Coruum Vol. 2
sprecht, Offizier! «, donnerte die Stimme des Cyborgs und kam vielfach als Echo zurück.
»Verzeiht, Herrscher! «, sagte Kooi mit gesenktem Kopf. »Ich verstehe es nur nicht.«
»Möglicherweise wurde er reinkarniert!« Speer sah angestrengt auf den Boden. »Wenn er nur am Körper schwer verletzt gewesen war – aber sein Kopf nicht – hätte er einen neuen Körper bekommen können. Die Kirche hat diese Technologie perfektioniert – mit der Hilfe von Metcalfe/Dominion«, fügte er mit einem Seitenblick auf den Tempus hinzu.
Der Tempus regte sich nicht. Vollkommen lautlos verharrte er nur wenige Millimeter über dem Boden und erinnerte Ruf so an das tote Exemplar, das sie im oberen Teil der Anlage gefunden hatten.
»Eure Einschätzung über die Rolle der Tempi war nicht falsch, Adjutant«, sagte er unvermittelt. »Wir waren die Garde der Troyians der Königreiche. Wir haben die Coruumer während ihrer Ausbildung geschützt und wurden wie sie aus den Reihen ihrer Lehrer verraten, wie aus ebendiesen Reihen achtzehn Jahre zuvor schon der Anschlag auf Oldo Merceer erfolgte. Die Tempi waren zu der Zeit schon Geister, offiziell in einer gewaltigen Schlacht viele Jahrhunderte zuvor gefallen, wachten wir aus dem Verborgenen über den Plan der Troyians.«
Der Cyborg schwebte in den hinteren Teil des Mausoleums, zu den fünf Angreifern.
»Unser Trost ist es, zu wissen, dass ohne die Tempi kein Sucher dieses System lebend verlassen hätte. Die Angreifer waren stark, verfehlten aber ihr Ziel. Der Anschlag auf ihren Overteer zeigte den Tempi, wie bedrohlich die Angreifer sein mussten, denen es gelang, unter den Augen der Tempi einen der ihren zu eliminieren. Wir konnten nicht zulassen, dass Oldo Merceer starb, und transplantierten seine Identität in den leistungsfähigsten Kampfanzug, über den wir damals verfügten. Dieses eine Mal holten wir uns Hilfe von außerhalb, um die Neuronale KI mit dem neuen Gehirn zu verbinden.«
Der Tempus verstummte und die Offiziere untersuchten in ihre eigenen Gedanken versunken die fünf neuartigen Kampfanzüge. Sie waren deutlich kleiner als die Anzüge der Schattentruppen, selbst kleiner als die Exor-Anzüge des Extraktionscorps. Ihre Oberfläche wirkte wie ein nach außen gekehrter Muskel – unendlich viele Fibrillen gaben den Anzügen ein weiches, fließendes Erscheinungsbild. Die Helme hatten eine schlanke, ellipsoide Form, mit stromlinienförmigen Antennen und Sensoren an der Seite und dem Hinterkopf. Alle fünf Anzüge standen auf Antigrav-Schilden von einem knappen Meter Durchmesser und schimmerten tiefrot.
»Diese fünf konnten am weitesten am Ende der Schlacht 29286 mit Hilfe eines Synccs in die Station eindringen. Zu dem Zeitpunkt waren alle Tempi bereits gefallen oder an Bord der Expeditionsschiffe mit den Coruumern. Die einzige noch innerhalb der Station operierende Kampfgruppe der Tempi versiegelte die Station und schloss sich und wenigstens zweihundert Angreifer in ihr ein.«
Ruf schauderte, als er sich die Kämpfe ausmalte.
»Die Angreifer hatten damit keine Chance mehr. Wir isolierten sie von ihrer Führung, stellten sie in kleinen Gruppen und desintegrierten alle«, erklärte der Tempus nüchtern.
Ruf zuckte zusammen, als sich sein Kommunikationsvisier aktivierte und er eine Meldung der T3 erhielt: » Testangriff erfolglos. Alle Einheiten an Bord, Hochgeschwindigkeitsrückzug. Kontaktverlust in zehn Sekunden. Starte Relaisdrohnen. T3 meldet sich ab «, spulte die Schiffs-KI ihre Mitteilungen herunter.
Kooi war allein vor den fünf Anzügen der Angreifer stehen geblieben, ihre Betrachtungen fortsetzend.
»Sehen für mich wie moderne Kirchenritter aus«, sagte sie zu niemand Bestimmtem.
Roter Nebel, Sieben Königreiche, Restront, Winterresidenz
30397/1/27 SGC
31. Oktober 2014
Torkrage Treerose
Es war Nacht über der Winterresidenz auf Restront. Torkrage Treeroses muskulöse, große Gestalt saß weit zurücklehnt hinter seinem Schreibtisch und blickte auf das rote Sternenband von neuen Sonnen in der Materiewolke des Roten Nebels, das sich heute bei Neumond deutlich am sonst schwarzen Himmel abzeichnete.
Treeroses innere Uhr sagte ihm, dass es bereits weit nach Mitternacht war und er bald den Lichtstreifen der aufgehenden Sonne hinter den Bergketten erwarten dürfe. Der König liebte diese Zeit des Tages. Alles schien ruhig – aber nur einen Fingerzeig von ihm entfernt lauerten sämtliche Informationen der Königreiche darauf, über ihn
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