Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
Vom Netzwerk:
selbständig aus den Schulterbehältern seines Anzugs und woben ein tödliches Schutznetz um ihn.
    Die einst prunkvoll gestalteten Säulengänge innerhalb der Kathedrale waren vereinzelt von Kampfspuren gezeichnet, größtenteils jedoch nur den Abmessungen der schweren Antigrav-Panzer bei ihrem zügigen Vorrücken geschuldet.
    Sein Weg führte ihn durch ein Zickzack von Gängen, Sälen und Innenhöfen auf den großen Hauptgang zu, den er von seinem letzten Besuch gut kannte. Das hohe, unschätzbar wertvolle, zweiflügelige Septid-Tor lag, gesprengt und in unzählige Einzelteile zerborsten, über die Böden des Ganges und des dahinterliegenden Saales verstreut. Nur die kunstvoll gestalteten Doppel-Sphären in der Spitze des Torbogens hatten diesen Frevel überstanden.
    Ein schwerer Antigrav-Panzer seines Rodonns schwebte hinter massiven Schilden in Warteposition inmitten des Saales, nur wenige Meter von einem thronähnlichen Sessel entfernt, seine beiden Disruptor-Projektoren und das kinetische Geschütz auf eine Wand ausgerichtet.
    Die kleine Tür vor Ten O’Shadiif, abseits des einstigen Prunk-Tores, war geschlossen. Ein kleiner diskusförmiger Schlitz in der oberen Hälfte bedeutete ihm, dass eine Kampfdrohne dort hindurch geflogen und in das persönliche Audienzgemach der Benedictine vorgedrungen war.
    Unbewusst hielt er die Luft an – nein, Raoula war am Leben, der Zielmarker bestätigte das eindeutig.
    Ein Offizier seines Rodonns projizierte ihm eine Alternativroute in das Gemach – durch den großen Saal und durch die Wand, welche im Visier des Antigrav-Panzers lag.
    Für eine Sekunde überlegte er, seinen Anzug zu verlassen und die kunstvoll geschnitzte Tür vor ihm mit der Hand zu öffnen – nein!
    Die Feuerleit-KI seines Anzugs programmierte die Projektile seiner Ixus auf Staubkorngröße und kurze Reichweite, fräste die Scharniere der Tür filigran aus der Wand, vergrößerte den Durchgang, bis er in seinem Anzug hindurch passte. Dahinter befand sich eine deutlich massivere Wand, für welche die Ixus nur wenige Sekunden länger benötigte.
    Seine Drohnen strömten in den dahinter liegenden Raum, die Trümmer der Wand donnerten auf den Boden.
    Langsam trieb er auf den Anzug-Repulsoren in das runde Gemach.
    Wie bei seinem ersten Besuch waren alle raumhohen Fenster und Türen zum umlaufenden Balkon hin geöffnet. Das Sonnenlicht war verdeckt durch schmutzig-graue Wolken, die mittlerweile turmartig in die Höhe ragten, eine Schicht schmieriger Aschepartikel, hereingetragen von den begleitenden Winden der Explosionen, bedeckte den Boden und jeden Einrichtungsgegenstand im Raum.
    Die feinen Stoffe hingen verklebt, alten Spinnenweben gleich, von der Decke herab, niemand war anwesend.
    Der Cektronn deaktivierte seine Anzug-Mimikry, dämpfte die Repulsoren, bis er den simulierten Boden unter den Fußsohlen spürte, und ging auf eine der geöffneten Türen zum steinernen Balkon zu, wobei er eine Spur aus zu Staub zermahlenen Trümmern hinterließ.
    Der Horizont verschwand jetzt vollständig hinter den graubraunen Schlieren einsetzenden Kriegsregens. Der Kraterrand des Rumbler-Einschlags lag direkt unter ihm, keine fünfhundert Meter Luftlinie von der Brüstung entfernt. Die einzige Farbe in der Szene stammte von der dunkelroten Blutlache des Ritters, der zu Füßen Raoulas auf dem Boden lag, sein Vibro-Schwert noch in der Hand, getötet durch die Kampfdrohne, welche als erste die Benedictine aufgespürt hatte und nun auf Kopfhöhe, nur wenig von ihr entfernt, auf weitere Anweisungen wartete.
    Die Benedictine sah ihn nicht an. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihn bemerkt hatte, sein Eintreten war nicht zu überhören gewesen. Mit angezogenen und von ihren Armen umschlungenen Beinen saß sie zusammengekauert auf einer Steinbank, das zarte Kinn auf die Knie gestützt, die Kampfdrohne vor sich fest im Blick.
    Das helle Gewand war ebenso mit Asche bedeckt wie die Bank, zusätzlich sah er Blutspritzer ihrer Leibwache darauf. Das leise klickende Geräusch des scharf aussehenden Zepters in ihrer linken Hand lenkte ihn nur für einen kurzen Moment ab.
    Er trat vor sie, ließ einige Meter Abstand zu der zierlichen Frau, um sie durch seine Erscheinung nicht zu bedrängen.
    »Wollt Ihr Eurer Drohne nicht endlich den Befehl erteilen, mich zu töten, Offizier?«, sagte sie wütend, ohne den Kopf zu bewegen, »oder ist es Euch nicht heimtückisch genug, wenn das Opfer sie bereits gesehen hat?«
    Er entriegelte den Anzug,

Weitere Kostenlose Bücher