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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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die Abgefallenen analysiert hatten, bestätigte mir die Patt-Situation: Die Schattentruppen waren mit nahezu drei Millionen Einheiten um Chrunus II herum aufgestellt, ungefähr einhunderttausend von Dominion auf /D und zweihundertfünfzigtausend auf /C gegenüber – eine unbeschreibliche Macht – nahezu zehn Prozent der Gesamtstärke der Schattentruppen und zur Zeit die größte Konzentration im Roten Nebel.
    Und dennoch gab es keinen Weg, unter akzeptablen Verlusten die Monde anzugreifen. Auf der anderen Seite war unser Netz so dicht, dass nicht einmal ein gepulster Lichtstrahl der Dominion-Truppen zur Signalübertragung in der Lage gewesen wäre, das System zu verlassen.
    Was sollte ich also tun, um die Situation zu lösen?
    »Merkanteer Loncraane!«, rief ich den Kommandanten. Seine dreidimensionale Darstellung sah mich im Holodisplay an. »Ich werde hinfliegen, nur von meinem Adjutanten begleitet.«
    Er erwiderte nichts, seine Augen sagten mir deutlich, dass ich mir die Zeit besser sparen könne.
    »Informiere Merkanteer Nestiir, ich bitte um eine Stabile Situation auf Chrunus II/C, im Universitätskomplex S1 der Schattentruppen. Unsere Anzüge werden unbewaffnet sein. Er sieht uns sicher kommen.«
    »Keleeze, du weißt, dass ich ihm das mehrfach angeboten habe. Es kam keine Antwort – nichts. Wir wissen nicht einmal ob er überhaupt auf II/C ist.«
    »Er soll wissen, dass ich komme, dann wird er da sein«, sagte ich mit Nachdruck, »er folgt Befehlen – ich möchte verstehen – woher die kommen.«
    Die grauen Schläfen Loncraanes arbeiteten. »Ich werde die Monde zerstören müssen, falls du nicht zurückkommst – trotz der dort festgesetzten Huds, mit allen Gefangenen der Pretaia und unserer eigenen Truppen.«
    Ich nickte ernst. »Das muss der tun, der von uns beiden übrigbleibt, Merkanteer, und deshalb fliege ich lieber hin!«
     
    *
     
    »Gebt Ihr mir einen Befehl , Merkanteer?«
    Die sechs Meter hohe Wand aus sich ständig selbst regenerierenden Nanostrukturen verharrte regungslos ein paar Meter von mir entfernt auf einem der kleineren Ausrüstungsdecks der G7. Die sechs anderen Tempi standen in einer lockeren Gruppe um uns herum. Sie sahen aus, als wären alle erst vor Sekunden aus dem Konfigurator gekommen – nicht ein Kratzer zeugte von ihrer wenigstens zweitausendjährigen Existenz und den zahllosen Kämpfen, die sie überstanden hatten. Die Gruppe der Tempi um Oldo Merceer hatte die – ihre menschliche Intelligenz umgebenden – technischen Hüllen in der Zeit ihrer langen Isolation mit Sole-Sourcer-Wissen auf eine Weise optimiert, die selbst seiner Weisheit am Ende nur noch wortloses Kopfschütteln entlockt hatte.
    »Nein, Oldo Merceer«, antwortete ich, bewusst den Sole-Sourcer in ihm ansprechend, » ich bitte Euch. Es wäre nicht in Harkcrows Interesse und auch nicht im Sinne Torkrage Treeroses, wenn diese einzige Chance auf Verhandlung gewalttätig endet.«
    Der Koloss schwieg einen Moment lang, bevor er antwortete. »Die Begegnung hat bereits begonnen, gewalttätig zu sein, Merkanteer, erinnert Ihr Euch an die neunundvierzigtausendsiebenhundertdreiundzwanzig getöteten Offiziere der Schattentruppen?«, rief er mir die genaue Zahl der Opfer des ersten Angriffs in meine Erinnerung. »Wir hätten die Überraschung auf unserer Seite – niemand dort rechnet mit Tempi!« Die synthetische Stimme in meinem Ohrhörer verstummte.
    Da hatte er recht, allerdings wurde meine Zustimmung zu seinem Angebot dadurch gebremst, dass darin eine etwas zu auffällige Begeisterung fürs Kämpfen mitschwang. Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte erst mit ihnen reden!«
    »Ich werde darüber nachdenken, Merkanteer.« Seine Unzufriedenheit war nicht zu überhören. Mehr würde ich nicht erreichen. Ich sollte mich besser beeilen.
    Raanas Zerstörer- stand neben meinem Kommandeur-Anzug. Ich sah nur die Beine meines Adjutanten, der kopfüber in meinem Anzug hing und eine letzte Überprüfung der Systeme durchführte.
    »Hast du jemals etwas gefunden, das den Wartungsoffizieren entgangen wäre?«, fragte ich ihn amüsiert und um mich selbst von der Bedeutung der vor uns liegenden Mission abzulenken.
    Er drückte sich mit den Armen heraus und setzte sich breit grinsend auf die linke Schulter des Anzugs. »Ein paar Holodisplay-Einstellungen von Konzerten einer interessanten Frau, deren Bezug zu den vor uns liegenden Aufgaben mir nicht klar war. Ich habe die jetzt vorschriftsmäßig gelöscht.«
    Im Hintergrund

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