Coruum Vol. 3
das Risiko, das von ihm und seinen sechs Begleitern ausging. Es waren schließlich keine Heerscharen mehr wie vor eintausend Jahren.
Oldo Merceer war sehr interessiert an Gesprächen mit Hud Chitziin, der von seinen Blessuren genesen und wieder ganz in seine Überlegungen über Nullgravitationstore und MSDs versunken war. Seine Weisheit war es, der mir in den kurzen Unterbrechungen zwischen meinen Konferenzen mit den anderen Merkanteers Teilinformationen aus diesen Unterhaltungen lieferte, die mich jetzt bewogen, mit ihm ein längeres Gespräch über den Sole-Sourcer in der Hülle eines Tempus-Übermenschen zu führen.
»Es fällt schwer, sich das vorzustellen, Keleeze, dass eine so ausgereifte Kampfmaschine sich über irgendetwas Sorgen machen könnte – aber ich denke, dass es genau das ist, was zurzeit auf Oldo Merceer zutrifft: Er macht sich große Sorgen um das Eintreten des nächsten Potentialkollapses.«
Ich hörte ihn und verstand es doch nicht. »Hud, das machen wir doch alle, aber – gibt es keine wichtigeren Themen?«
Er nahm meinen ratlosen Blick lächelnd zur Kenntnis.
»Chrunus zum Beispiel?«, fuhr ich fort. »Die anstehende Auseinandersetzung mit Metcalfe und den Nebelwelten? Bis zum Eintreten des Kollapses haben wir doch noch ein paar hundert Jahre Zeit – oder? Ich erinnere mich, dass Syncc Marwiin gegenüber Treerose etwas um 31.200 erwähnte?«
»Ich war nicht dabei, Siir«, antwortete er zerknirscht – »ich befand mich in Gesellschaft von Z-Zemothy.« Er wischte sich mit einem Tuch über den Mund und legte es auf einem Tisch ab. »Mein Eindruck ist, dass Oldo Merceer nicht bereit ist, uns diese Zeit einzuräumen – oder er sie zumindest als Vorbereitungszeitraum für bei weitem zu knapp bemessen hält – immerhin haben die Sole-Sourcer es zweimal überlebt und wissen, was Vorbereitung bedeutet.«
Ich erhob mich seufzend aus der Liege auf dem Aussichtsdeck, nahm ein Stück Obst und ging am in die Längswand des Decks eingelassenen Holodisplay entlang. Chrunus befand sich nahe an dessen linkem Ende, wir würden noch knapp einen halben Tag dorthin benötigen.
Ich drehte mich zu ihm um. »Was sagt Ihr, Hud?«
Er saß seitlich auf einer Liege, bediente für einen kurzen Augenblick sein persönliches Holodisplay und stand auf.
»Ich konnte es näherungsweise berechnen, Siir. Wenn wir die Karte der Potentialverbindungen darstellen und die Aufzeichnungen der Verkehrsdichte als Ausgangswerte nehmen, erhalten wir dieses Bild – gewichtet mit der verwendeten Technologie des Antriebs.«
Ich sah ein abstrahiertes Bild des Roten Nebels mit unterschiedlich intensiv leuchtenden Wolken um Zentren wirtschaftlicher Aktivität in den Königreichen, den Nebelwelten und des Zentrums. Einzige Auffälligkeit waren die etwas helleren und großvolumigeren Wolken in den Nebelwelten und Teilen des Zentrums.
»Das, was man erwarten kann«, sagte ich und wies in die helleren Bereiche.
Er nickte. »Der schlechte Wirkungsgrad der Antriebe des Zentrums bewirkt einen linear höheren Potentialunterschied an den dortigen Potentialenden. Die Nebelwelten verwenden ausschließlich noch ältere Technologie mit noch schlechterem Wirkungsgrad bei weit geringerem Verkehrsaufkommen, also sieht es dort vergleichbar aus.«
Die Darstellung veränderte sich, ihren einzelnen Wolken wuchsen zusammen, veränderten ihren Leuchtcharakter, wurden dunkler – bedrohlicher.
»Allein das Verkehrsaufkommen genügt nicht, um einen Kollaps vorherzusagen – wir haben keinerlei Erkenntnisse über das Speichervermögen der einzelnen Potentialenden, welches vollkommen unterschiedlich sein kann – bevor oder ab wann es kritisch wird. Deshalb habe ich die Auswertungen des letzten Kollaps hinzugefügt – ausgehend von der Reststrahlung, zurückgerechnet auf die Quellen der ursprünglichen Entladungen – die mir Oldo Merceer übrigens sehr genau nennen konnte.«
Die dunkel glühenden Wolken zogen sich langsam zusammen – fokussierten sich auf drei Kerngebiete, die räumlich eine gemeinsame Wurzel hatten.
»Das hier ist der initiale Riss des Hyperraums gewesen. Er lag in unmittelbarer Nähe von Phiy und Kura. Die erste Potentialkatastrophe begann hier und zündete die Supernova – vor gut einhunderttausend Jahren – siebzigtausend vor Beginn unserer positiven Zeitrechnung. Dort gab es damals drei sehr mächtige Potentialenden, welche die Schockwellen durch den Nebenraum nahezu verzögerungsfrei an die entgegengesetzten Enden
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