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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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jetzt, ihn verblüfft zu sehen.
    »Sie hat mich eingeladen, ihr bei der Entzifferung einiger Hieroglyphen zu helfen.« Fergus fiel der Unterkiefer herunter.
    »Und Montag fliege ich hin.«
    Er lehnte sich zurück, nahm einen kräftigen Zug aus dem Bierglas und sah mich über den Tisch hinweg an. Langsam machte sich ein Lächeln unter seinem Oberlippenbart breit.
    »Wann kann ich dich mal überraschen, Don?« Er kam wieder näher an den Tisch. »Was hat sie erzählt?«
    »Das, was ich dir bereits gesagt habe. Sie hat eine Stele gefunden, auf der Hieroglyphen eingemeißelt sind, die ein Datum um 560 nach Christus enthalten. Zusätzlich sind dort unbekannte Hieroglyphen und Zeichen eingraviert, mit denen sie nichts anfangen kann. Karen vermutet aus der Position im Gesamttext heraus, dass es sich zum Teil auch um Datumsangaben handeln könnte. Sie bat mich, so schnell es geht zu kommen.«
    Fergus rutschte unruhig auf der Holzbank umher. »Wie klang sie? Erwähnte sie einen Roman Marquez?«
    »Nein, warum? Wer soll das sein?« fragte ich.
    Es hielt ihn nicht mehr auf der Bank. Die Macintoshs hatten mittlerweile die Lautstärke noch einmal erhöht. Fergus stand auf und winkte mir, ihm nach draußen zu folgen.
    »Dr. Whitewood hat dir nicht alles erzählt«, sagte Fergus vor dem Zelt.
    »Sie ist seit gestern nicht mehr allein für die Ausgrabung verantwortlich. Roman Marquez, ein Wissenschaftler von sehr zweifelhaftem Ruf, wurde ihr von der guatemaltekischen Regierung als Berater zur Seite gestellt. So ist die Sprachregelung. Es bedeutet aber, dass sie ab sofort nichts mehr allein entscheiden kann und in allem, was sie tut, beaufsichtigt wird.«
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Arena setzte eine Piperband mit der geballten Luft ihrer Dudelsäcke zu einem »Hurra!« für die Königsfamilie an. Wir gingen unter ein paar großen Bäumen in die Richtung des Hügels, mit dem ich am Vormittag beim Halbmeilen-Lauf bereits Bekanntschaft geschlossen hatte.
    Fergus fuhr fort: »Mein Anrufer deutete an, bei der Ausgrabung der Stele seien Anomalien aufgetreten.«
    »Anomalien?« Jetzt dämmerte mir, was Karen mit der Aussage, die Stele sei warm, zum Ausdruck bringen wollte. Ich sagte es Fergus.
    »Genau! – und das rief unverzüglich die Regierung auf den Plan. Wenn es sich bei der Stele um ein besonderes Material handelt, werden sie es untersuchen wollen, um herauszufinden, ob sich damit Geld verdienen lässt. Was auf der Stele geschrieben steht, und was sie für die Archäologie oder für dich als Datumsforscher bedeutet, wird dann ohne Wert sein.«
    Ich blieb stehen. »Nun gut. Aber – Fergus! Es ist nur eine Stele. In anderen Maya-Städten gibt es fünfzig und mehr davon. Wichtig ist, die Größe der verschütteten Stadt zu ermitteln und sie nach Möglichkeit auszugraben. Wir würden da sicherlich weitere Stelen finden«, erwiderte ich.
    »Vielleicht. Aber Sie übersehen da etwas, Dr. MacAllon.« Er ging langsam weiter, steckte seine Hände in die Hosentaschen und warf mir einen kritischen Blick über seine randlose Brille zu.
    »Wenn tatsächlich etwas anders ist – mit dem Material der Stele meine ich, wirst du nicht dabei sein, und Dr. Whitewood oder ein anderer guter Archäologe auch nicht, wenn die Stadt oder Teile von ihr ausgegraben werden!« Er ging weiter, ohne darauf zu achten, ob ich ihm folgte. »Es wird überhaupt keine Öffentlichkeit dabei sein, und es wird auch keine weitere Stele geben, oder einen Altar oder sonst etwas!« Fergus blieb stehen, drehte sich um und sah mich angriffslustig an. »Es wird nichts an die Oberfläche dringen, bevor nicht klar ist, ob das eine neue Legierung oder ähnliches ist – oder nur eine große Ente. In beiden Fällen dürften die Inschriften jedoch zerstört sein.«
    »Aye!« Seine Worte hieben in die Kerbe, die Karen bei unserem Telefonat am frühen Morgen gehauen hatte. Auch sie war beunruhigt über einen möglichen Ausschluss von dem Fund, sollte sich der Verdacht bezüglich des Stelenmaterials erhärten.
    »Ich werde es mir ansehen, Fergus – wie immer.« Das Lächeln auf seinem Gesicht war zurück.
    »Wenn irgend etwas nicht stimmt mit dem Material der Stele, will ich sie in unserem Institut haben und selbst untersuchen, bevor sie in irgendwelchen Regierungslaboratorien auf Nimmerwiedersehen verschwindet.«
    »Und die Hieroglyphen sind in dem Fall nicht so wichtig?« Er wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg.
    »Kein Problem. Wir machen vorher einen

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