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Corum 06 - Das gelbe Streitross

Corum 06 - Das gelbe Streitross

Titel: Corum 06 - Das gelbe Streitross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gegenüber und sahen sich an und grinsten, unfähig zu glauben, daß sie noch lebten. Von außerhalb des Steinkreises hörten sie Prinz Gaynor rufen: »Nun haben wir sie alle! Sie werden verhungern, wie die anderen auch verhungern!«
    Aber die dumpfen, elenden Stimmen der Fhoi Myore schienen eine Note der Bestürzung zu haben, und das Geheul der Hunde des Kerenos klang irgendwie verunsichert, und die Ghoolegh und die Brüder der Kiefern starrten mit einem widerwilligen Respekt zu ihren vier Feinden hinüber. Und Corum antwortete seinem alten Feind, seinem Schicksalsbruder:
    »Nun werden die Mabden neuen Mut fassen und euch für immer davonjagen, Gaynor!«
    Und Gaynors Antwort klang leicht amüsiert. »Seid Ihr sicher, daß sie bei Eurem Anblick neuen Mut fassen, Corum? Nachdem Ihr Euch gegen sie gewandt habt? Mein Freund, ich glaube, Ihr werdet es schwer haben, sie dazu zu bewegen, überhaupt mit Euch zu sprechen, auch wenn sie halb verhungert sind, und Ihr die einzige Hoffnung für sie seid.«
    »Ich weiß von Calatins Trick, und was er tat, die Kampfmoral der Mabden zu zerstören. Ich werde es Amergin erklären.«
    Gaynor sagte nichts mehr darauf, aber sein Gelächter schnitt tiefer in Corums Herz, als es die schärfste Erwiderung vermocht hätte.
    Langsam suchten sich die vier Helden einen Weg durch die Torbögen der Steinkreide, vorbei an Verwundeten, Sterbenden, Wahnsinnigen und Weinenden und solchen, die mit blicklosen Augen ins Leere starrten. Schließlich erreichten sie den innersten Kreis, wo einige Zelte aufgeschlagen waren und einige Feuer brannten. Männer in zerschlagenen Rüstungen und zerfetzten Pelzen kauerten zitternd neben zerrissenen Fahnen und warteten auf den Tod.
    Amergin, schlank, zerbrechlich, doch mit ungebrochenem Stolz, stand neben dem steinernen Altar von Craig Don, auf dem er einst gelegen hatte, nachdem Corum seine Rettung aus Caer Llud geglückt war. Amergins behandschuhte Rechte ruhte auf dem Altar, als er nun aufsah und die vier erkannte. Sein Gesicht blickte grimmig, aber er sagte nichts.
    Dann tauchte hinter dem Hochkönig eine andere Gestalt aufeine Frau, deren rotes Haar frei über die Schultern floß. Auf ihrem Kopf saß eine Krone. Vom Hals bis zu den Fersen war sie in einen schweren Kettenharnisch gehüllt, ein schwerer, bronzebewehrter Gürtel schlang sich um ihre Hüfte, ein Fellmantel hing von ihrem Rücken. Und ihre Augen brannten in einem eisgrünen Feuer, als sie Corum herausfordernd anstarrte. Das war Medheb.
    Corum machte eine Bewegung auf sie zu und flüsterte:
    »Medheb, ich habe euch.«
    Ihre Stimme war kälter als der Nebel der Fhoi Myore, als sie sich ihm entzog, die Hand an den Schwertgriff legte und sagte:
    »Fiachadh ist tot. Medheb ist Königin. Ich bin Königin Medheb, und ich führe die Tuha-na-Cremm Croich. Unter unserem Hochkönig Amergin führe ich die Mabden, die hier versammelt sind die, die deinen unglaublichen Verrat überlebt haben.«
    »Ich habe euch nicht verraten«, sagte Corum einfach. »Es war eine List Calatins.«
    »Wir haben Euch gesehen, Corum.«, setzte Amergin ruhig an.
    »Ihr saht einen Doppelgänger Ihr saht einen Karach, den Calatin erschuf, um mich als Verräter hinzustellen.«
    »Es ist wahr, Amergin«, sagte Ilbrec. »Wir alle sahen den Karach auf Ynys Scaith.«
    Amergin hob seine Hand an die Schläfe, und es war leicht zu erkennen, wie schwer ihm selbst diese einfache Bewegung fiel. Er seufzte. »Dann müssen wir Gericht halten«, sagte er, »denn so verlangt es der Brauch der Mabden.«
    »Ein Gericht?« Medheb lächelte. »Zu diesem Zeitpunkt?« Sie drehte Corum den Rücken zu. »Er hat seine Schuld längst selbst bewiesen. Nun erzählt er unglaubliche Lügen, weil er glaubt, unsere Niederlage hätte uns so betäubt, daß wir alles akzeptieren.«
    »Wir kämpfen für das, an das wir glauben, Königin Medheb«, sagte Amergin. »Für unseren Glauben kämpfen wir genauso wie für unser Leben. Wir müssen dabei bleiben, uns nach dem zu richten, was uns immer richtig erschienen ist. Wenn wir unseren Glauben aufgeben, haben wir auch kein Recht mehr zu leben. Zu unserem Glauben gehört auch der Glaube an Gerechtigkeit. Laßt uns diese Menschen befragen und ihren Antworten zuhören, bevor wir über sie urteilen.«
    Medheb zuckte mit ihren schönen Schultern. Und Corum litt Todesqualen. Er fühlte, daß er Medheb mehr liebte, als er sie je als zuvor geliebt hatte.
    »Wir werden Corum schuldig finden«, sagte sie. »Und es wird mir eine

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