Coruum Vol. 2
Zehn-Grad-Celsius-Marke zu übersteigen. Er ging den Weg zurück durch das große Büro von Nummer 10 und nahm wieder in seinem genieteten Ledersessel am kleinen Besprechungstisch Platz, John Anchor, dem derzeitigen Premierminister in Downing Street, gegenüber.
Es war das dritte Statusmeeting beim Premierminister nach dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Infrastruktur an der Westküste und im Süden des Landes, an dem er als einzig Eingeweihter über die Ausgrabungsaktivitäten in Coruum beteiligt war. Seit drei Tagen waren die Nachrichten nicht mehr so erschütternd wie unmittelbar nach Eintreten der Katastrophe gewesen und sie hatten sich der Illusion hingegeben, dass das Schlimmste vorüber sei. Bis sie vor ein paar Stunden die Dringlichkeitsnachricht des britischen Botschafters in Washington über das mysteriöse Verschwinden des gerade erst zum Präsidenten aufgerückten Vice-Präsidenten Charles Dunn und seines Beraterstabes erreicht hatte.
Der Premierminister hatte Fergus niedergeschlagen angesehen. Sag du mir, warum, Fergus! Was um Himmels willen geht da drüben vor sich! , hatte die stille Frage gelautet. Er hatte es nicht gewusst. Sir Francis Allenham, Staatssekretär für Verteidigung und Leiter des MOD [4] , hatte sich nachdenklich eine weitere Tasse Darjeeling eingeschenkt, und ärgerlich mit zwei Fingern das Teepad aus der silbernen Kanne gefischt, nachdem er bemerkt hatte, wie stark der Tee bereits durchgezogen war.
Nur zwei Minuten nach der offiziellen Information durch das britische Konsulat war Colin Rogers, Leiter des MI6, hereingekommen und hatte die Nachricht verifiziert. Seine Quellen gingen immerhin so weit, zu behaupten, dass der amerikanische Präsident mit seinem Stab bei einem Zwischenfall auf einer geheimen Militärbasis der Amerikaner ums Leben gekommen sei. Weiterhin sollte es zwei hochrangige Überlebende des Vorfalls geben und Michael Mackenzie sollte einer von ihnen sein.
»Mackenzie – was für ein Glück!«, entfuhr es Sir Francis. Der grauhaarige Staatssekretär nickte dankbar. » – Wenn es stimmt. Dann haben sie wenigstens einen Guten behalten. Michael kann das wieder richten.«
Fergus war von einem anderen Teil der Nachricht elektrisiert worden. »Geheime Militärbasis, sagst du, Colin? Möglicherweise in Nevada?«
Der smarte Geheimdienst-Direktor sah seinen ehemaligen Universitätsprofessor merkwürdig an. »Könnte schon sein – warum? Hast du einen Verdacht?«
Fergus war aufgestanden, um sich etwas Bewegung zu verschaffen, und hatte Holz nachgelegt.
Jetzt sagte er: »Donavon hatte in einem unserer Telefonate erwähnt, dass Professor Warren davon überzeugt schien, die CIA würde die beweglichen Anlagen des unterirdischen Lagers in einen geheimen Stützpunkt zur weiteren Untersuchung abtransportieren. Er war besorgt darüber, dass wir damit von der letztendlichen Verwertung dieser Technologien ausgeschlossen würden.«
»Das unterschreibe ich unbesehen. Hat er gesagt, wohin?« Rogers kannte die Antwort, bevor er die Frage zu Ende formuliert hatte.
Fergus nickte. »Area 51, Nevada, Nellis Air Force Base.«
»Und du willst sagen, die Außerirdischen haben sie sich jetzt zurückgeholt.« Das war keine Frage mehr. Colin Rogers stützte das Kinn auf eine Hand und dachte nach.
»Können wir sicher sein, dass die damit alles erreicht haben, was sie wollten, und wieder verschwinden?« John Anchor spielte mit dem flachen Zigarettenetui, das vor ihm auf dem Tisch gelegen hatte, und sah Fergus eindringlich an.
»Ich kann es einfach nicht sagen, John. Ich weiß es nicht!«
Der Premierminister warf das Etui genervt auf den Tisch und lehnte sich in seinem Sessel weit zurück.
Fergus setzte nach. »Wir wissen doch nicht einmal, ob der EMP und der neue Vorfall um den amerikanischen Präsidenten in irgendeinem Zusammenhang stehen. Alle Satelliten, die uns darüber Aufschluss gegen könnten, sind Schrott und das einzige Weltraumteleskop, das überlebt hat, kann im Gammastrahlenbereich nichts sehen. Wir haben nur den zeitlichen Zusammenhang – kausal wissen wir nichts! «
Anchor blickte zu seinem Geheimdienstdirektor hinüber. »Colin, was ich wissen muss, ist folgendes: Können wir es bereits jetzt wagen, die von den Amerikanern angeforderte Hilfe in Marsch zu setzen, oder riskieren wir, dass sie genauso außer Gefecht gesetzt wird wie zuvor fast die gesamte amerikanische Armee und die Infrastruktur des Landes?«
Colin Rogers nickte kurz und entschieden. »Ich stimme
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