Coruum Vol. 3
Brusthöhe, legte sich auf der Oberfläche meines feinporigen Innenanzugs ab.
Ich hielt die Luft an.
Oldo Merceer ließ mich los. Ich sackte auf den Boden, Tränen der Wut und Hilflosigkeit bahnten sich einen Weg. Die Schicht der Sole-Klumpen folgte jeder meiner Bewegungen, blieb immer auf Brusthöhe, die nahezu unsichtbar kleinen einzelnen Sporen wie eine Wolkenschicht darüber und darunter.
Er hockte sich hin, keine zwei Meter von mir entfernt, die Ellenbogen auf die Knie gelegt, und beobachtete mich wie ein Versuchstier.
»Atmet, Merkanteer, Ihr könnt es nicht verhindern. Das Sole wird Euch nicht töten – es wird Euch stärker und intelligenter machen, als Ihr es Euch je erträumt habt.«
Der Reflex, Luft zu holen, steigerte sich ins Unermessliche. Nach mehr als zwanzig Minuten waren die letzten Reserven der Makrobots verbraucht, gegen meinen Willen öffnete sich mein Mund und ich tat einen langen Atemzug – saugte tausende von Sporen ein, brachte sie in der Lunge in Kontakt mit dem Virus.
Der schwarze Identifikationskern lächelte mich an.
»Willkommen, Bruder. Du hast eine gute Wahl getroffen.«
Meine Lungen standen in Flammen, goldener Staub flimmerte vor meinen Augen. Ich wälzte mich krampfgeschüttelt und vor Schmerzen auf dem Boden, Schweiß trat aus allen Poren, mein Puls raste – die regulierende Wirkung der Makrobots tendierte gegen Null.
Erst nach Minuten ließen die Krämpfe nach, normalisierte sich mein Herzschlag, sank meine fiebrige Körpertemperatur. Ich setzte mich schwerfällig auf.
»Sobald ich hier raus bin, werde ich das Makrobotsystem erneuern und die Sporen sowie das Virus entfernen lassen«, brachte ich die Worte stoßweise heraus und schleuderte sie ihm wütend entgegen.
»Das könntest du tun, Bruder. Doch wenn es so weit ist, wirst du es nicht mehr wollen, das verspreche ich. Die neuen Fähigkeiten sind hilfreich.«
Meine Kehle war trocken.
Oldo Merceer erhob sich aus der Hocke und setzte sich schwer auf die Umrandung des Thieraports.
»Und jetzt erlaube, dass ich sterbe, Bruder, ich habe mir den Wechsel auf die nächste Ebene der Reife wirklich verdient.«
Ich traute meinen Ohren nicht.
»Wieso –?«
Er zerrieb einige Klumpen des Sole in seiner Hand.
»Mein Organismus war seit dem ersten Tag mit Harkcrow entwöhnt. Offenbar haben die Sporen einen Weg in meinem Kern gefunden, als ich mit Marwiin diesen Raum betrat.« Sein Lächeln wurde freundlich. »So hat er doch noch gesiegt.«
Mein ratloses Gesicht ließ ihn noch eine weitere Erklärung anfügen.
»Das Sole vergiftet mich, Bruder, ich habe noch immer echte Zellen in mir.«
Er sah mich an.
»Du hast die einmalige Chance, ein anderer Sole-Sourcer zu werden als all die anderen vor dir. Wenn du den Paramount triffst, wird er es erkennen.«
Ich erhob mich, neuer Schwindel ergriff mich, wackelig machte ich ein paar Schritte auf ihn zu.
»Wie soll ich ihn finden?«
»Er wird das Potential auf Xee stoppen müssen.«
Oldo Merceer erhob sich, ging in den Raum hinein und setzte sich auf den Boden, streckte sich dann aus.
»Nimm den Tempus dort draußen vor der Arche als Entschädigung für die Schmerzen und als Ersatz für das nicht mehr vorhandene Schiff auf Tektor.«
Er nickte mir zu. »Und nun, tritt zur Seite, Bruder.«
Die menschlichen Konturen seines Identifikationskernes verschwammen, ein ellipsoides Feld umhüllte ihn, hob ihn ins Zentrum, erstrahlte so hell, dass ich mich mit geschlossenen Augen abwenden musste.
Dann war ich allein.
Das Feld löste sich auf, zwei kleine, schwarze Gegenstände fielen zu Boden. Ich kniete nieder, streckte meine Hand aus und zog sie im letzten Moment zurück.
Dort lagen der dornenbewehrte Doppelinjektor und ein kleiner Würfel.
11 Zentrum
Roter Nebel, Nebelwelten, Transfersystem Myleen
30397/2/10 SGC
03. Dezember 2014
Ten O’Shadiif
Das Bild des Abtes von Manifestum verblasste langsam im Holodisplay seines Privatgemachs an Bord der im vergangenen Monat notdürftig reparierten Riddec, während der Cektronn sich ein weiteres Glas des dunklen Weins einschenkte.
Natürlich – es lag schon eine geraume Zeit zurück und er hatte den Mann niemals zuvor persönlich getroffen. Dennoch war er ihm aus den Unterlagen bekannt gewesen – ein Agentenführer der Kirche – nur mäßig mit Talent gesegnet. Er war vor vielen Jahren verantwortlich für einen hohen Spion der Kirche, Seers O’Lamdiir, und dessen Gefolgsleute gewesen, zu einer Zeit, als Ten
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