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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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noch drängender, und als Corum sein Werk beendet hatte und aufsah, standen um Ilbrec und Zaubermähne schlanke, große Gestalten. Ihre Haut war faltig und von bräunlich gelber Farbe, das Haar dünn. Sie waren nur mit breiten Gürteln bekleidet, an denen große Schwerter hingen. Das Fleisch ihrer Lippen war so zurückgezogen, daß ihre Zähne freilagen. Ihre Wangen waren eingesunken, die Augen kaum noch in den Höhlen zu erkennen. Ihre Erscheinung erinnerte an vor langer Zeit mumifizierte Leichen. Wenn ihre Gesichter einen bestimmten Ausdruck hatten, Corum hätte ihn nicht deuten können. Er konnte nur dastehen und sie entsetzt ansehen.
    Einer trug eine gezackte Krone, besetzt mit Saphiren und Rubinen. Die kostbaren Steine schienen mehr Leben zu enthalten als sein Gesicht und sein Körper. Weiße Augen starrten Corum an; gelbe Zähne knirschten, als das Wesen zu sprechen begann.
    »Wir sind die Malibann, und diese Insel ist unsere Heimat. Wir haben das Recht, uns gegen Eindringlinge zu schützen.« Sein Akzent war fremdartig, aber seine Worte waren gut zu verstehen. »Wir sind sehr alt.«
    Ilbrec nickte zustimmend und grinste sardonisch.
    Der Führer der Malibann verstand Ilbrecs Grinsen sofort. Er reckte seinen mumifizierten Kopf. »Wir benutzen diese Körper nur selten«, sagte er wie zur Erklärung. »Seid versichert, daß wir sie selten nötig haben. Unser Stolz ist nicht unser physisches Aussehen, sondern die Macht unserer Zauberei.«
    »Sie ist groß«, stimmte Ilbrec zu.
    »Wir sind sehr alt«, fuhr der Gekrönte fort, »und unser Wissen ist groß. Wir können fast alles beherrschen, was wir zu beherrschen wünschen. Wir können die Sonne am Himmel still stehen lassen, wenn wir das wünschen.«
    »Warum quält Ihr dann diese Menschen auf so jämmerliche Weise?« fragte Corum ihn. »So handeln keine Halbgötter!«
    »Es ist unser Wille, jene zu bestrafen, die in unser Reich eindringen.«
    »Sie haben Euch nicht bedroht. Widrige Winde haben sie an Euren Strand verschlagen.«
    Während er das schreckliche, verwesende Gesicht des Malibann musterte, wurde Corum langsam bewußt, daß dieses Gesicht viele Gemeinsamkeiten mit dem eines Vadhagh besaß. Er fragte sich überrascht, ob er hier Vadhagh vor sich hatte, die vor Jahrtausenden verbannt worden waren. Waren das die Ureinwohner von Ynys Scaith?
    »Wie sie hierher kamen wie ihr hierher kamt -, ist für uns ohne Bedeutung. Ihr kamt sie kamen. Ihr müßt bestraft werden.«
    »Werden alle bestraft, die hier landen?« fragte Ilbrec nachdenklich.
    »Fast alle«, erwiderte der Führer der Malibann. »Es hängt von dem Grund ab, wegen dem sie uns besuchen.«
    »Wir sind gekommen, um mit Euch zu verhandeln«, sagte Corum. »Wir kommen, um Euch Hilfe anzubieten. Dafür wollen wir, daß Ihr uns in einem Krieg beisteht.«
    »Was könnt ihr den Malibann anbieten?«
    »Die Flucht von dieser Ebene. Die Rückkehr in eine Welt, die besser für Euch geeignet ist.«
    »Um diese Sache kümmert sich bereits jemand.«
    Die Worte überraschten Corum. »Ihr habt bereits Helfer?«
    »Die Malibann brauchen keine Helfer. Wir haben jemanden in unseren Dienst gestellt, der in unserem Auftrag handelt.«
    »Jemanden aus dieser Welt?«
    »Ja. Aber wir sind es nun müde geworden, uns mit solchen primitiven Geistern wie dir zu unterhalten. Zuerst muß dieser Schmutz fort.«
    Die Augen des Malibann glühten in einem roten Feuer. Ein schriller, verzweifelter Aufschrei kam von den Menschen von Fyean. Dann waren sie alle verschwunden. Und mit ihnen verschwand auch die Ebene aus gehämmertem Kupfer.
    Corum, Ilbrec und Zaubermähne standen jetzt in einer Halle, deren Dach teilweise eingestürzt war. Die Abendsonne sandte ihre Strahlen durch die Risse im Dach und in den Wänden. Ihr Licht spielte über verschimmelte Gobelins, bröckelnde Reliefe und verblaßte Wandmalereien.
    »Wo sind wir hier?« wollte Corum von dem Malibann wissen, der im Schatten nahe der Wand stand.
    Der Gekrönte lachte. »Du erkennst es nicht? Sonderbar, wo doch fast alle eure Abenteuer hier stattgefunden haben.«
    »Was? In den Wänden dieser Halle?« Ilbrec starrte angewidert auf das herumliegende Gerümpel. »Wie ist so etwas möglich?«
    »Wir, die Malibann, haben große Macht, und ich, Sactric, bin der Mächtigste von allen, deshalb bin ich Herrscher über das Imperium von Malibann.«
    »Diese Insel? Ihr nennt sie ein Imperium?« Ilbrec lächelte ungläubig.
    »Diese Insel ist der Mittelpunkt eines Imperiums, das eure

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