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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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verschmierte Nachttarnfarbe um seine Augen-Nase-Partie und das aufgeklebte Kehlkopfmikrofon gut sehen konnte. An seinem linken Unterarm war ein längliches Computerdisplay befestigt.
    »Credenhill«, wiederholte ich langsam, krampfhaft bemüht, mein Denken auf Tempo zu bringen. Sein Gesicht kam mir bekannt vor. »Macintosh? Wer…?«
    »Ich soll Ihnen das hier geben, Doktor«, sagte er lächelnd. »Soll ich es für Sie öffnen?«, fügte er hinzu, als er realisierte, dass ich das kleine Paket mit meinen bandagierten Händen nicht würde entgegennehmen können.
    Er zerriss das braune Papier und fing den Inhalt auf. Ein gefalteter Bogen Papier und ein flacher metallener Gegenstand fielen in seine Hand. »Darf ich den Brief öffnen, Doktor?« Ich nickte, sprechen war auf einmal so schwer.
    Nachdem er das Papier auseinandergefaltet und glatt gestrichen hatte, hielt er es so, dass ich die handgeschriebenen Textzeilen im roten Licht der Sonne lesen konnte.
    Mein Guter, wenn Du zurück bist, bedanke Dich zuerst beim
König!
Fear no fear!
Brian.
PS: Sei nett zu Rory. Ich habe ihm erzählt, was für Witze Du
über die Macintoshs gemacht hast, nachdem wir sie in Breamar
 geschlagen hatten.
    PPS: Ich habe mir Deinen Wagen geliehen.
    Er hatte sich meinen neuen Porsche geliehen? Ich sah sein grinsendes Gesicht in Gedanken vor mir, das Gaspedal bis zum Anschlag durchtretend, aufspritzenden Kies!
    »Soll ich die Flasche auch öffnen, Doktor?« Er nahm den Brief weg und faltete ihn zusammen.
    »Rory Macintosh«, sagte ich, ihn endlich erkennend. »Du warst zweiter am Seil.«
    Er lachte mich an, eine prächtige Zahnlücke entblößend. »Was sollte das bedeuten, Donavon – mit den zu kurzen Kilts?«, entgegnete er, die Augen scherzhaft zu Schlitzen zusammengezogen. Dann hockte er sich neben mich und schraubte die Kappe von dem flachen metallischen Gegenstand. Mein Blick fiel auf eine feine Gravur unterhalb des Flaschenhalses, die schottische Diestel über dem zerbrochenen Zweihänderschwert, das Emblem unseres Clans.
    Er führte die Flasche an meinen Mund und ich ließ den MacAllon hineinfließen. Ich schloss meine Augen und leitete den einundzwanzig Jahre alten Whisky in jeden Winkel meines Mundes, bevor ich ihn in kleinen Portionen hinunterschluckte und das Ausbreiten der wohligen Wärme in meinem Körper genoss.
    »Ich nehme alles zurück, Rory – war nicht so gemeint.« Er klopfte mir auf die Schulter, erhob sich und schraubte die Flasche wieder zu.
    Dann griff er unter meinen Arm und zog mich hoch. »Wir müssen los, Donavon. Unser Boot wartet vor der Straße von Yucatan. Bis dahin zurück brauchen wir wenigstens fünf Stunden. Der Weg hierher war nicht besonders angenehm. Hier herrscht Bürgerkrieg!«
    Ich versteifte mich. »Wir können hier noch nicht weg, Rory!« Fragend sah er mich an. Ich berichtete ihm mit stockender Stimme von den Ereignissen der letzten Tage und Karens Tod.
    »Ich muss vorher nach ihr sehen, ich muss zurück zum Cenote!«
    Er antwortete mir nicht. Jedoch konnte ich eine Antwort aus dem Blick ablesen, den er den beiden anderen Soldaten zuwarf. »Lass uns zuerst zurück zu den Amerikanern gehen«, sagte er dann angespannt. Ein zweiter Soldat trat an meine linke Seite und zusammen schleiften sie mich in zügigem Tempo den Weg zurück zur Grube.
    Am oberen Rand sah ich weitere Soldaten und zwei Fahrzeuge, in denen sie gekommen waren. Im Schatten eines der Fahrzeuge sah ich Sturgis und die beiden amerikanischen Marines sitzen. »Dorthin!«, sagte ich zu Rory.
    Sturgis und die Marines waren an Händen und Füßen gefesselt und hatten schwarze Säcke über den Köpfen. »Was ist los Rory, warum sind sie gefesselt?«
    Er sah mich ernst an. »Don, das hier ist ein Such- und Rettungs-Unternehmen, um dich und dein Team zurück auf britischen Boden zu bringen. Wir werden die Amerikaner nicht mitnehmen!«
    Ich richtete mich auf. »Dieser Mann hat mir mehrfach das Leben gerettet«, versetzte ich eindringlich, auf Sturgis zeigend. »Er gehört zu meinem Team! Du musst ihn mitnehmen.«
    Rory war einen halben Kopf größer als ich. Er kam dicht an mich heran, so dass niemand außer mir ihn hören konnte. »Brian hat mir gesagt, dass du sechs Jahre bei der Navy warst. Deshalb sage ich das jetzt nur einmal «, jeglicher Humor war aus seinen Augen gewichen. »Ich bin hier, um zuerst dich abzuholen. Sonst nichts. Wir sind alle in großer Gefahr. Marodierende Milizen plündern das Land und nehmen den Leuten, was nirgendwo

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