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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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die Besucher schnell deutlich gemacht hatten, dass sie keine weiteren Erdlinge hier sehen wollten, hatten Warren und Fergus, als echte Kapazitäten im Bereich der Naturwissenschaften, uns breitaufgestellte Laien mit sehr engen Spezialgebieten angelernt. Meine Aufgabe bestand im Wesentlichen aus dem Managen der Komplexität aller Tätigkeiten und der Sorge, nichts zu vergessen, während Karen sich dem Kartographieren der Arche und ihrer Artefakte widmete. In den wenigen Momenten, in denen ich so etwas wie Langeweile spürte, half ich Fergus und seinem Assistenten Sturgis, die Funde in der Kathedrale zu untersuchen, zu beschreiben und ihre mögliche Bedeutung zu interpretieren. Zusätzlich hatte ich begonnen, die Chronologie der Ereignisse zu notieren und ein Register der Wissensfragmente zu erstellen. Überrascht hatte ich festgestellt, wie viel wir alle bereits über die Besucher des Roten Nebels in Erfahrung gebracht hatten – wenn wir unsere Kenntnisse erst kombinierten.
    Wenn es gerade von Syncc Marwiin nichts zu lernen gab – was fast nie vorkam – verbrachte Sinistra ihre Zeit damit, Karen zu helfen und ihr von ihren Erlebnissen in der Gesellschaft des alten Mannes zu erzählen. Dieser schien bei seiner Untersuchungsarbeit fast keinen Schlaf zu brauchen und auch die junge Guatemaltekin kam seit ihrer Rückkehr vor zehn Tagen mit sehr viel weniger als wir übrigen aus.
    Keleeze war in der Kathedrale stehen geblieben und betrachtete konzentriert die Kuppel. Dass der alte Mann weitergegangen war, schien ihn im Moment nicht zu kümmern. Ich trat zu ihm und wartete.
    »Ich habe schon viel gesehen, Donavon, sehr beeindruckende Bauten und Welten, doch nichts ist rückblickend auch nur annähernd so schön gewesen wie diese Kuppel«, sagte er in seiner Sprache, während mir der Übersetzer nahezu zeitgleich die englischen Worte ins Ohr soufflierte. Sein offenes Erstaunen bedurfte keiner Interpretation. Er drehte sich zu mir und deaktivierte sein Visier, lächelte, als er mein eigenes, aktives bemerkte.
    »Ein sinnvolles Utensil, findet Ihr nicht?« Sein Lächeln wurde breiter.
    »Syncc Marwiin sagt, das hier sei erst der Anfang«, antwortete ich und schaltete es ab. »Wir werden Jahre brauchen, allein diese Kuppel zu dokumentieren – unabhängig von dem, was noch folgt, Siir.«
    Sein Blick wurde mit einem Mal hart. »Das mit den Jahren könnte ein Problem werden, mein Freund, unter Umständen haben wir nicht mehr sehr viel Zeit – kommt!«
    Karen kam hereingerannt, Fergus mit hochrotem Kopf, völlig außer Atem, zwanzig Meter hinter ihr. Sie strahlte Keleeze an, der ihr zunickte und in Richtung Syncc Marwiin ging, der ihn äußerlich ruhig am Gang zum Fahrstuhl erwartete.
    Sinistra legte ihren Stift auf den Tisch, hakte Karen unter und folgte ihm. Fergus, Warren, Sturgis und ich sahen uns an. »Ich habe kommt verstanden«, meinte der Amerikaner, »das betraf uns alle.«
    Also machten wir uns auf den Weg.
    Der Wachoffizier erwartete uns in seinem Panzeranzug auf der Fahrstuhlplattform. Die beiden Besucher unterhielten sich leise – mein Übersetzer schwieg, nur Sinistra war in der Lage, sie zu verstehen, Warren vielleicht ein paar Fragmente.
    Es war einer der raren Momente, in denen der Certeer uns einen Blick auf den ungetarnten Panzeranzug gestattete. Alle bis auf Keleeze und Syncc Marwiin starrten ihn an. Ich stand nur einen Meter von den furchteinflößenden, schwarzen Krallenfüßen des Anzugs entfernt, die allein bis zu meinen Knien reichten. Die unförmigen Behälter auf den breiten Schultern, die ohne den störenden Kopf sehr ausladend wirkten, ragten hoch über mir auf. Unmerklich hatte die Plattform begonnen, sich hinabzubewegen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah den länger werdenden Schacht hinauf, bis ein blendenartiges Schott ihn lautlos über uns abschloss. Als die Plattform mit dem Bremsen begann, spürte ich mein Gewicht deutlich zunehmen. Nach genau 957 Metern lotrechter Fahrt, wie mein Visier mir mitteilte, kamen wir zum Halten, wieder in einem der beiden Brennpunkte eines ellipsoiden Raumes. Das runde Blendentor im zweiten Brennpunkt zu unserer Rechten öffnete sich und wir betraten einen indirekt, in dem uns zwischenzeitlich gut vertrauten Bronzeton beleuchteten, zweihundertvierzig Meter langen Tunnel. Unter einer dreißig Meter hohen Decke machten wir einen kurzen Fußmarsch, bis wir vor dem Bergrutsch standen, der bisher unser Vorankommen nachhaltig blockiert hatte.
    Syncc Marwiin

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