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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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großartigsten Reiche neben sich zu einem Lagerplatz von Höhlenwilden degradieren würde. Wenn wir in unsere Ebene zurückkehren aus der wir durch eine üble List verbannt wurden -, werden wir dieses Reich zurückerobern, und Sactric wird darüber herrschen.«
    »Wer hilft Euch, dieses Ziel zu erreichen?« fragte Corum noch einmal. »Einer der Fhoi Myore?«
    »Die Fhoi Myore? Die Fhoi Myore sind kaum mehr als verrückte Tiere. Welche Hilfe könnten sie uns anbieten? Nein, wir haben einen klügeren Diener. Zur Zeit erwarten wir gerade seine Rückkehr. Vielleicht lassen wir euch noch lange genug leben, ihn zu treffen.«
    Ilbrec murmelte Corum zu: »Die Sonne geht eben erst unter. Kann es sein, daß wir erst so kurze Zeit hier sind?«
    Und Sactric lachte laut. »Sind zwei Monate eine kurze Zeit für euch?«
    »Zwei Monate? Was wollt Ihr damit sagen?« Corum machte einen Schritt auf Sactric zu.
    »Ich will damit nur sagen, daß die Zeit auf Ynys Scaith und die Zeit in eurer Welt mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vergeht. Um es genauer zu sagen, Corum Llaw Ereint, du bist jetzt seit zwei Monaten hier.«
III
    Ein Schiff steuert die Insel der Ruinen an
    »Oh, Ilbrec«, rief Corum zu seinem Freund, »was ist inzwischen aus dem Krieg unserer Freunde gegen die Fhoi Myore geworden?«
    Ilbrec wußte darauf nichts zu antworten. Statt dessen schüttelte er den Kopf und sagte: »Goffanon hatte recht. Wir waren Narren. Wir hätten niemals hierher kommen dürfen.«
    »So haben wir dann endlich doch etwas gefunden, bei dem wir einer Meinung sein dürften«, bemerkte Sactrics trockene Stimme aus dem Schatten der Mauer. Die Juwelen in seiner Krone glitzerten, während er den Kopf bewegte. »Und nachdem wir so schön übereinstimmen, will ich euch noch eine Weile am Leben lassen. Mehr noch, ich gebe euch volle Bewegungsfreiheit auf der Insel, die ihr Ynys Scaith nennt.« Dann fügte er, als wäre die Sache ganz nebensächlich und ohne Bedeutung, hinzu: »Ihr kennt jemanden mit Namen Goffanon?«
    »So ist es«, antwortete Ilbrec. »Er warnte uns davor, hierher zu kommen.«
    »Ein kluger Mann, dieser Goffanon, scheint es.«
    »Aye. Es scheint so«, bestätigte Corum. Er war noch immer so wütend und verwirrt, daß er sich am liebsten auf Sactric gestürzt hätte, obwohl er wußte, daß sein Schwert dem längst toten Körper nicht viel anhaben konnte. »Ihr habt seine Bekanntschaft gemacht?«
    »Er hat uns einmal besucht. Nun müssen wir uns noch um euer Pferd kümmern.« Sactrics Augen glühten wieder rot auf, als er eine Geste in Richtung auf Zaubermähne machte.
    Ilbrec schrie und rannte zu seinem Roß, aber Zaubermähnes Augen waren schon starr und glasig geworden. Das Pferd konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren. Es war wie festgefroren.
    »Es ist ihm nichts passiert«, erklärte Sactric. »Es ist uns zu wertvoll. Wenn ihr tot seid, werden wir es für unsere Zwecke benutzen.«
    »Wenn er euch läßt«, murmelte Ilbrec grimmig in seinen Bart.
    Dann zogen die Malibann sich noch tiefer in die Schatten zurück und waren verschwunden.
    Verzweifelt kletterten die beiden Helden hinaus in das verblassende Abendlicht. Jetzt sahen sie die Insel, wie sie wirklich aussah. Außer dem Hügel mit der Kiefer, an dessen Fuß sie standen, war das Eiland eine Wüste, bedeckt von Strandgut, Unrat und verrottenden Steinen, Pflanzen und Knochen. Hier lagen die Überreste aller Schiffe, die jemals auf Ynys Scaith gelandet waren. Und hier lagen auch die Überreste ihrer Fracht und ihrer Besatzungen. Verrostete Rüstungen und Waffen fanden sich überall verstreut. Die gelben Knochen ihrer ehemaligen Besitzer sprachen eine eindeutige Sprache. Einige Skelette waren noch vollständig, andere lagen zerschmettert und verstreut. Gelegentlich stießen Corum und Ilbrec auf einen Berg aufgeschichteter Schädel oder übereinander geworfener Rippenkästen. Über allem lag ein süßlicher Verwesungsgeruch, dessen Intensität sich ständig mit der Richtung des beißenden Windes veränderte. Selbst Juwelen, die einmal die Waffen geschmückt hatten, waren ohne Glanz, sahen krank und verfault aus. Graue Asche wehte wie eine ewig anund abschwellende Flut über die Szenerie. Nirgendwo gab es Anzeichen für Leben. Nicht einmal Raben, die sich um die frischeren Leichen kümmerten, bei denen noch Fleisch an den Knochen hing.
    »Irgendwie hat mir das Trugbild der Malibann doch besser gefallen«, meinte Ilbrec. »Auch wenn es auf seine Art schreckenerregend war, und wir

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