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Coruum Vol. 1

Coruum Vol. 1

Titel: Coruum Vol. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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wegbleiben müssen?«
    »Das hängt davon ab, wie tief du dich in diese Ausgrabung reinhängen willst.« Ich fühlte ihr Lächeln. »Ich denke, ich kann dich nicht einfach wieder wegschicken, falls du eines der wichtigsten Teile des Puzzles für mich gelöst hast.«
    Da hatte sie verdammt recht. Das klang wirklich sehr interessant, und meine letzte Feldarbeit lag bereits zwei Jahre zurück.
    »Ich melde mich in zwei Tagen. Wenn du ein Foto von der Inschrift machen und es mir an meine Telefonnummer schicken könntest, hätte ich die Möglichkeit, bereits im Flugzeug zu beginnen. Geht das?« Ich brannte darauf, die Schrift zu sehen.
    »Das kann ich hinbekommen. Wobei ich damit gegen die Regeln hier verstoße. Aber ich denke, das ist es wert.«
    »Gut. Dann bis Sonntag.« Ich überlegte kurz. »Ich freue mich, Karen«, brachte ich noch hervor.
    »Ich freue mich auch Don«, sagte sie sanft und legte auf.
    Ich sah auf die Uhr. Es war sechs Uhr fünfzehn. In zwei Stunden würden die Teilnehmer der Highland Games im Burgsaal frühstücken. An Schlaf war für mich jetzt nicht mehr zu denken. Ich entschloss mich kurzerhand für einen Trainingslauf und suchte im Schrank nach Sportsachen. Gordon hatte wie immer an alles gedacht.
    Auf dem Weg zur Tür fingen mich die beiden Border Collies ab. Ich fröstelte leicht, als ich mit den Hunden anschließend die Burg durch den Nebeneingang verließ und durch das Brückenhaus Richtung Plateau loslief.
    Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt und ein violetter Lichtstreifen, intensiv wie ein dicker Pinselstrich, verwandelte die Hügel der östlichen Grampian Mountains in einen leuchtenden Scherenschnitt. Das Licht reichte aus, um den steinigen, durch Schiefer- und Granitfelsen führenden Pfad am Steilufer des Nebenarms vom Clunie gut laufen zu können. Die Collies sprinteten locker voraus und scheuchten ab und zu ein paar Hühner und Vögel auf. Nach einer Viertelstunde leichter Lauferei bergauf erreichte ich die Stelle, wo der Nebenarm des Clunie sich vom Hauptstrom trennte, und setzte mich auf die natürliche Steinformation, von der man beide Flüsse und die Täler, in die sie hinabflossen, gut sehen konnte. Mein Puls war immer noch recht ruhig. Die Collies hechelten um mich herum, ihre Atemfahnen in der kühlen Luft anbellend. Die ersten Nebelschwaden begannen in die Täler zu sickern und deckten die Natur wie mit einem grauweißen Laken zu.
    Hinter den Hügeln der Grampians im Osten lag in gut 800 Metern Höhe Loch Muick. Es waren etwa zwölf Meilen dorthin, acht drum herum und zwölf zurück – früher eine meiner Laufstrecken. Ich sah hinüber, wo sich der violette Lichtstreifen jetzt in kräftiges Dunkelrot verwandelte.
    Die Collies hatten sich allein auf den Weg zurück gemacht, und ich beeilte mich, hinter ihnen her zu kommen.
    Das Banner auf dem Spitzdach des Rundturms hing schlaff in den ersten Sonnenstrahlen. Ich wollte mich noch nicht zu einer Prognose über das Wetter des Tages hinreißen lassen und lief zum Haupthaus. Die Eisenkörbe enthielten nur noch die rauchende Asche vom Vorabend, und ich hörte beim Näherkommen beruhigendes Topfgeklapper aus einem der Küchenfenster.
    Ich beeilte mich mit dem Duschen, zog meinen MacAllon-Tartan an und checkte routinemäßig das Computertelefon. Erneut war ein Anruf von einer Verwaltungsnummer des Instituts darauf. Ich vermerkte mir den Rückruf gleich als Erstes für Montag. Das Frühstück verlief im wesentlichen ruhig. Einige Familienmitglieder sahen noch sehr mitgenommen vom gestrigen Abend aus, und sicherlich würde es heute noch schlimmer kommen. Highland Games sind nichts für zimperliche Gemüter.
    Kenneth oder George Mason waren noch nicht zu sehen, dafür aber Megan mit einer herausgeputzten Marie, die unter ihrem maßgefertigten Tartan kaum zu erkennen war, aber fröhlich in die Runde quakte. Wir aßen unseren Porridge zusammen, tranken dazu schwarzen Kaffee und fütterten Marie abwechselnd von unseren Tellern. Ich erzählte Megan von meinem nächtlichen Telefonat mit Karen. Sie enthielt sich jeglichen verbalen Kommentars, strahlte mich jedoch offen an, als ich meine bevorstehende Reise erwähnte.
    Vater, George Mason, Sir William und Brian begegneten uns beim Herausgehen. Wir verabredeten uns um halb neun zur Abfahrt vor dem Hauptgebäude. Brian sah gut aus wie immer. Keine Spur von Kopfschmerzen oder Ähnlichem. Er war einfach zu gut im Training.
    Die Fahrt nach Braemar schafften wir in fünfunddreißig Minuten, da wir

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