Coruum Vol. 3
Unterlichtgeschwindigkeit näherten.
»Sie wissen, dass wir hier sind, Siir, keine Drohnen diesmal, sondern echte Menschen!«
Ruf stimmte Hud Keraas zu, fühlte seine eigene Anspannung weiter steigen. »Sie haben sich vor den Drohnen versteckt, konnten sie aber orten und analysieren, ohne dass die Drohnen selbst es bemerkt hätten. Sie wollten ihnen nichts preisgeben – mal sehen, was sie uns sagen.«
Der Aufklärer startete eine Kommunikationsdrohne in Richtung Dimensionstor, die unmittelbar vor dem Rendezvous springen würde, um diesen Kontakt zu dokumentieren.
Das Bild einer lächelnden Frau mit glatten blonden Haaren erschien auf Rufs Visier. Ihr Gesicht war schmal mit hoher Stirn und dunklen Augen. Am oberen Lidrand erkannte er filigrane, verzierte Blenden. Ihre Haut schimmerte graubraun, wies kunstvolle, farbenfrohe Bemalungen unter den Augen und auf den Wangenknöcheln auf.
»Willkommen, Nachfahre. Wir haben dich lange erwartet.« Sie sprach eine Art Proc, fast bis zur Unkenntlichkeit überlagert von einem kehligen Akzent.
Die drei Objekte hatten den Aufklärer erreicht, Rufs Display zeigte drei Tempi, deren Schilde den Schiffssensoren widerstanden. Er überlegte, ob diese Frau in einem von ihnen stecken mochte oder ob es sich bei ihren Bild nur um die Repräsentation einer KI handelte.
Mit einem leisen elektronischen Zirpen verabschiedete sich die Kommunikationsdrohne aus dieser Dimension. Sie würde nur Sekundenbruchteile vor ihnen zurückkehren, um über den ersten Positiven Kontakt mit den Sole-Sourcern seit Harkcrow zu berichten.
8 Erde
Uganda, Arche der Sole-Sourcer
24. November 2014
30397/2/4 SGC
Donavon
Die willkommenen Sonnenstrahlen des neuen Tages beleuchteten feine Nebelschwaden, welche den tiefblauen Himmel vom grünen Wasser des Kratersees trennten. Am südlichen Horizont, nur knapp zehn Kilometer entfernt, erstrahlte die weiße Spitze des Mount Stanley durch die Ausläufer des Nebels. Die Luftfeuchtigkeit betrug vielleicht siebzig Prozent, würde aber sicher im Laufe des Tages wieder ihre Sättigungsgrenze erreichen – die letzte Woche hatte es fast ununterbrochen geregnet.
Der alte Wissenschaftler war zurück – und er hatte Keleeze mitgebracht. Ich spürte persönlich eine Welle großer Erleichterung. Syncc Marwiin war bei dieser zweiten Begegnung sicher betont höflich und deutlich kommunikativer geworden als bei unserem ersten Treffen in Coruum, besonders in den letzten Tagen, nachdem er uns bei der Aktivierung des oberen Archenteils beinahe umgebracht hätte – doch fühlte ich mich in der Gegenwart des großen Mannes wohler. Er strahlte trotz seiner gewaltigen Bedeutung für die Welten seines Bündnisses eine Art Natürlichkeit und Authentizität aus, die seine Gesellschaft angenehm und ungezwungen wirken ließ.
Keleeze trug wie beim letzten Mal seine glänzenden, schwarzen Haare zu einem strengen, kurzen Zopf geknotet. Der dunkelgraue, uniformgleiche Anzug war schmucklos. Nur die schwarzen Augen funkelten – diesmal voller Entschlossenheit – und ich glaubte einen nicht genau zu definierenden Ausdruck von Anspannung auf seinen Zügen wahrzunehmen.
Auch Syncc Marwiin wirkte anders als gestern – vor seinem Abflug. Als hätte er von Keleeze schlechte Nachrichten erhalten, führte er ihn mit unbewegtem Ausdruck unbeirrt an Sturgis und mir vorbei, direkt zum Eingang der Arche, nickte uns kurz zu und erlaubte auch Keleeze nicht mehr als einen wortlosen, aber freundlichen und wie ich glaubte – wiedererkennenden – Blick.
»Damn, da is’ was passiert, Scotsman«, kommentierte Sturgis unbewusst meine Gefühlslage, mit Sorgenfalten auf der Stirn den beiden hinterherblickend, »und zwar etwas ganz übles, wenn du mich fragst!«
»Aye, sehen wir nach, was sie machen«, meinte ich und nickte in Richtung der geöffneten Blendentore des Zugangs.
Schon automatisch tippte ich mir in den Nacken, aktivierte mein Visier. »Karen, Keleeze ist zurück, es lohnt sich, aufzustehen«, informierte ich sie. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich ihr Antwortsignal bekam – bin unterwegs!
Sinistra und Warren sahen uns im oberen Teil der Arche neugierig entgegen. Sie waren jeden Morgen die Ersten an unseren provisorisch eingerichteten Arbeitsplätzen in der Kathedrale der Sole-Sourcer und spät nachts die Letzten, die in das Habitat zurückkehrten. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich unsere Gruppe in den Wochen seit der Entdeckung von Coruum geformt hatte. Nachdem
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