Coruum Vol. 2
doch noch jemanden, der handeln kann.«
Fergus las den Text. »Vierundzwanzig Raketenstarts von US-Unterseebooten in drei Wellen. Wie haben wir davon erfahren?« Er blickte auf das Blatt und suchte nach Quellenangaben, fand jedoch nichts.
Rogers grinste kurz und deutete auf ein kryptisches Kürzel in einer Ecke des Papiers, welches Fergus für eine Druckermarkierung gehalten hatte. »Die CIA aus Washington. Das war ihr ESL. Damit sind zumindest die amerikanischen Streitkräfte wieder global handlungsfähig.«
»ESL?«
»Emergency Satellite Link, konzipiert für genau den Fall, der jetzt eingetreten ist – Ausfall der verfügbaren Navigations- und Kommunikationssatelliten. Ein U-Boot-gestütztes Reservesystem für die Zeit nach dem großen Knall.«
Fergus erhob sich. »CIA«, er ließ die Buchstaben in der Luft hängen. »Du weißt Bescheid über ihre Beteiligung an der Ausgrabung und du weißt, was Donavon mir über Shoemaker berichtet hat. Wer wird da drüben jetzt das Sagen haben, nach dem Tod zweier Präsidenten und einiger Minister?«
»Nun, zuerst war es Charles Dunn als Vice-President. Da der jetzt auch vermisst wird, ist die Reihenfolge aus unserer Sicht nicht ganz klar. Die amerikanische Regierung wird mit Sicherheit eine interne Rangliste der nachfolgenden Kandidaten haben, die sich aus Ministern und dem Sprecher des Repräsentantenhauses zusammensetzt. Da jedoch sowohl der Stabschef als auch andere hochrangige Mitglieder aus dem direkten Umfeld des Präsidenten ausgefallen sind, rechne ich hier mit Verzögerungen.«
Fergus sah sich die zu Asche verbrannten Holzscheite an. Er hatte den richtigen Zeitpunkt zum Nachlegen verpasst. Jetzt gäbe es zu viel Rauch.
»Ich habe übrigens gute Nachrichten bezüglich deiner Bitte von gestern.«
Fergus drehte sich um und sah den Geheimdienstdirektor angespannt an. »Du hast mit dem Regiment sprechen können?«
Colin Rogers hatte sich mit seinem Sessel zu ihm herumgedreht und war aufgestanden. Jetzt ging er um den großen Sessel herum und stützte sich auf die hohe Lehne. »Ja.«
Fergus war irritiert über das grinsende Gesicht. »Was ist?«
»Ich musste nicht lange bitten. Dein Freund scheint royale Aufmerksamkeit zu genießen.«
Fergus verstand nicht. »Wer…?«
»Das Büro des Königs hatte eine eindringliche Bitte an den Kommandeur herangetragen, Donavon und sein Team da herauszuholen. Das konnte das Regiment selbstredend nicht abschlagen.«
Fergus löste sich und ging langsam auf Rogers zu, unglaublich erleichtert.
»Du kennst natürlich Sir Kenneth MacAllon, den Duke of Apholl und Donavons Vater. Aber er war es nicht, obwohl er als Kommandeur a.D. des Schottischen Regiments einen direkten Draht zur SAS [5] gehabt hätte.« Das Grinsen auf Colin Rogers Gesicht war eindringlicher geworden. »Brian MacAllon, Donavons Cousin, scheint ein ausgezeichnetes persönliches Verhältnis zum König zu haben. Jedenfalls rief er bereits vor zwei Tagen besorgt im Buckingham Palace an.«
Jetzt war es an Fergus, entspannt zu lächeln, während er sich an sein letztes Zusammentreffen mit dem Londoner Börsenmakler vor ein paar Wochen auf den Highland-Games in Braemar erinnerte. »Ein wunderbarer Junge.«
»In der Nacht ist ein Such- und Rettungsteam des 22. SAS-Regiments von Credenhill aufgebrochen. Sie werden heute Abend vor Ort sein.«
Das Gefühl der sich lösenden Anspannung in Fergus währte nur kurz. Es wurde fast sofort von der Sorge abgelöst, ob das SAS-Rettungsteam überhaupt noch etwas finden würde.
Nachdenklich trat er an einen der hohen, dunkelbraun gebeizten Eichen-Fensterrahmen heran und blickte durch das zwei Zentimeter dicke Panzerglas nach draußen. Mittlerweile war es nicht nur im Büro des Premierministers dunkler geworden und Fergus konnte den Vollmond über dem Giebel des gegenüberliegenden Hauses aufgehen sehen. Irritiert rieb er sich die Augen. »Colin, sind diese Scheiben getönt?« Der Geheimdienstdirektor kam zögernd zu ihm und sah schräg durch das Fenster.
»Das dürfte Panzerglas sein, keine Ahnung, ob es getönt ist. Warum?«
Fergus ging mit der Nase so dicht es ging an das Glas heran und betrachtete die Straßenbeleuchtung vor Haus Nummer 10. Die schien in Ordnung zu sein.
»Lass uns raus gehen!« Er verlies zügig das Büro, Colin Rogers auf den Fersen und gefolgt von zwei Sicherheitsbeamten, die vor der Tür Wache gestanden hatten.
Auf der Straße hielt er inne. Außer ihrer kleinen Gruppe und der Wachmannschaft am Tor
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