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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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arg in Mitleidenschaft gezogen worden war.
    »Ich möchte den Verband lieber nicht öffnen, ich habe kein Ersatzmaterial.« Sein Blick wurde bohrend. »Ich hatte Sie gewarnt, Sir. Sie müssen die Hände schonen.« Er besah sich die Packung mit den Injektionen und nahm eine heraus. »Sie hätten gestern schon eine haben müssen.« Kommentarlos brach er den Verschluss auf und drückte mir den kleinen Zylinder auf den Oberarm. Mit einem leisen Zischen entließ der Zylinder das Antibiotikum in meinen Körper und der Soldat brachte die Durchblutung an der Injektionsstelle durch kurzes Massieren mit seinen Fingerspitzen in Bewegung.
    »Was suchen wir genau, Scotsman?« Sturgis pickte mit einem Stiefel im Kalkschutt.
    Ich ging um die Stele herum, bis zur Seite mit der Fassung für den Schlüssel unter den drei Symbolen. »Wir suchen einen Schlüssel, der in die Vertiefung da oben passt. Er ist goldfarben und handtellergroß. Er befand sich in dem Schloss zur Zeit des Angriffs. Wenn die angreifenden Soldaten ihn nicht mitgenommen haben – und davon gehen wir besser aus – muss er hier irgendwo vor der Stele liegen. Ich hatte ein gelbes PVC-Band an ihm befestigt. Diese Stele kontrolliert den Zugang zu dem unterirdischen Lager, der Eingang ist unter dem Geröllhaufen da.«
    »Dann hilft uns der Schlüssel doch gar nichts, Sir, wenn wir erst den Schuttberg wegräumen müssen«, warf der Marine ein.
    Ich sah ihn lächelnd an. »Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen. Wenn wir den Schlüssel haben, kommen wir da rein. Also los!«
    Mir war in den letzten Minuten noch etwas anderes eingefallen. »Sturgis, ich werde mir eine andere Stelle dort drüben ansehen, ich kann ohnehin nicht graben.« Er grunzte und fuhr fort, Kalkbrocken wegzuräumen.
    Ich kam mir vor wie auf dem Mars. Das rot-orange Farbspiel um mich herum zusammen mit dem trostlosen Untergrund erzeugte eine sonderbare Stimmung. Die Sonne stand bereits recht hoch am Himmel – ich schätzte die Zeit auf vielleicht 11 Uhr – und erzeugte die gewohnte Schwüle. Mein Weg führte mich die Reste der Rampe hinauf, die ebenfalls von Geröll übersät war. Am oberen Rand der Grube wandte ich mich nach Süden, umständlich den nach dem Beben weitgehend zerstörten Kalkquadern der Zugangstreppe zur einstigen Königspyramide ausweichend.
    Mein Ziel war der Hieroglyphenraum. Er befand sich unter dem süd-östlichen Teil der Königspyramide. Gespannt näherte ich mich dem Ort, an dem wir ursprünglich in den unterirdischen Gang eingedrungen waren und der uns zu dem faszinierenden Archiv über die Geschichte der Maya-Metropole Coruum geführt hatte. Ich sah bereits aus fünfzig Metern Entfernung, dass ich dort nicht wieder würde hineinklettern können. Der von den Maya gebaute Tunnel mit dem typischen Kraggewölbe war auf seiner gesamten Länge zusammengebrochen und bildete eine aufgerissene Wunde im sonst von Gras und Geröll bedeckten Boden. Ich ging aufmerksam an dem Riss im Erdreich entlang, bis er unter einem grasüberwachsenen Erdhügel verschwand, unter dem sich auch das Archiv befinden musste.
    Erschöpft setzte ich mich auf einen Felsen. Das rot-orange Licht entfaltete auf Dauer eine hypnotische Wirkung. Nur mit Mühe konnte ich mich konzentrieren. Der Schmerz in meinen Ellenbogen loderte auf, als ich sie auf die Knie stützen wollte. Ich würde den Hieroglyphenraum nicht erreichen können. Selbst wenn Sturgis den Schlüssel finden würde, kämen wir ohne schwere Maschinen nicht an die Tür heran.
    Plötzliches Knirschen des Gerölls hinter mir ließ mich herumfahren. Ein grünschwarzer Schatten verharrte zwei Meter hinter mir. Ich hob einen Arm, um meine Augen gegen das Licht der roten Sonne abzuschirmen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich zwei weitere Schatten hinter dem ersten.
    »Doktor Donavon MacAllon?« Der erste Schatten sprach mich an, während er um mich herumging, so dass ich ihn nicht länger im Gegenlicht der Sonne ansehen musste. Ich nickte zur Antwort.
    »Ich bin Commander Macintosh, Credenhill, 22. Regiment. Ich bin hier, um Sie zurückzubringen.«
    Ich benötigte einige Sekunden, um die Informationen in den richtigen Kontext zu setzen und anschließend zu verarbeiten. Ich sah ihn an. Sein Tarnanzug verfügte über Luftschlitze, die im Moment weit geöffnet waren. Er trug einen Schildkrötenpanzerähnlichen Rucksack, der in einen breiten Nackenschutz und eine Stummelantenne auslief. Seine Gesichtsmaske hatte er über die Stirn aufgerollt, so dass ich die

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