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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Hilfsmittel gedacht waren, um Bäumen oder anderen großen Objekten am Boden auszuweichen. Rory war klar in seinen Anweisungen gewesen, wer einen eigenen Schirm bekommt und wer als Fracht behandelt wird. Nur durch meine Navy-Akte, die der Planungssektion in Credenhill vorgelegen hatte, war ich zu einem eigenen Schirm gekommen. Die MP5N hatte ich lächelnd abgelehnt. »Ich bin hier als Wissenschaftler, Rory, die großen Hände hast du!«
    Die Landezone befand sich deutlich dichter am Ausgrabungslager als die von vor acht Tagen. Die Planungssektion hatte das Gelände des zerstörten Flughafens von Flores gewählt – diesmal sollte die für das Vorrücken nach Coruum benötigte Zeit so kurz wie möglich sein, um Auseinandersetzungen mit lokalen Kräften nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Menge der mitgeführten technischen Ausrüstung wäre im Konvoi nur schwer zu verteidigen gewesen und der Flughafen bot den für die Landung notwendigen Platz und vor allem: Übersichtlichkeit. Wir würden am nördlichen Ende des Flughafens runtergehen, so dicht am Lager, wie es ging, Trupp Beta am südlichen Ende und Gamma würde bereits auf uns warten. Rory setzte seine Atemmaske auf und schloss das Helmvisier. Der Absprung würde als HaLo [13] ausgeführt werden, um die Sicherheit der abgeworfenen Fracht zu gewährleisten und die Transportflugzeuge außer Hörweite zu halten. Die Kabinenbeleuchtung wurde noch dunkler. Ein dreifacher Piepton im Kopfhörer signalisierte mir drei Minuten bis zum Absprung. Ich stand auf und spürte, wie mein Druckanzug sich langsam aufzubauschen begann, als der Pilot den Kabinendruck des Airbus an den Außendruck in gut zwölf Kilometern Höhe anpasste. Eiskalte, dünne Außenluft strich an meinem Gesicht vorbei. Ich setzte meine Atemmaske auf und schloss das Visier des Sprunghelms. Die gesamte Innenseite der Glasfläche diente als Projektionsfläche eines Heads-up Displays (HUD). Sofort sah ich meine Umgebung restlichtverstärkt durch den speziellen, schusssicheren Kunststoff des Visiers.
    Ein doppelter Piepton ertönte. Rory drehte sich zu mir um und überprüfte meine Ausrüstung. Zum Abschluss und als Zeichen, dass alles in Ordnung war, hieb er mir mit dem Handschuh auf den Helm. Er nahm seinen Ausrüstungssack auf und schob mich in Richtung des geöffneten Hecks, auf die blinkenden Sterne zu. Ich war der vorletzte in der Reihe, Rory würde als Letzter springen. Ich bewegte vorsichtig meine Hände in den Handschuhen. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Neben mir befand sich ein kleines Fenster eines der dschungelfarbenen RLAVs. Ich sah hinein, schwaches rotes Licht beleuchtete den Innenraum. Ich erkannte Fergus ohne Atemmaske – die RLAVs verfügten über ein eigenes Überdrucksystem – neben einem SAS-Soldaten auf einem der frei hängenden Sitze festgeschnallt.
    Der Transport-Airbus richtete sich leicht auf, als der Pilot die Geschwindigkeit für den Absprung so weit wie möglich reduzierte und den Auftrieb erhöhte. Der letzte Piepton ertönte. Zeitgleich erlosch der Rest der in den letzten Minuten immer dunkler gewordenen Kabinenbeleuchtung. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Das Visier zeigte mir meine Umgebung in Abstufungen von Grün. Ich dachte einen traurigen Moment an Karen, dass ich nun erneut zurückkehren würde – ohne eine Chance, sie zu finden.
    Der lang gezogene Absprung-Ton erklang. Mit der Geräuschkulisse großkalibriger Geschütze katapultierten Gasdruckfedern die Schlitten mit den RLAVs und den Ausrüstungscontainern aus dem Flugzeug. Ich setzte mich in kurzen schnellen Schritten in Bewegung, immer meinem Vorgänger folgend, die Hand von Rory auf meinem Rücken spürend.
    Ich sprang. Mein HUD zeigte mir eine tanzende rote Kompassnadel, die wild durch mein Gesichtsfeld kreiselte. Ich stabilisierte meine Fluglage mit den Armen und Beinen, Bauchnabel als tiefster Punkt und Drehpunkt meines Körpers. Dann brachte ich die Kompassnadel mit dem gelben Peilpunkt der Landezone durch leichte Bewegungen meiner Beine in Deckung, wodurch ich meinen Luftwiderstand veränderte und eine kontrollierte Drehbewegung vornahm. Als die Kompassnadel den Peilpunkt traf, wurden beide grün – ich war bereits fünf Kilometer gefallen. Mein horizontaler Abstand zum Ziel betrug knapp zweitausend Meter – es herrschte relativ starker Wind. Ich verlagerte mein Gewicht leicht nach vorn und stürzte mit gut einhundert Metern pro Sekunde unter einem roten Mond auf eine dunkelviolett

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