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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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erklären, warum unsere Gene so verschieden sind, wie Ihre Kollegin Sybil Carlysle festgestellt hat, Professor«, ergänzte Karen.
    Es war einer der wenigen Momente, seitdem ich Fergus kannte, in denen er keine Antwort parat hatte.
    Die Archäologin schmunzelte. »Eine genetische Verarmung führt in der Regel zu einer Inzuchtdepression, das heißt, die wenigen Überlebenden einer Art kreuzen sich nur noch innerhalb des verbliebenen Gen-Pools, verlieren ihre Gen-Vielfalt und sterben mangels Anpassung aus.«
    »Dann dürfte es aber überhaupt keine Menschen mehr auf der Erde geben, Karen«, warf ich ein.
    »Nicht unbedingt, Doktor.« Warren sah sie an und senkte anerkennend den Kopf. »Eine sehr gute Theorie! Es ist erwiesen, dass die Evolution für solche Fälle vorgesorgt hat. Dieses Phänomen nennt man Purging. Es bedeutet, dass eingezüchtete Populationen – also solche mit nur noch sehr wenigen Individuen – trotz einer zu geringen Vielfalt die schlechten Gene eliminieren. Dies tritt verstärkt ein, wenn die Populationen einer gesteigerten Fitness-Anforderung unterliegen – und das kann in einer lebensfeindlichen Umgebung auf der Erde wie nach einem vulkanischen Winter wohl unterstellt werden.«
    »Und das bedeutet?« Sturgis hatte versucht, den fachlichen Ausführungen so weit es ging zu folgen. »Wir stammen nicht von den Sole-Sourcern ab?«
    » Genau! « Warren nickte. »Wir sind das Ergebnis der parallelen Evolutionslinien, welche die Sole-Sourcer in ihrer Herrschaftszeit weltweit unterdrückten, ohne sich mit ihnen zu vermischen. Teile dieser Populationen überlebten die Potentialkatastrophe und den vulkanischen Winter außerhalb Afrikas. Danach gab es keine Sole-Sourcer mehr, die sie unterdrückten und auch keine ihrer Nachfahren mehr.«
    »Wir wissen nicht, was sie anders in ihrer Evolutionsgeschichte gemacht haben als die anderen vormenschlichen Stämme, um diese Vormachtstellung zu erlangen, die sie unzweifelhaft für eine sehr lange Zeit innehatten«, dachte ich laut, »aber sie hatten offensichtlich großes Pech dabei, die Früchte dieser Entwicklung zu ernten.«
    Sinistra sah mich traurig an. »Wenn ich Syncc Marwiin in den letzten Wochen richtig verstanden habe, Doktor, dann bereiten sich die heutigen Sole-Sourcer – das Dritte Imperium – gerade darauf vor, diese Ernte einzufahren!«
     
    *
     
    Ein lautes Zirpen riss mich aus dem Schlaf. Karen schrie leise auf und drückte sich neben mir aus den Kissen.
    » Was ist los? « Sturgis’ Bass dröhnte durch den Alarmton. Rotes Blitzlicht erhellte den Aufenthaltsraum des Habitats.
    » Start in fünf Sekunden! «, donnerte eine synthetische Stimme.
    » Don! «
    Ich war aus dem Bett, ergriff mein Visier, legte es mit einem geübten Griff um, sprang in einen der Konturensessel vor dem Arbeitspult und suchte nach einem Anschnallgurt – doch der kam automatisch – kaum dass ich Platz genommen hatte. Neben mir landete Sturgis mit einem Krachen, dass ich für einen Moment dachte, der Sitz wäre abgebrochen.
    Die Ansicht des Displays beantwortete mir alle Fragen. Wir waren auf dem Weg aus der Atmosphäre. Das Habitat hing in einer blauen Schlinge aus Licht, die von einem sichelförmigen Objekt gezogen wurde und sich mit unglaublicher Geschwindigkeit von der Erde entfernte. Ich spürte keine Bewegung – nicht einmal eine leise Vibration.
    Sinistra kam nur mit der Bettdecke bekleidet an meine Seite und bediente das Display. Sturgis beugte sich auf meiner anderen Seite unmerklich – wie er glaubte – nach vorn. Eine Stimme meldete sich und sie führte eine kurze Unterhaltung in der Sprache der Besucher. Unsere Übersetzer schwiegen. Das Bild der Ärztin, Hud Pasuun, erschien und erklärte etwas in ernstem Ton. Ich hörte ein Wort, das ich als Keleeze interpretierte, dann endete das Gespräch.
    »Wo fliegen wir hin, Kleines?« Karen stand hinter mir.
    »Zum Schildverband. Das, wovon ich dir erzählt habe, hat uns erreicht. Es ist in das Sonnensystem eingedrungen. Keleeze hat befohlen, uns in Sicherheit zu bringen.«
    »Wir fliegen zu den Besuchern aufs Schiff?« Fergus’ Stimme zitterte vor Aufregung. Er stützte sich auf die Lehne von Sturgis’ Sessel und verfolgte mit zusammengekniffenen Augen den dargestellten Kurs im Display.
    Ich sah auf Sinistra, die in Gedanken versunken regungslos neben mir stand.
    »Was hat die Ärztin noch gesagt?«, fragte ich sie vorsichtig.
    Ihre dunklen Augen starrten ins Nichts.
    »Sinistra?«
    »Sie hat gesagt, dass Syncc

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