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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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einhundertzwanzig Meter unterhalb des Erdgeschosses in den unterirdischen Bereich des Komplexes hinein führte.
    Auch ohne den Kartenausschnitt auf dem Display meines Anzugs wusste ich sofort, wohin uns Nestiir dirigierte. Der Archivbereich von S1 war nahezu unversehrt. Der Korridor mit dem achteckigen Querschnitt führte auf ein Niveau von zweihundertfünfzig Metern unterhalb des Eingangsbereiches hinunter, lag dabei schon mehr als einen Kilometer von diesem entfernt.
    Alle Schotte waren geöffnet und deaktiviert. Der Korridor weitete sich und mündete in eine große unterirdische Halle, die jetzt in vollkommener Dunkelheit lag, obwohl die Sensoren meines Anzugs sie auf dem Holodisplay wie im grellen Tageslicht liegend darstellten.
    Die Halle wirkte verlassen. Die ringförmig in die Wände eingelassenen, nach hinten ansteigenden Steinbänke waren leer, der Innenraum verwaist.
    An diesem Ort hatte ich meinen Merkanteer-Rang erhalten, hier hatte ich als Kind – wie jeder neue Offizier, wie Raana – den ersten Tag bei den Schattentruppen verbracht, als Sechsjähriger die technischen und kulturellen Errungenschaften der Königreiche bestaunt, bevor sich die Tore der Universität für zehn Jahre hinter mir geschlossen hatten.
    »Keleeze!« Raana flüsterte in mein Ohr und ein Marker erschien auf meinem Display – eine Position in der großen Halle anzeigend. Da hatte ich den Mann bereits gesehen.
    Im Schwebeflug steuerte ich auf die linke Seite des Raums zu, landete fünfzig Meter vor der ersten Reihe der Steinbänke und schritt langsam auf Merkanteer Nestiir zu, nicht von dem Streifen verstärkten Bodenbelags abweichend, die für das Begehen mit Panzeranzügen vorgesehen und vorgeschrieben waren.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich den Universitätsvorschriften intuitiv als Geste des Respekts oder aus Berechnung gefolgt war, jedenfalls erntete ich dafür ein bitteres Lächeln des Kommandanten der Dominion-Truppen.
    »Ich denke, es vergrößert den Schaden nicht sehr, Keleeze, wenn du den Holzboden betrittst«, sagte er mit ätzender Ironie im Ton, »wir haben ohnehin schon das meiste zerstört, was je von Bedeutung für uns war.«
    Sine Nestiir saß auf der Steinbank, sein Visier aktiviert und ohne jede Begleitung. Er trug die typische, dunkelgraue Uniform des Merkanteers, keinerlei Waffen mit Ausnahme seiner Fingerringe.
    Raana setzte zehn Meter neben mir auf, genauestens den Holzboden meidend, auf dem nächstliegenden Streifen verstärkten Bodenbelags.
    »Das haben wir nicht, Sine«, antwortete ich, »schließlich reden wir noch miteinander.« Er blickte zu mir auf. »Du hast noch immer meinen Respekt, denn ich weiß, dass du nicht anders handeln konntest, als du es getan hast – nicht du hast das Bündnis zerschnitten, Metcalfe war es.«
    Nestiir lachte auf. »Schön, wenn du es so siehst, Keleeze, träum weiter!«
    Er sprang auf und machte ein paar Schritte auf mich zu. »Das hier ist das Ende der Organisation, Keleeze! Wir bekämpfen uns gegenseitig! Harkcrow würde sich im Grabe umdrehen, wenn er je eins bekommen hätte. Wir sind nicht weiter als vor eintausendzweihundert Jahren, nachdem er Dansope/Porton und Fisskjor/Miil erobert hatte. Wir zerfallen wieder in Königreiche – die Hülle der Organisation war nicht stark genug – sein Plan hat nicht funktioniert! «
    Ich schwieg – überrascht von seinem Ausbruch.
    »Oder glaubst du, es würde hier so aussehen, wenn es anders wäre? Glaubst du wirklich, die Hurerei eines einzigen Königs mit einer Kirchenmutter würde den Kern einer integeren Organisation so dermaßen zerreißen können, die nach den Prinzipien eines Harkcrow Treerose funktionieren würde?«
    Er stand unmittelbar vor mir, einen Stiefel auf den Krallenfuß meines Anzugs gesetzt.
    »Glaubst du das wirklich, Keleeze?«
    Ich sah sein Bild im Holodisplay vor mir. Ich hätte an seiner Stelle stehen können. Wir waren ungefähr in einem Alter, er schien mir ein ausgezeichneter Offizier und Mensch.
    »Sag dich los von Metcalfe, Sine, du bist hier verantwortlich, wir können es jetzt an dieser Stelle beenden, fünfzigtausend Tote sind bereits zu viel«, entgegnete ich schwach, seine Antwort bereits kennend.
    Nestiir legte seinen Kopf in den Nacken, ging einen Schritt nach hinten und sah dorthin, wo sich die Kameras der Sensorenphalanx meines Anzugs befanden.
    »Und das ist dein Ernst, Keleeze? Es gibt siebenundvierzig weitere Offiziere im Rang eines Merkanteers hier unter meinen Truppen. Jeder von

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