Cosa Mia
direkte Route an einem Tag
locker geschafft.
„Wie, du hast dich verfahren? Ich hab keine Ahnung wo wir
sind, ich hab geschlafen.“ Unruhe begann sich in mir auszubreiten und ich
setzte mich kerzengerade auf. Doch dann lachte sie nur.
„War ein Scherz! Natürlich weiß ich wo wir sind, ich bin
bestens vorbereitet! Aber guck doch mal wie schön es hier ist!“ Sie hatte
recht, am zweiten Tag den wir unterwegs waren, hätte ich wissen sollen, dass
sie wusste wo sie war, denn es schien eines ihrer Hobbys zu sein, Reiserouten
munitiös zu planen und so war es auch bei unserer Reise, wie sich wenig später
herausstellte. Vermutlich hatte sie schon zwei Wochen vorher alle Karten
studiert und von der Trattoria bis zum Feldweg alles gespeichert, was uns
weiterbringen oder gefallen könnte. Deshalb fuhren wir auch schlangengleich
durch das Land und bevorzugt durch menschenleere Gegenden und Dörfer, dass man
meinen könnte, Venedig und Spoleto wären tausende Kilometer voneinander
entfernt. Die erste Nacht hatten wir bei Bologna verbracht, waren über Verona
und Modena gefahren und hatten diese Orte auch angeschaut. Jetzt waren wir
vermutlich irgendwo auf dem Land vor oder hinter Florenz und ich hoffte dass es
schon dahinter war und wir nicht durch Florenz tigern müssten. Ich gähnte noch
einmal herzhaft.
„Natürlich ist es sehr schön hier, cherie…so richtig zum
Kuscheln.“, sagte ich einschmeichelnd und beugte mich für einen Kuss zu ihr
herüber, den sie auch erwiderte.
„Wollen wir bis zum Sonnenuntergang warten?“, schnurrte sie
mit allen Finessen des Charmes vertraut.
„Können wir nicht später noch mal her ich hab Hunger,
Schatz.“, meinte ich und strich ihr über die Lippen. Sie schaute ein wenig
erbost.
„Schon wieder? Wo isst du das hin? Wenn ich so viel essen
würde, wäre ich längst fett!“, aber sie lachte dabei.
„Du weißt nicht wo wir sind oder?“
„Es könnte überall hier in der Gegend sein.“ Ich hatte
wirklich keine Ahnung.
„Und so was soll von hier stammen! Na gut, da oben gibt’s was
zu essen und auch eine Herberge, wir fahren jetzt hoch nach Rigomagno! Auf
geht’s!“
„Ist das vor oder hinter Florenz?“ Meine Isabella verdrehte
genervt aber lächelnd die Augen, so wie sie gleichzeitig den Schlüssen im
Schloss des Fiats drehte.
„Nein, mein Süßer. Wir sind schon an Florenz vorbei, das
machen wir auch dem Rückweg, sonst kommen wir morgen nicht rechtzeitig bei
deinen Eltern an.“
Oje, daran hatte ich noch nicht gedacht, es würde auch eine
Besichtigungsrückfahrt geben?
„Und morgen fahren wir noch zum großen See, nach Castiglione,
ich freu mich schon so! Vielleicht können wir dann etwas am Ufer spazieren,
wenn es morgen nicht regnet. Oder was hälst du davon?“, sagte sie mit einer
besorgten Miene zum Himmel gerichtet und fuhr los. Gegen den Lago Trasimeno
wiederum hatte ich nichts einzuwenden, denn er würde nicht so trist sein, nicht
halb so trist wie die Wasser von Venedig.
„Eine prima Idee, ich war ewig nicht dort, nur damals mit
meiner Familie zum Familienurlaub, auf dem Zeltplatz.“
„Echt, ihr wart auf dem Zeltplatz? Cool, wusste ich gar
nicht, ich dachte, du bist nur teure Hotels gewöhnt.“
„Das gleiche könnte ich auch zu dir sagen, Bella.“, zwinkerte
ich sie scherzhaft an.
„Hey, willst du streiten oder wie? Du wirst es nicht glauben,
aber ich hatte auch mal eine Kindheit, auch wenn sie in Mailand stattgefunden
hat. Dafür kann ich Skifahren!“ Langsam näherte sich uns das Dorf.
„Ich bin beeindruckt und stolz auf dich.“, zog ich sie auf.
„Dafür kann ich die besten Cocktails mixen und ziemlich lange
tauchen, das haben wir damals immer im Fluss geübt.“, gab ich noch zum Besten.
„Ne Wasserratte, wie?“ Ich zuckte kurz zusammen, das hatte
Sabatino auch immer zu mir gesagt, weil ich es liebte, im Pool zu sein. Ob es
den Pool noch gab? Oder ob er leer oder völlig verkrautet war, voll mit
Schlingpflanzen, stinkend grünem Wasser, mit Fröschen und toten Tieren darin,
die hineingefallen waren? Ein schauderhafter Gedanke…Wollte ich es überhaupt
wissen? Ich war mir nicht sicher. Besser nein, dachte ich.
„Wenn ich eine Wasserratte wäre, würde ich die Wasser von
Venedig ja wohl nicht so ätzend finden, oder?“
„Du hast ja noch gar keine Ahnung, wie schön man in der Nähe
am Strand baden kann! Du warst ja noch nie da!“ da hatte sie wohl recht, ich
hatte mich in Venedig und Umgebung noch nicht allzu
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