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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Auner
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alle waren fort. Sie sah mich ein
wenig verblüfft an. „Es geht dir nicht nur um Emidio, es geht dir um meinen
Bruder, nicht wahr?“ Sie wurde ein wenig böse. „ Er hat dich mit seinem Charme
eingewickelt und dir eine Karriere versprochen!“
    „Das ist nicht wahr, Signora!“ Ich löste mich von ihr. „Nie
hat er das getan! Das hätte er nie getan!“ Sie sah mich sehr traurig an. „Ja,
das hätte er vermutlich nie getan, du hast recht. Du hast ihm viel bedeutet,
aber ich hatte nicht gedacht...Du liebst ihn, ich merke das. Das muss dir nicht
peinlich sein, dagegen hab ich gar nichts. Es war nicht nur eine erotische
Beziehung.“ Ich schaute verlegen zur Seite.
    „Keiner wusste davon, aber ich bin seine Schwester und ich
kenne ihn sehr gut.“
    „Und Maurizio ist quasi seine rechte Hand.“, gab ich etwas
finster zurück. „Aber jetzt ist es aus und er hat mich verlassen. Einfach so.“
Der Schmerz kam augenblicklich zurück. Constanza wollte mich wieder in

den Arm nehmen, doch ich wich ihr aus und ging scheinbar sehr
selbstsicher zu meinem Fahrrad. Aber in mir brach etwas zusammen. Dann kam mir
ein Gedanke, der immer größer und wahnwitziger wurde. Nun wusste ich, was zu
tun wäre, ich wusste bescheid und fasste einen Entschluss, der unter Schmerzen
entstand, die mich fast zerrissen.
    „Aber Paolo, was hast du vor? Du kannst in deinem Zustand
keinen klaren Gedanken mehr fassen, komm mit mir, wir können in Ruhe reden!“,
rief sie mir zu. Echte Besorgnis lag in ihrer Stimme und dafür mochte ich sie
noch mehr. Aber ich konnte nicht in ihre Arme.
    „Nein! Es tut mir leid, Signora, ich konnte noch nie klarer
denken. Ich werde mir nichts antun, falls Sie das meinen. Und nun muss ich weg,
ganz weg. Ich muss planen. Auf Wiedersehen und denken Sie an mich, wenn Sie ihn
sehen.“ Zorn wallte jetzt bei mir auf. Ich war bereit zu fahren.
    „Aber ich könnte ihn doch fragen, wo er ist, wenn er ich mal
anrufen sollte und dir bescheid geben.“
    „Das würde nichts ändern. Er hat mich verlassen. Ciao!“ Und
er hatte mir soeben das Herz gebrochen.

Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr davon, ich fuhr so
schnell, daß der Wind mir alle Tränen sofort aus den Augenwinkeln nahm. Mein
ganzer Körper zitterte, aber ich versuchte, mich zusammenzureißen, ich keuchte
vor Anstrengung und weil mir die Kehle wie zugeschnürt war, bekam ich kaum
richtig Luft. Das konnte einfach nicht sein, dachte ich, das konnte nicht sein,
er verlässt Spoleto, unser Spoleto, er sagte doch, er sei hier zuhause und
hätte Pläne! Nein, das gab es nicht – das war unmöglich! Ich musste immer mehr
mit der Fassung ringen und trat noch kräftiger zu, als der Berg mich forderte.
Ich fühlte mich völlig wie in eine andere, fremde Welt versetzt.
    Was wäre das für eine Stadt ohne sie, ich wäre allein, mit
all den Erinnerungen allein und zurückgelassen. Nein, mein Entschluss festigte
sich.
    Zuhause ging ich wortlos in mein Zimmer, setzte mich auf das
Bett und saß einfach nur unbeweglich da, beobachtete den Schmerz, der meinen
ganzen Körper wie Wellen durchfloss, er schwoll an, er flachte ein wenig ab und
schwoll dann wieder, wie die Wellen an einem See. Es war, als würde es nie
vergehen.

Jede Zelle wurde durchspült, ich fühlte mich wie ein Ozean
voller Schmerz, aber ich unterdrückte die Tränen und so verlagerte sich alles
in meinen Hals, er tat fürchterlich weh. Dann fasste ich unter die Matratze zu
meinem Geheimfach und holte den Umschlag raus, der schon so voll war, daß ich
ihn nicht mehr zumachen könnte, wenn ich wollte. Trinkgeld, Gehalt vom Bellona, ein bisschen gespartes Taschengeld, alles war da drinnen, es war viel Geld
für mich, zusammen mit den Scheinen, die mir Sabatino einst mit diesem Umschlag
gegeben hatte. War ich damals wütend gewesen! Wütend und verwirrt. Ich musste
ein wenig lächeln, als ich seine Schrift wieder vor mir sah, doch die Buchstaben
verschwammen, weil meine Augen wieder unter Wasser standen. Erschrocken packte
ich den Umschlag schnell unter meine Decke, denn es hatte an meine Tür
geklopft. Ich versuchte mich zu beruhigen und wischte mein Gesicht an meinem
Ärmel. „Ja?“ Es war mein Vater der eintrat und seltsam sanftmütig schaute. „Na,
mein Sohn, geht es dir wieder besser? Ich habe dich gesehen als du die Straße
entlang gerast bist, na wenn du wieder rasen kannst…“ Er setzte sich zu mir
aufs Bett und lächelte.

„Ja, mir geht es wieder ganz gut.“ Ich lächelte zurück

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