Coruum Vol. 3
ihnen könnte meine Position einnehmen und müsste es sofort tun! «
Er ließ sein Kinn hängen.
»Bitte töte mich, Keleeze. Ich ertrage es nicht, all das, wofür ich mehr als vierzig Jahre lang gelebt habe, zerstören zu müssen, töte Metcalfe und seine Hure, es gibt keinen, der es mehr verdient hat als er – aber verlange nicht, dass ich meine Truppen verrate.«
Raana sah mich im Display an. Er blies leise Luft aus den Wangen und schüttelte den Kopf.
»Das werde ich ganz sicher nicht tun, Sine. Ich rede mit all deinen Offizieren, solange ich damit einem weiteren Kampf aus dem Weg gehe – ich verstehe, wie du dich fühlst – gib der Situation eine Chance. Ich würde lieber mit dir und deinen Truppen der Urmutter einen Besuch abstatten, als hier auch nur noch einen weiteren Tag zu verbringen«, appellierte ich eindringlich an ihn.
Er stand zwischen Raana und mir, bediente sein Visier und trat von hinten an meinen Anzug heran.
»Das nennst du eine Stabile Situation?«, fragte er mich in einem Ton, der mir unmissverständlich mitteilte, dass hier etwas absolut nicht wie geplant verlief. Auf einem Nebendisplay konnte ich den kodierten Signalstrom verfolgen, den er in diesem Moment aus seinem Kommunikationsring absendete.
»Was ist das für eine Komponente an deinem Anzug, Keleeze?«, fragte er eindringlich, mir das Signal seines Visiers auf mein Holodisplay hochladend.
»Eine Überwachungsdrohne, Keleeze«, raunte Raana zerknirscht, nicht minder überrascht als ich, aber das half jetzt auch nicht. »Jemand will wissen, wo wir sind!«
Ein hochfrequenter Warnton schrillte in meinen Ohren, die Feuerleit-Komponente meines Kommandeur-Anzugs zeigte mir die Anflugdaten und Spezifika der anfliegenden Kampfdrohne.
»Sine – halt dich fest, ich bringe dich hier weg!« , schrie ich ihm zu.
Doch er hatte sich bereits entschieden, rannte zum nächstliegenden Ausgang der Halle, sein Körperschutzfeld auf maximaler Stärke aktiviert. Die Drohne holte ihn spielend ein – der Weg hinaus war viel zu weit. Mit meinem Anzug hätte ich ihn in Sicherheit bringen können, abwehren konnte ich die Drohne nicht, die Gegenmaßnahmen meines Anzugs waren im Übungsmodus blockiert – ich sah wütend zu.
Die Drohne detonierte in einem grellen Feuerball, Teile der Hallendecke und des Bodens mit zerstörend.
»Nein!« Ich war außer mir.
Das Bild eines Tempus materialisierte auf meinem Display. »Ich habe entschieden zu helfen, Merkanteer. Die Abfälligen haben der Organisation entsagt, wir hatten Gelegenheit sie zu überraschen und haben ihre Kommunikation sowie die Tarnung der wichtigsten Stellungen ausgeschaltet. Ihr müsst den Angriffsbefehl geben!«, dröhnte die Stimme Oldo Merceers in meinen Ohren.
Ein Strudel des Zorns hatte mich erfasst. Fieberhaft brachte ich mein Denken zurück in eine logische Struktur. Ich hatte keine Wahl, musste den strategischen Vorteil der Situation nutzen – andere Leben retten. Ich würde ihn später zur Rechenschaft ziehen.
»Merkanteer Loncraane!«, rief ich den Kommandanten des Chrunus-Systems. Nur Sekundenbruchteile später sah ich in sein Gesicht, angespannte Ruhe schlug mir entgegen. »Wir greifen an. Kommunikation und Tarnung sind neutralisiert, wir haben eine ausgezeichnete taktische Chance!«
Er nickte starr. Sein Stab hatte mitgehört, sie würden in diesen Sekunden den Untergang über die Dominion-Truppen auf Chrunus II/C und /D bringen.
»Das muss schnell gehen, Keleeze!«
Neue Aufklärungsinformationen wurden meinem Anzug überspielt. Eine Wolke feindlicher Marker näherte sich von der Raumseite Chrunus I.
»Das bekamen wir unmittelbar vor deinem Anruf. Die Signaturen passen zu den neuen Informationen der Unsichtbaren-Flotte. Demnach wären es Kirchentruppen – wir haben maximal eine Stunde, bevor wir unsere Kräfte umverteilen müssen.«
Meine Gedanken überstürzten sich. Raana flog an meine Seite und aktivierte die Waffensysteme meines Anzugs.
» Keleeze , der Tempus hat uns als Ablenkung benutzt!«, sagte er gepresst. »Er hat die Stabile Situation missachtet – das wird unabsehbare Folgen haben.«
Wir verließen die Halle, während sich die Displays meines Anzugs mit den ersten Statusmeldungen der angreifenden Schattentruppen füllten. In mir begann sich eine große Leere mit bitterem Zorn gegenüber Oldo Merceer zu füllen.
Der Tempus wartete einige hundert Kilometer entfernt über einem großen Krater, dessen Reststrahlung sich rasch dem ungefährlichen Bereich
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