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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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als der Kopf seine Augen öffnete, die klar und eisgrün waren. Und die verfaulten Lippeantworteten:
    »Ich höre deine Stimme, mein geliebter Sactric, aber ich sehe dein Gesicht nicht. Vielleicht bin ich noch ein wenig geblendet?«
    »Nein. Für den Augenblick muß ich mit dem Körper dieser Katze vorlieb nehmen. Aber bald werden wir beide neue Körper haben; Körper, die uns akzeptieren. Es gibt endlich eine Chance für uns, aus dieser Ebene zu entkommen, mein Liebes.«
    Sie hatten von Ynys Scaith ein Kästchen mitgebracht, und in diese kleine Truhe aus Gold und Bronze legten sie jetzt den Kopf. Als sie den Deckel schlossen, starrten ihnen die Augen aus der Dunkelheit zu.
    »Lebe wohl, für den Augenblick, geliebter Sactric!«
    »Lebe wohl, Terhali!«
    »Das ist es also, was du Sactric gestohlen hast«, flüsterte Corum Goffanon zu.
    »Aye, den Kopf seiner Schwester. Es ist alles, was von ihr übrig geblieben ist. Sie verfügte über Kräfte, die denen ihres Bruders in nichts nachstehen. Wenn sie noch auf Ynys Scaith gewesen wäre, als ihr dort landetet, bezweifle ich sehr, daß ihr mit dem Leben davongekommen wäret.«
    »Goffanon hat recht«, stimmte die schwarzweiße Katze zu und ließ keinen Blick von der Truhe, die der Zwerg jetzt unter den Arm nahm. »Das ist der Grund, warum ich diese Ebene noch nicht verlassen wollte. Sie ist alles, was ich liebe Terhali!«
    Jhary-a-Conel hob die Hand zur Schulter und gab der Katze einen mitfühlenden Klaps. »Es ist, wie man sagt. Selbst die Schändlichsten unter uns haben irgendwo ein weiches Herz, nicht wahr.« Und er wischte sich eine imaginäre Träne von der Wange.
    »Und nun müssen wir auf dem schnellsten Wege nach Craig Don«, meinte Corum leicht ungeduldig.
    »Welcher Weg ist das?« erkundigte sich Jhary-a-Conel und blickte demonstrativ in alle vier Himmelsrichtungen.
    »Dort entlang«, erwiderte Ilbrec und wies nach Osten. »Dem Winter zu.«
     
    Corum hatte schon fast vergessen, wie eisig der Fhoi Myore Winter sein konnte. Dankbar hatte er sich in die Pelze gehüllt, die sie in einem verlassenen Dorf gefunden hatten, auf das sie gleich zu Beginn ihres Weges stießen. Dort hatten sie auch Pferde gefunden. Ohne diese Entdeckungen wäre der weitere Reiseverlauf mehr als qualvoll geworden. Vier Nächte waren seitdem vergangen, und mit jeder Nacht schien es kälter zu werden. Überall waren sie den bekannten Zeichen des Sieges der Fhoi Myore begegnet. Von der Kälte geborstene Mauern, zu Eis erstarrte Männer, Frauen und Kinder, verlassene, verfallene Städte über allem lag jener schreckliche unnatürliche Winter, der selbst den letzten Grashalm auf den Feldern vernichtete und nur eine lebensfeindliche Eiswüste zurückließ.
    Durch tiefe Schneeverwehungen kämpften sie sich ihren Weg. Oft verloren sie völlig die Richtung und irrten stundenlang durch die schneebedeckte Einöde. Schließlich entdeckten sie dann wieder ein Wegzeichen und trieben ihre erschöpften Tiere weiter gen Craig Don, das vielleicht längst zum Friedhof der Letzten des Mabdengeschlechts geworden war.
    Und unaufhörlich fiel der weiße Schnee aus einem grauen, endlosen Himmel, und das Blut in ihren Adern fühlte sich an wie Eis, und ihre Haut wurde rauh und rissig, ihre Glieder wurden steif und jeder Atemzug wurde zur Qual. Häufig mußten sie ihre Pferde am Zügel führen. Dann konnten sie der Versuchung kaum widerstehen, sich einfach in den weichen Schnee sinken zu lassen, alle Hoffnungen zu vergessen und zu sterben, wie ihre Gefährten längst gestorben sein mußten.
    Des Nachts drängten sie sich eng um ein kleines Feuer. Sie konnten kaum die Lippen bewegen, um sich ein paar heisere Worte zuzuflüstern. Es schien, als wären ihre Gehirne halb erfroren wie ihre steifen Finger. Oft war an diesem nächtlichen Feuer das Gemurmel der kleinen, schwarzweißen Katze das einzige Geräusch. Sie schmiegte sich eng an die Truhe und sprach mit dem schrecklichen Kopf darin, doch niemand war neugierig darauf, was die beiden sich zu sagen hatten.
    Corum war nicht sicher, wieviele Tage und Nächte auf diese Weise vergingen. Er wunderte sich nur leicht, daß sie es überhaupt so weit geschafft hatten, als sie schließlich von einem Hügelkamm über eine weite Ebene blickten. Schneeböen fegten über die Ebene, und in weiter Ferne sahen sie eine Nebelwand, und sie erkannten diese Nebelwand. Es war der Nebel, der den Fhoi Myore überall hin folgte; von dem die einen sagten, er sei der tödliche Atem der Fhoi

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