Coruum Vol. 1
vor den Touristen, die sich üblicherweise erst gegen zehn Uhr einfanden, dort sein konnten.
Mein Vater trennte sich von uns direkt nach der Ankunft, um zum Treffen der Chieftains zu gehen. Wir hatten daher noch reichlich Zeit, und ich schlenderte mit Brian langsam über den weiten Grasplatz, wobei George Mason sich uns unverhofft anschloss und uns in ein paar Schritten Entfernung folgte.
In einer Stunde würde sich die Stätte in eine tosende Wettkampfarena verwandelt haben. Wir trafen auf einige bekannte Gesichter des McDonald- und MacDuff-Clans, mit denen wir ein paar Worte wechselten. Es war relativ viel Polizei vor Ort, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die königliche Familie heute zeigen würde.
Der Wind strich frisch über den Platz, erste herbstliche Düfte lagen in der Luft. Wir beendeten unsere Runde hinter der Holzplattform für die Tanzwettbewerbe und gingen in eines der weißgrünen Zelte, die am nördlichen Rand der Wettkampfarena für die Teilnehmer aufgebaut worden waren. Die erste Piperband des Tages kam in Formation die Straße von Braemar herauf, und weckte mit dem Stück »Zu den Fahnen, Clans!« auch die letzten Langschläfer im Ort.
Im Zelt hatte das Volksfest schon begonnen, und ich lief diesmal in Brians Kielwasser bis zum Tresen vor. Wir genehmigten uns ein Pint Ale zum zweiten Frühstück. George Mason hatte unsere Einladung ins Zelt dankend abgelehnt.
Ein lautes Brimborium läutete den Beginn der Wettkämpfe ein. Der älteste Chieftain, Malcolm McDonald, eröffnete den ersten Wettkampf, den Wettbewerb der Piper Bands, die den ganzen Tag einander abwechselnd das Teilnehmerfeld der Athleten anfeuern würden.
Erster echter Wettkampf des Tages war das Hammerwerfen. Hier wollte Brian auch teilnehmen, hatte jedoch keine Favoritenrolle. Das Tug-o-War streckte sich über den ganzen Tag, mein Mountain-Run war gegen Mittag angesetzt.
Der Tag hatte sich entschieden, sehr spätsommerlich zu werden. Die Temperatur war angenehm, und ich trennte mich rechtzeitig von meinem Plaid.
Unsere ersten Gegner des Tages waren die McDonalds.
Nachdem die Chieftains der beiden Clans zusammen mit den Schiedsrichtern zu der Überzeugung gekommen waren, dass das Tau ausreichend geprüft worden sei, gingen wir in die Startaufstellung.
Brian stand ganz vorn am Tau, drei Meter von der markierten Mittelposition entfernt, welche die Schiedsrichter keine Sekunde aus den Augen ließen. Ich hielt mich mehr im Mittelfeld. Insgesamt traten acht MacAllons gegen genauso viele McDonalds an. Die Zuschauer johlten bereits, als wir in die Knie gingen, die Hacken fest in den Boden keilten und uns in Erwartung des Startschusses zusammenkauerten.
Pro Durchgang gab es wenigstens zwei Matches und ein drittes, wenn es nach den beiden ersten unentschieden stand.
Der Schuss fiel, und wir waren bereits die Gewinner, bevor es richtig angefangen hatte.
Obwohl Tug-o-War überwiegend durch Kraft gewonnen wird, ist es eben nicht nur die Kraft, die den Ausschlag gibt. Wir hatten die McDonalds überrascht, als alle MacAllons sich im gleichen Sekundenbruchteil nach dem Startschuss mit äußerster Kraft aus den Knien heraus aufrichteten, sich nach hinten warfen und am Tau rissen.
Die McDonalds waren einen kleinen Moment zu spät, selbst noch nicht ausreichend in Bewegung, als unser gemeinsamer Impuls sie über die Mittellinie purzeln ließ.
Wir rissen die Arme hoch. Eins zu Null!
Nach dem Seitentausch ging es weiter. Diesmal waren die McDonalds schnell genug in Position, um unseren ersten Angriff abzuwehren und beide Mannschaften verharrten fast unmerklich kämpfend, mit tief in den Rasen gerammten Absätzen, dicht über dem Boden zusammengekauert, das dicke Tau zum Zerreißen gespannt.
Der Schlachtruf von Kenneth, der neben der Mannschaft stand und uns mit einem Teil der Zuschauer anfeuerte, weckte unsere Geister.
Sein lautes »Feeeeaaaaarrr!« wurde von unserem einstimmigen »No Feeeeeaaaar!!!« beantwortet, worauf wir uns wie ein Mann erhoben und einen halben Schritt zurückwarfen und wieder niederhockten, wobei wir die McDonalds genauso weit hinter uns herzogen.
Nach viermaliger Wiederholung hatten wir das zweite Match gewonnen und waren ein Runde weiter.
Die McDonalds beschwerten sich sofort pflichtschuldig bei den Schiedsrichtern wegen Frühstarts im ersten Match. Als das alles nichts half, gingen wir gemeinsam ins nächste Zelt, um die Revanche fürs nächste Jahr zu verabreden.
Ich wechselte das Getränk Richtung
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