Cosa Mia
Blicken eines Kindes glichen. Als ich
wieder raus konnte und begierig war, durch die Stadt und zu den Treffpunkten zu
eilen, bei denen wir uns oft aufhielten, wollten sie tatsächlich mit und erst
nachdem ich sie spöttisch zurechtgewiesen hatte, waren sie so eingeschnappt,
daß sie auf meine hässlichen Kumpels verzichten könnten, so sagten sie. Es
klappte immer wieder. Drei Wochen war ich im Bellona ausgefallen, aber
Maurizio hatte mir bestätigt, daß ich mich nach überstandener Krankheit einfach
dort melden sollte und sie wüssten bescheid und ich könnte weiter arbeiten.
Doch vorher wollte ich Emidio in der Villa besuchen, denn er würde sicher dort
sein, dachte ich. Auf meiner alten Schindmähre von Fahrrad schlich ich in den
späten Nachmittagsstunden die Straßen entlang, ich hatte es nicht eilig und
genoss den frischen Wind, es war kälter
geworden und die Poolsaison neigte sich dem Ende. Fast alles
Korn war schon ab.
Die Tore zur Auffahrt waren geschlossen und ich klingelte,
aber es rührte sich keiner, alles schien verlassen. Nanu, alle ausgeflogen,
fragte ich mich, das war aber sehr seltsam, alles so ungeschützt
zurückzulassen. Alles war wie tot. Ich ging den Zaun entlang zu dem anderen
Eingang näher bei dem Haus und traute meinen Augen nicht. Da war eine Art
großes Plastikschild, auf dem stand, daß diese Immobilie zum Verkauf stand und
die Telefonnummer vom Makler war hinzugesetzt. Das war doch nicht möglich? Die
Villa verlassen? Alles ausgeräumt und alle weg? Alle weg, wohin?! Mein Herz
begann sofort heftig zu pumpen, das konnte kein Scherz sein, oder? Wie benommen
und verwirrt lief ich zu meinem Fahrrad zurück, das ich bei der Auffahrt
zurückgelassen hatte und da entdeckte ich das silberne Auto was sich langsamer
näherte, es war ein Cabrio und hatte das Verdeck oben. Ah, da wäre einer, der
mir helfen könnte! Es hielt ein paar Meter vor mir an. Ich kannte die Frau die
ausstieg, auch wenn ich sie so lange nicht mehr
gesehen hatte und nun etwas verlegen wurde, es war Sabatinos
Schwester Constanza.
„Paolo, bist du es?“, rief sie mir freundlich zu, als sie
sich näherte.
„Ja, Signora.“
„Lass dich ansehen, du bist älter geworden, aber noch ein
sehr hübscher Junge.“ Sie drückte herzlich meine Hände. „Wolltest du auch in
die Villa? Ich nehme an zu Emidio? Ich war gerade auf der Durchreise und dachte
mir, daß ich mal hier anhalten sollte, um meinen Neffen zu besuchen. Also,
wollen wir rein?“ Sie lächelte fröhlich und wollte mich hinter sich her winken.
„Das geht leider nicht, Signora. Die Villa ist leer und
drüben steht ein Schild, daß sie zum Verkauf steht! Ich bin gerade hierher
gekommen, ich war drei Wochen krank und konnte nicht raus und nun weiß ich
nicht was hier los ist. Sie wissen auch nichts?“ Ich versuchte, so ruhig wie
möglich zu klingen. Langsam drehte sie sich zu mir um und schaute mich
mitleidsvoll an.
„Ach so, ich hätte nicht gedacht, daß er es ernst meint und
vor allem so schnell handeln würde, aber ich hätte es mir denken können.“ Sie
kam wieder zu mir gelaufen.
„Was hat er gemacht? Wo ist er hin?“
„Oh, es trifft dich unvorbereitet? Mein Gott. Er hat seine
Zelte hier abgebrochen und ist fort gegangen, ich weiß nicht wohin. Wer weiß,
welche Schwierigkeiten er hatte, bei seinen Geschäften muss man manchmal
drastisch handeln. Ich könnte das nicht. Maurizio und alle anderen sind bestimmt
mitgegangen, sie hatten keine andere Wahl, sie mussten. Das trifft dich schwer,
nicht?“ Längst hatte ich mich abgewandt, weil mir Tränen in den Augen standen.
Zelte abgebrochen? Er hatte alle mitgenommen und mich hier gelassen?! Er hatte
mir nichts gesagt!
Kein Wort brachte ich hinaus und bewegen konnte ich mich auch
nicht. Ruhig, Paolo, dachte ich, mach dich hier bloß nicht lächerlich und heul
nicht herum. Aber meine ganze Brust schmerzte fürchterlich. Ich merkte
plötzlich ihre Hand auf meiner Schulter und musste erst recht an Sabatino
denken. Sie kam an meine Seite und sprach sehr leise. „Das tut mir sehr leid,
Emidio bedeutete dir sehr viel, nicht wahr? Er wird dir bestimmt bald schreiben
denke ich, er wird dir schreiben, wo er zu finden ist.“ Ich sah sie an. „Das
glaube ich nicht, Signora, auch ich war ein Grund warum Sabatino weggegangen
ist.“
Oh, ich hatte aus Versehen seinen Vornamen benutzt und sie
würde nun von unserer Vertrautheit wissen, ich biss mir auf die Lippen, aber
das war egal jetzt. Alles war egal, denn
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