Coruum Vol. 1
Luftverschmutzung waren die größten Siedlungszentren schnell auszumachen. Die Nachtseite von Ruthpark leuchtete wie eine eigene Galaxie.
»Ich korrigiere meine Einschätzung des Tech-Levels, Ashia.« Lumidor zeigte geringschätzig auf die Darstellung. »Aufgrund der fortgeschrittenen Verschmutzung der Atmosphäre und der Überbesiedelung großer Teile der Planetenoberfläche kann diese Kultur nicht über Stufe fünf hinaus sein. Entscheidende Technologien zur sauberen Energieerzeugung wurden offensichtlich noch nicht entwickelt.«
Auf der Nachtseite des Planeten blinkte ein kleiner roter Kreis mit dem Gildensymbol für eine außerplanetare Kommunikationseinrichtung auf. Eine feine Linie verließ Ruthpark und zielte auf den angedeuteten Mond, wo ein zweites Symbol erschien. Offensichtlich hatte der Sender in Coruum eine zugeordnete Verstärkereinheit auf dem Trabanten. Dadurch konnte der eigentliche Sender sehr klein und versteckt gehalten werden. Er würde trotz der Koordinaten schwer zu finden sein.
Ich sah Lumidor an. »Sag Sabbim Bescheid. Er soll eine Kampfdrohne zu dem Verstärker dort auf dem Mond schicken. Ich möchte diese Verbindung abschalten. Sofort!« Lumidor drehte sich um und ging in den Bereich der Kommunikationsnische, während er über Funk leise mit Sabbim sprach.
Tulier Ul’Ambas wollte Einspruch erheben, verzichtete nach einem kurzen Blickwechsel mit mir jedoch darauf.
Ich ging um das Holodisplay herum, bis ich vor dem blinkenden roten Kreis stand, der mein Ziel auf der Planetenoberfläche markierte. Der kleine Zylinder eines Satelliten befand sich in unmittelbarer Nähe.
»Lumidor!« Er hatte die Instruktionen an Sabbim weitergegeben und kam zu mir. Ich deutete auf den Satelliten. »Zufall?«
Er winkte den Landsucher zu uns heran. »Gehört der Satellit zu einer Gruppe oder ist er ein Einzelstück?«
Der Landsucher machte ein paar Fingerbewegungen in der Luft auf Kontrollen, die nur er hinter seinen Augenschilden sehen konnte. Einzelne Satelliten leuchteten kurz auf. Am Ende sah das Bild so aus wie zuvor.
»Nein, Toreki, der Satellit ist in kein Muster eingebunden.«
Lumidor sah mich an. »Kein Zufall, Ashia. Der Sender auf der Planetenoberfläche wurde entdeckt.«
»Gib Sabbim für die Drohne das nächste Ziel.« Er nickte.
»Kapitän, markiert die Satelliten, die theoretisch in der Lage wären, uns zu orten!« Er zögerte. Lumidor setzte wieder sein Lächeln auf und trat neben ihn.
Tulier Ul’Ambas führte einen innerlichen Kampf. Er war ohne Chance gegen Lumidor, das wusste er.
»Dawn, das verstößt gegen den Kodex der Gilde. Es sind keine feindlichen Handlungen von diesem Planeten gegen uns ausgegangen.« Er stieß seinen Atem langsam und kontrolliert aus.
»Kapitän, wir beide befolgen Befehle. Diese Maßnahme dient der Sicherheit des Schiffes.« Ich sah ihn an. »Tut, was ich sage!«
Eine Sekunde lang dachte ich, er würde unüberlegt handeln, doch dann ließ seine Anspannung nach.
»Wohin soll ich die Positionsdaten der Satelliten übermitteln, Dawn?«
Ich sah Lumidor an. »Sabbim soll sich darum kümmern.«
Zu Tulier gewandt sagte ich: »Wir werden zum Planeten hinabfliegen, Kapitän. Beobachtet die Satelliten. Wenn sich ein weiterer von ihnen unserer Position auf der Planetenoberfläche nähert, zerstört ihn.«
Über sein Gesicht flackerte ein Funken Hoffnung.
»Ihr werdet Euer ganzes Rodonn mit hinunter nehmen, Dawn?«
Ich lächelte ihn an. »Ich werde einen Mann hier lassen, Tulier. Als Versicherung für eine Rückfahrt auf diesem Schiff. Wenn Ihr die Umlaufbahn verlassen solltet oder wir nicht zurückkehren, werdet Ihr nicht weit kommen.«
Lumidor legte seine gepanzerte Hand auf die Lehne des Kommandosessels.
»Mit Eurer Erlaubnis, Kapitän, wir nehmen das Kleinere der Landungsboote.«
*
»Wir nähern uns der Taglinie, Ashia.« Hafis saß auf dem Pilotensessel des Landungsbootes, ein paar Meter vor mir, unter einer filigranen Plex-Haube, die ihm neben seiner virtuellen Sicht über sein Pilotenvisier auch einen wirklichen Ausblick auf die weiß-blaue Atmosphäre von Ruthpark bot.
Unser Anflugvektor hatte uns in der Mitte zwischen Planet und Mond leicht versetzt über die lokalisierte Position des Senders gebracht. Wir bewegten uns von dort in knapp zwei Minuten in einem direkten Sturzflug bis auf wenige Meter über die Wasseroberfläche hinunter. Der Eintritt in die Planetenatmosphäre war ruhiger als erwartet, die Trägheitshülle des Schiffes
Weitere Kostenlose Bücher