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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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weiterer leerer Tunnel mit quadratischem Querschnitt und einem Podest in der Mitte waren zu sehen. Wir gingen hinauf und Syncc Marwiin setzte das Zepter vorsichtig in die diffus leuchtende Fassung.
    »Bin sehr gespannt, ob es hier noch etwas anderes zu sehen gibt, außer dreidimensionalem Kino, Donavon«, sagte der Amerikaner verdrießlich in die Dunkelheit hinein.
    »Da bin ich mir ganz sicher«, antwortete ich zuversichtlich. »Die Filmchen hätten sie nicht so tief unter der Erde verstecken müssen.«
    Die neue Projektion detonierte lautlos um uns. Wieder befanden wir uns über einer Stadt – weitaus größer als im Abschnitt zuvor. Wir standen auf einem runden Aussichtsdeck eines Wolkenkratzers, ich schätzte den Abstand unseres Standortes vom Boden auf über einen Kilometer. Raumhohe Glasflächen umgaben das Deck in alle Richtungen. Unter sich verändernden Schriftzeichen schwebte in seiner Mitte eine große transparente Kugel, angefüllt von unzähligen blitzenden Punkten und Linien.
    »Damm, ist das hoch, Scotsman!«
    Sturgis stand dicht vor einem Fenster, die Illusion erneut so perfekt, dass ich mir sicher war, er würde diesmal nicht den Schritt durch die Wand wagen. Die Stadt reichte bis zum Horizont, ein unglaubliches Panorama aus nadelspitzen Hochhäusern, großen Freiflächen und schwebenden Gebäuden in allen Formen, deren Glasflächen das gleißende Sonnenlicht spiegelten. Hoch oben am Himmel glitzerte eine feine Linie quer von Ost nach West.
    » Die Stadt ist verlassen! «
    Sinistra erwartete keine Antwort.
    Ich wusste intuitiv, dass sie recht hatte. Im Unterbewusstsein hatte ich die vergangenen Minuten nach etwas gesucht, während mein Blick über die Stadt glitt – Bewegung!
    Es gab keine in der Metropole, nichts flog oder fuhr. Ich drehte mich um, hatte die Stimme unseres Führers vernommen. Dort stand er – neben Syncc Marwiin, der, von zwei schwebenden eigenen Darstellungen umgeben, ihn nicht wahrzunehmen schien.
    Der Sole-Sourcer-Herrscher trug immer noch das sonderbare Tablett, das er auch im vorherigen Abschnitt bei sich hatte. Sein Lächeln war verschwunden.
    Ich ging zu ihm, sah, dass es kein Tablett, sondern eine Art schlankes Buch war, das er vor sich hielt. Das Zeichen der Sole-Sourcer prangte auf dem Einband, von innen heraus leuchtend.
    »Das scheint das vom Wandgemälde zu sein, Syncc Marwiin.«
    Er sah kurz herüber und nickte. Dann wies er auf die Kugel und die Zeichen darüber.
    »Alte Sole-Sourcer-Schrift des Ersten Imperiums – kann ich nicht entziffern. Die Potentialenden hier dagegen schon, meine Freunde.« Sinistra stand neben mir. »Die Kultur war sehr aktiv. Mehr als fünfzig Welten hat sie besiedelt, und noch eine weitaus größere Zahl von anderen entdeckt. Auf einigen von den dichter bevölkerten sollten wir später nach Archen suchen.«
    Ein roter, öliger Schleier begann sich im Zeitraffertempo innerhalb der Kugel auszubreiten, schoss, sobald er auf eine neue Linie traf, an dieser entlang und entfaltete sich ohne Verzug blasenförmig an ihrem anderen Ende. Diese Kettenreaktion erfüllte nach kurzer Zeit fast die gesamte Darstellung. Sie stoppte unerwartet und die Kugelansicht zoomte auf einen bestimmten Sektor am Rande der Öl-Wolke, ein vertrauter Planet erschien in starker Vergrößerung – die Erde.
    » Seht euch das an! « Sturgis war als einziger am Fenster geblieben und winkte Sinistra und mich aufgeregt zu sich heran.
    Eine dichter werdende gelbe Schicht behinderte mit einem Mal unsere Aussicht wie Nebel. Das filigrane, funkelnde Band am Himmel flimmerte, als stünde es plötzlich unter einer sehr starken Spannung – dann riss es – wurde wie Rauch im Wind auseinandergetrieben. Ein lautes Dröhnen ließ den Boden und die Scheiben um uns herum erzittern, der gelbe Nebel wurde dicker, veränderte die Farbe an einigen Stellen erst in ein schmutziges Grau, gefolgt von einem glänzenden Schwarz, bevor es an einer Stelle aufriss, auf uns zuraste und unsere Aussichtsplattform mit größter Wucht auflöste. Sinistras Schrei war noch nicht verhallt als das bronzefarbene Licht zurückkehrte.
    Langsam senkte ich meine im Reflex hochgerissenen Arme. Sturgis blinzelte mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Haben wir’s jetzt endlich geschafft?«
    »Für mich war das der vierte Abschnitt«, sagte ich grinsend, »ich habe den Gang der Weisheit durchschritten!« sprang vom Podest herunter und folgte Syncc Marwiin und Sinistra, die bereits das sich langsam öffnende Tor

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