohne besonderes Interesse zu zeigen. Etwas huschte vor Zaubermähnes Hufen davon. Im ersten Augenblick glaubte Corum, eine bleiche Schlange zu erkennen, aber dann fragte er sich, ob er nicht gerade ein Wesen mit einer fast menschlichen Gestalt gesehen hatte. Er sah genauer hin, aber das Wesen war verschwunden. Eine gewöhnliche schwarze Ratte schwamm weiter draußen auf der Flüssigkeit. Sie schenkte Ilbrec und Corum keine weitere Beachtung. Dann tauchte sie und verschwand durch einen schmalen Riß in der Oberfläche des Marmors.
    Als sie endlich das andere Ende des überfluteten Fundamentes erreichten, waren die zweibeinigen Wesen nicht mehr dort. Zaubermähne trabte nun über einen Teppich aus feuchtem Gras, der widerliche, saugende Geräusche von sich gab, wo die Hufe ihn berührten.
    Bis jetzt hatte sie nichts direkt bedroht, und Corum begann zu überlegen, ob vor ihnen hier gelandeten Mabden nicht Opfer ihres eigenen Entsetzens geworden waren. Einer wahnsinnigen Furcht, die diese unheimliche Umgebung leicht hervorgerufen haben mochte. In Corums Nase wehte ein Gestank, der dem von Kuhdung nicht unähnlich war, nur viel stärker. Es war ein betäubender Gestank, und Corum zog ein Tuch unter seinem Kettenhemd vor, das er sich vor den Mund band. Dieser Schutz half jedoch kaum, Ilbrec hustete und spuckte, während er Zaubermähne durch einen Gang, der von geborstenen Lapislazuli gebildet wurde, in einen dunklen Korridor aus hohen Bäumen lenkte. Die Bäume hatten Ähnlichkeit mit riesigen Rhododendron-Büschen. Breite, dunkle Blätter schlugen den Reitern ins Gesicht. Bald war es im Korridor aus Blattwerk pechschwarz bis auf einige gelbe Lichter, die rechts und links zwischen den Blättern flackerten. Einoder zweimal schien es Corum, als zeigten sich in diesen Lichtern grinsende, halb zerfressene Gesichter. Aber er nahm an, daß ihm seine Einbildung einen Streich spielte, was durch die schreckliche Obszönität der Umgebung leicht zu erklären gewesen wäre.
    »Laßt uns hoffen, daß dieser Pfad uns irgendwo hin führt«, murmelte Ilbrec. »Der Gestank wird hier noch schlimmer, falls das überhaupt möglich ist. Sollte das etwa der Geruch der Bewohner von Ynys Scaith sein?«
    »Laß uns hoffen, daß nicht, Ilbrec. Es würde jede Verhandlung mit ihnen noch um einiges schwieriger machen. Habt Ihr eine Vorstellung, in welche Richtung wir uns hier eigentlich bewegen?«
    »Ich fürchte, ich habe keine Ahnung«, antwortete der Sidhi Jüngling. »Ich bin nicht sicher, ob es hier nach Süden, Norden, Osten oder Westen geht. Alles, was ich weiß, ist, daß die Zweige über unserem Pfad immer niedriger hängen, so daß es wohl das beste ist abzusteigen. Haltet ihr Euch am Sattel fest, Corum, während ich mich vom Pferd schwinge?«
    Corum griff nach dem Sattel, und Ilbrec stieg ab. Der Vadhagh hörte in der Dunkelheit das Rasseln des

Weitere Kostenlose Bücher