Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
Hieroglyphen und die anderen Zeichen in der Dunkelheit nicht erkennen, sie mussten sich oberhalb meines Kopfes befinden.
    Ich war erschöpft und setzte mich so, dass ich mich mit dem Rücken an sie anlehnen konnte. Das anfangs zaghafte Sirren der Grillen war auf die vor dem Sturm gewohnte Lautstärke angewachsen. Die Natur begann sich im Gegensatz zu uns schnell mit der neuen Situation zu arrangieren. Die Regenschauer am Nachmittag hatten wieder in gewohnter Stärke eingesetzt, der Hurrikan war vorüber. Irgendwann schlief ich ein, ausgelaugt, erschöpft, unendlich traurig und kein bisschen neugierig auf den nächsten Tag.
     
    *
     
    »Scotsman, wach auf!« Ein neues Erdbeben schüttelte mich. Ich schlug die Hände vors Gesicht und erwartete weitere Stöße. »Wach auf, Donavon, sieh dir das an!«
    Ich öffnete die Augen und kniff sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen. Es war kein Beben gewesen, Sturgis stand im Sonnenlicht, blutbespritzt.
    »Was ist …? – Aye! «
    Es war kein Beben und es war kein Blut. Er hatte mich an der Schulter wachgerüttelt. Langsam sah ich mich um. Orangeroter Kalk, wohin ich sah. Selbst die schief stehenden Bäume hatten einen roten Schleier auf ihren schlaff herabhängenden, zusammengerollten Blättern. Ich betrachtete meine Verbände – Rot. Ich erhob mich mit Sturgis’ Hilfe und sah auf die Stele – tiefrot, fast lila. Benommen schüttelte ich den Kopf. Der Farbschleier wollte nicht von meinen Augen weichen.
    »Jetzt siehst du es auch, Scotsman?« Sturgis sah mich erwartungsvoll an. Er breitete beide Arme in einer Halbkreisbewegung aus, die alles einschloss.
    Dann hatte ich es. »Die Farbe?«
    Der Sanitätssoldat stand neben Sturgis. »Genau Sir, das Farbspektrum scheint verschoben. Wir haben es bei Sonnenaufgang entdeckt. Irgendetwas befindet sich in den oberen Atmosphäreschichten und bewirkt die Lichtfilterung.«
    Ich sah den kleinen Klugscheißer an und dachte an eine Atombombenexplosion und den dadurch aufgewirbelten Staub, der bis in die Atmosphäre und höher steigen würde. Sturgis musste die Bestürzung in meinem Gesicht erkannt haben. »Ist mir auch zuerst als Ursache in den Kopf gekommen, Scotsman«, sagte er leise, »lass uns beten, dass wir da gewaltig falsch liegen!«
    »Das zweite Beben von gestern könnte die Fernwirkung gewesen sein«, warf ich trübe ein.
    »Würde zusammenpassen«, stimmte er zu, die Augen auf eine weitere Person richtend – den Marine, der mich gestern mit der Pistole bedroht hatte. Sturgis verfolgte meinen Blick und zeigte mit dem Kinn in Richtung des Soldaten. »Sollte keine Schwierigkeiten mehr machen, wir haben uns heute Nacht ausgesprochen. Er denkt jetzt, dass es keine gute Idee war, allein nach dem Schiff suchen zu wollen, wenn schon vier Hubschrauber abgeschossen worden sind. Sein Kollege ist wohl auf und davon.«
    Ich hörte ihm nur im Unterbewusstsein reden. Der rotorangene Farbschleier war faszinierend.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er, mir eine halbvolle Plastik-Wasserflasche reichend. Ich nahm sie zwischen beide Unterarme. »Wenn die leer ist, Donavon, trinken wir wieder aus Pfützen. Ich habe mir vorhin die Container ansehen, da ist nichts mehr heil.« Er deutete auf ein paar Konservendosen in der Nähe des Marine. »Bohnen! Fünfundzwanzig Dosen insgesamt – also wenn du Hunger hast.«
    Ich trank umständlich aus der Flasche. Meine Gedanken hatten wieder um den Schlüssel zu kreisen begonnen. »Wir müssen versuchen, das Lager aufzubekommen«, sagte ich, die Flasche an Sturgis zurückreichend. »Der Professor ist da drinnen und er hat Vorräte. Wenn wir uns hier für länger einrichten müssen und -«, ich deutete auf das Farbspiel am Himmel, »- das tatsächlich Fallout sein sollte, ist das unsere beste Option.«
    Der Hüne nickte mir zu. »Gibt es da unten auch ‘ne Dusche?« Er grinste und ich war wirklich dankbar für seinen Humor. »Also suchen wir.« Sturgis drehte sich zu dem Marine um. » Mister! « Der Angerufene sah zu uns rüber und setzte sich widerstrebend in Bewegung.
    »Tut mir leid, Sir«, entgegnete er zu meiner Begrüßung. Sturgis’ Faust hatte ein schönes Veilchen an seinem linken Auge hinterlassen.
    »Mir auch, Second Lieutenant«, entgegnete ich. »Können wir zusammenarbeiten?«
    Er sah mich an. »Ja, Sir.«
    »Doktor, darf ich Ihnen eben eine Injektion geben?« Der Sanitäter zeigte auf das aufgeklebte Päckchen auf meinem Hemd, das durch meine Stürze während des Herumirrens der letzten Nacht

Weitere Kostenlose Bücher