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Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Titel: Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil , Florian Tietgen
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blödes Schicksal gab, das mir erst Hoffnung machte, mich die Aufnahmeprüfungen bestehen ließ, um mir dann einen Fritz vor die Nase zu setzen, der alles zerstörte? Durfte ich nicht mit Darius leben, weil es Menschen gab, die Liebe in Vorstellungen zwängen wollten, die mit Gesetzestexten übereinstimmten? Für keine dieser Antworten hätte ich einen Wolpertinger gebraucht, der sich wie ein Einbrecher in der Nacht ins Zimmer schleicht. Sie waren alle ungerecht. Ich wurde zornig, konnte den Blick des Mannes nicht ertragen, nicht auf dem Stuhl sitzen bleiben. Am liebsten hätte ich den Greis geschnappt, aus dem Haus geschmissen und wäre wieder ins Bett gegangen. Er hatte keine Antworten, er tat nur so, als hätte er welche. Aber ich hatte ihm die Vorräte zu verdanken, die er aß. Er hatte mir nichts getan, außer mich zu schützen und aufzuregen.
          »Du kannst mich nicht rausschmeißen. Ich bin die Wahrheit. Natürlich ist jede Antwort ungerecht, aber es hat dir auch niemand versprochen, das Leben wäre gerecht.«
          Merkwürdigerweise hatte ich keine Angst. Ich fühlte mich gestört, mich ärgerten die Worthülsen, die Antworten versprachen, aber keine gaben, die rätselhaft blieben, obgleich sie vorgaben, klar formuliert zu sein.
          »Ja, ja«, sagte ich, »gleich erzählen Sie mir, das Leben wäre wie eine Hühnerleiter.«
          »Du nimmst mich nicht ernst«, maulte er und biss von einem Apfel ab, den ich aus dem Rucksack auf den Tisch gelegt hatte. »Hast du keinen Respekt vor dem Alter?«
          Ich konnte unmöglich »nein« sagen, noch weniger konnte ich sagen, ich hätte nur keinen Respekt vor ihm. Ich konnte gar nichts sagen und Schuldbewusstsein demonstrieren.
          Der alte Mann, der aussah wie ein Wolpertinger, stand auf, den Apfel hielt er noch in der Hand. »Schade«, sagte er. »Aber dann kann ich dir leider nicht helfen.« Er wickelte den Schinken in Papier, steckte ihn sowie ein paar Äpfel und das Brot in seine Manteltasche, ohne dass ich mich wunderte, wie das alles hineinpasste, und schlurfte zur Tür. Der Schatten an der Wand folgte ihm, wurde kleiner, bis er schließlich in seinem Ursprung verschwand.
          »Warten Sie«, rief ich ihm hinterher.
          Als er sich umdrehte, huschte der Schatten noch einmal an die Wand. Der Wolpertinger schüttelte den Kopf, lächelte und verließ die Hütte.
          Ich folgte ihm. Die Tür war verschlossen, der Schlüssel steckte von innen. Mechanisch ging ich zum Tisch zurück, räumte das Geschirr zusammen, wischte die Krümel mit der Hand auf den Fußboden, stellte Butter und Wurst in die Küche und räumte den Rucksack aus, den ich am Abend einfach stehen lassen hatte. Brot, Äpfel, Schinken: alles, was der Wolpertinger sich in die Manteltaschen gesteckt hatte, war noch da. Kerzen auspusten, Treppe nach oben gehen, wundern. Was sollte ich sonst tun? Ich wusste, ich träumte nicht und hatte nicht geträumt.
          
          Ich schlief gut und ohne Fragen zu den Geschehnissen ein. Wenn ich träumte, dann ohne Bilder, ohne Gedanken oder Gefühle. Ich glaube aber, ich habe nicht geträumt.
          Am nächsten Morgen erwachte ich früh und fühlte mich frisch und ausgeruht, zog mein Bett ab, noch bevor ich in die Küche ging, legte die Wäsche zusammen und warf sie zu der von Darius. In Ofen und Herd brannte es noch oder schon wieder? Zögernd füllte ich den Kessel mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. Dankbar, keine Mühe mit dem Feuer zu haben, beunruhigte mich doch das Gefühl, das Haus hätte ein Eigenleben. Mein Herz klopfte etwas schneller als sonst, meine Handlungen waren etwas langsamer. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, weil mein Rhythmus durcheinander war, das Herz erschien mir nur schneller, weil ich bei jeder Handlung überlegte und auf ein Wunder wartete, oder die Handlungen erscheinen mir langsamer, weil das Herz so schnell klopfte? Ich war aus dem Gleichgewicht. Und auch, wenn Darius sich verdrückt hatte, bevor wir zur Reichenbachklamm gewandert waren, in mir gab es diese Schluchten und das tosende Wasser. Ich stand zwar hinter sicheren Begrenzungszäunen, blieb auf den Wegen, aber ich war dabei. Es tobte nicht in mir, es war nur ein leichter Strudel, der mich stutzen ließ.
          Ich deckte den Frühstückstisch so reichhaltig, dass er für Zwei hätte sein müssen. Als wäre Darius noch da, mit zwei Tellern, zwei Tassen, Messern, Gabeln …
          Die Pfanne auf

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