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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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energische Bewegung an ihrem Arm spürte und Hud Pasuun sie kraftvoll hinter sich her zu ziehen begann.
    Das grünlich-blaue Wasser nahm kein Ende. Sinistra hatte die Orientierung verloren, ihre Lungen brannten, das Blut dröhnte in ihren Ohren. Am Rande ihres Bewusstseins durchbrach sie endlich die tobende Oberfläche und schnappte gierig nach Luft. Sofort wurde sie aus dem Wasser gerissen und auf eine raue, schwebende Transportplattform gelegt. Nur Augenblicke später beugte sich Hud Pasuun mit besorgtem Gesichtsausdruck über sie. Das Wasser ihrer nassen Haare tropfte auf Sinistras Stirn.
    »Hallo, Kleines. Ich dachte, du wärst schon wieder etwas fitter«, sagte sie mit einem Lächeln um die Lippen. »Erinnere mich nachher daran, die Sauerstoffkapazität deiner Makrobots nachzuregeln.« Sie drehte sich zu einem drahtigen Mann, der die Plattform steuerte. »Danke. Bringt uns zum Strand, Siir!«
    Sinistra erholte sich überraschend schnell. Sie stützte sich auf den Ellenbogen hoch und begann die Geometrie des Erholungsdecks zu verstehen. Der Raum hatte die Form einer hängenden Halbkugel. Am gekrümmten Boden befand sich ebenfalls ein Meer, vielleicht mit zweihundert Metern Durchmesser. Ein umfassender, vergleichbar breiter Ring aus Sand und Felsen bildete den Strand, auf den ihre Plattform sie in großzügigen Kurven zusteuerte.
    Noch etwas wackelig auf den Beinen folgte Sinistra den schnellen Schritten von Hud Pasuun in Richtung eines langgestreckten Bartresens, an dem großzügig verteilt mehrere Personen standen oder saßen. Froh, sich setzen zu können, ließ sie sich auf dem warmen, weißen Sand unweit davon nieder und lehnte sich zurück. Ihr Badekleid trocknete innerhalb von Sekunden. Fasziniert betrachtete sie die aus ihrer jetzigen Perspektive über ihr schwebenden Meere und bemerkte sogar, wie einzelne Besucher die schwebenden Plattformen als Sprungbrett benutzten und kunstgerecht in weit darunterliegende Tropfen tauchten, sie durchschwammen und an der gegenüberliegenden Seite wieder erschienen, sich von der Plattform herausfischen ließen und in den nächsten sprangen, bis sie letztendlich das Grundmeer erreichten und nach einigen Minuten entspannt aus dem Wasser stiegen, um sich an der Bar nur wenige Meter von ihr entfernt ein Getränk zu holen.
    Köstlich duftende Fischstückchen auf einem gewundenen, goldfarbenen Spieß lenkten ihre Aufmerksamkeit auf Hud Pasuun, die sich behutsam im Schneidersitz neben ihr in den Sand sinken ließ.
    »Als Entschuldigung«, sagte sie amüsiert und reichte Sinistra zwei Spieße sowie einen Becher aus – so schien es – hauchdünnem Wurzelholz, gefüllt mit einer grünen, eiskalten Flüssigkeit.
    »Das man so etwas bauen kann«, brachte Sinistra zwischen zwei Stückchen Fisch konsterniert heraus, »ich meine, im Weltall – noch nicht einmal auf der Erde.«
    »Im Raum ist es viel einfacher, Kleines.« Hud Pasuun deutete auf die Erdkugel, die sich als Draufsicht vom Nordpol aus präsentierte, knapp über dem künstlichen Horizont des Strands. »Von wo kommst du? Können wir es sehen?«
    Sinistras Blick folgte der Geste und sie schüttelte traurig den Kopf. Ein Schauer von Missmut und Niedergeschlagenheit hatte sie plötzlich ergriffen. Tränen schossen ihr in die schönen schwarzen Augen und hinterließen glänzende Spuren auf ihren hohen Wangen.
    »Nein, Hud. Mein Land liegt ungefähr eintausend Kilometer nördlich des Äquators«, antwortete sie gepresst. »Die Schockwelle Eurer Ankunft hat großes Leid über meine Leute gebracht und das Land in einen Bürgerkrieg gestürzt.« Sie warf ihr einen kurzen zornigen Blick zu, den die Wissenschaftlerin überrascht zur Kenntnis nahm.
    »Es ist ein armes Land, Hud. Der Ausfall der gesamten Infrastruktur führt schnell zu gewaltsamen Verteilungskämpfen. Meine Familie wohnt in einer der Großstädte. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht. Sicherlich ist es dort sehr gefährlich zurzeit.«
    Hud Pasuun legte versöhnend eine Hand auf Sinistras Schulter. »Ich weiß das, Kleines. Es war ein Unfall und sicher nicht geplant. Das wird dir als Entschuldigung nicht reichen, aber ohne unsere Anwesenheit, ohne diesen Schildverband, wäre unser Planet womöglich noch in einer wesentlich schlimmeren Lage.«
    Sinistra war die Betonung des Wortes unser nicht entgangen. Langsam drehte sie sich zu ihrer Lebensretterin um. »Also ist da was dran – wir sind verwandt?!«
    Hud Pasuun nickte und hielt ihren linken Arm neben den von Sinistra.

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