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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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schimmernde Wolkendecke zu.
    Normalerweise würden die Positionen der anderen Truppmitglieder und der Frachtschlitten mittels GPS oder Galileo als kleine rote Markierungen auf meinem HUD erscheinen. Durch den Ausfall der Satelliten war es ein gefährlicher Blindflug, da die anderen Truppmitglieder erst unmittelbar nach dem Öffnen ihrer Schirme, knapp über dem Boden, durch nach oben gerichtete Signallichter sichtbar würden. Ich stürzte in die Wolken. Mein Visier war sofort von Wasserschlieren bedeckt.
    Nach drei Sekunden war ich hindurch – tiefschwarze Nacht umgab mich. Die digitale Höhenanzeige zählte auf Zweitausend Meter herunter, ich war noch dreihundert Meter in der Horizontalen vom Zielpunkt entfernt.
    Die Öffnungsautomatik war auf achthundert Meter eingestellt. Bis der Schirm seine volle Bremswirkung entfaltet hätte, wäre ich auf vierhundert Meter durchgesackt. Nur von dem Moment an würden starke ultraviolette Stroboskoplichter meine Position für die anderen Teammitglieder zehn Sekunden lang nach oben markieren – für bloße Augen unsichtbar. Länger sollte ich für den Landevorgang dann nicht mehr benötigen.
    Unter mir flammten die ersten ultravioletten Signale auf. Der Trupp landete. Mein Schirm riss mich nach oben, meine Hände fanden die Steuergriffe des Gleitschirms. Jetzt spürte ich den starken Wind als Seitenwind, der mich südlich an dem Zielpunkt vorbeizudrücken versuchte. Durch das vom Regen verschmierte Visier glaubte ich unter mir einen großen Flugzeugrumpf zu erkennen, in dem ein großer Transporthubschrauber gelandet war – kopfüber. In einhundert Metern Höhe faltete ich kurz den Schirm, um meinen Auftrieb zu verringern, und ließ mich auf dreißig Meter durchsacken, dann drehte ich um einhundertachtzig Grad und landete fünfundzwanzig Meter von der Markierung entfernt, neben den doppelten Stroboskopblitzen von Rory.
    » Squadron Commander: Statusmeldung! «, vernahm ich Rory im Kopfhörer.
    » Gamma Commander, Landezone gesichert, neunzehn Zivilisten im Flughafengebäude fixiert «, kam die Antwort des Voraustrupps ohne Verzögerung. » Keine Besonderheiten. «
    » Beta Commander, Frachtcontainer und Fahrzeuge gelandet, ein RLAV defekt, ein Verletzter, Sani unterwegs. «
    » Alpha Commander, Fracht und Trupp gelandet, keine Besonderheiten. «
    Er kam zu mir her, seinen Ausrüstungssack mit ein paar Handgriffen in einen Rucksack verwandelnd. »Ausgezeichnet, Don«, sagte er und hielt sich das Mikrofon zu. »Komm mit, unser RLAV steht da hinten.« Dann gab er neue Befehle: » Squadron Commander fertig machen zum Abrücken in drei Minuten, Gamma: Zivilisten zurücklassen; Beta: Was ist passiert? «
    » Beta: Landeschlitten ist in ein Hubschrauberwrack gekracht – hat sich überschlagen und steckt fest! «
    Im Laufen gab Rory dem Commander des Beta-Trupps neue Anweisungen. » Squadron Commander: Beta, Ladung und Besatzung umverteilen. «
    Ich folgte ihm durch den Regen, über Asphaltstrecken und dann wieder über matschiges Gras. Der Himmel war dunkel, nur wenige Silhouetten erkennbar. Wir hatten die Uhren vor dem Absprung auf drei Uhr Ortszeit umgestellt. Ich streifte einen Materialcontainer, den zwei Soldaten gerade von seinem Schlitten herunter schoben und an ein RLAV anhängten. Das dämmrige rote Kabinenlicht des RLAV erschien vor mir, Rory schob mich durch eine geöffnete Tür kommentarlos neben den Fahrer und schloss sie hinter mir. Wenig später kamen seine Füße von oben durch die Luke. »Los geht’s!«, sagte er zum Fahrer und das RLAV setzte sich langsam in Bewegung, wenigstens einen Container hinter sich her ziehend, die Umgebung mit LED-Scheinwerfern in grünes Gefechtslicht tauchend. »Hätte nie gedacht, dass ich einen Kompass noch einmal so lieb gewinnen würde wie in dieser Gegend«, sagte Rory grinsend, als sich das Fahrzeug auf seinen gepanzerten Ballonreifen der Waldrandgrenze näherte, die wie eine schwarze, hohe Wand vor uns aufragte.
    »Laut Karte sind es nicht mehr als zehn Kilometer bis zum Lager, lass uns hoffen, dass zu dieser Zeit nicht allzu viele Leute unterwegs sind.«
    Wir fuhren in einem kompakten Konvoi, je zwei RLAVs mit Anhängern, eingerahmt von mittelschweren Spähpanzern des dritten Trupps, die einzige Straße vom Flughafen in Richtung Tikal entlang, an der auch das Ausgrabungslager Coruum lag. Wir bahnten uns einen Weg durch verwaiste Autos und Lastwagen, deren Elektronik durch die Gammastrahlenwelle zerstört worden war. Wir passierten

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