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Cosa Mia

Cosa Mia

Titel: Cosa Mia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Auner
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sie wieder ins Auto. Sie
winkte traurig.
    „Ciao Paolo, pass auf dich auf! Ich wünsche dir Glück und
dass du bald wieder zuversichtlich wirst. Ich hoffe, wir werden uns bald wieder
sehen!“

„Danke Constanza und danke für alles, was du für mich getan
haben, ich vergesse dich nicht!“ Nach einem Handkuss, den ich ihr noch zuwarf,
drehte ich mich schnell um und ging die Stufen hinauf. In den Augenwinkeln sah
ich sie weg fahren. Nun war keiner mehr übrig geblieben, ich war allein. Fort
von zuhause, in einer fremden Stadt und immer noch unterwegs.

XIV

Mein neues Leben in Venedig…
     
    Zwei Wochen später  lebte  ich in Venedig und hatte eine
Arbeit mindestens für ein Jahr in einem kleinen Hotel, dem „Maitani“ gefunden,
vorwiegend als Kellner im Restaurant und als room-service-Kraft, falls es
Wünsche gab, die auf das Zimmer verlangt wurden, sei es Essen, eine Zigarre
oder Sektfrühstück am Bett. Ich hatte zuvor in einer billigen Pension gehaust,
die ich sehr gut mit Sabatinos Geld bezahlen konnte und hatte mir jeden Tag die
Füße wund gelaufen auf der Suche nach einem Job. So sah ich notgedrungen viel
von der Wasserstadt, lief über die Brücken hierhin und dorthin, verlief mich
    natürlich auch öfters und fluchte über die Besuchergruppen,
die die engen Gassen verstopften. Es dauerte eine Weile bis ich das System der
Stadtteile und der Beschilderung einigermaßen raus hatte und mich dem Dialekt
der alteingesessenen Venezianer anpassen konnte, der mir anfangs fast völlig
unverständlich daher kam. Ich vermisste meine Berge und die Wälder, ich
vermisste den Überblick, den ich von Spoleto aus genießen konnte und die Weite,
ich sehnte mich nach den milden Winden und dem milderen Klima zurück und ich
sehnte mich nach sandig trockenen Feldwegen statt der Überfülle von Wasser, was
sich in Venedig teils bedrohlich überall aufs Neue auftat.
    Ich war völlig fremd und es war wirklich ein völlig neuer
Anfang und anstrengender als ich gedacht hatte.
    Die ersten Wochen hatte ich tatsächlich schwer zu leiden und
ich war nahe dran aufzugeben und reumütig in meine Heimat zurückzukehren. Ich
malte es mir oft aus, doch dabei blieb es auch, ich fand den Weg zum Bahnhof
nicht zurück, ich biss mich sprichwörtlich durch.
    Das Einzige was doch sehr zügig tat, war meine Eltern zu
informieren. Meine Mutter weinte am Telefon und mein Vater wusste nicht genau,
ob er mich am liebsten anschreien oder anflehen sollte, doch Vernunft
anzunehmen. Ich sagte ihm, dass es doch auch vernünftig ist, wenn ich mir in
Venedig einen Job suchen und neue Erfahrungen sammeln würde, wenn ich mich
beruflich weiterentwickeln würde. Ich versuchte mein Möglichstes, so logisch
und überzeugend wie es nur ging, zu klingen. Und die Ausrede: berufliche
Neuorientierung ist doch die beste, oder?
    Es war mir völlig klar, daß ich keine Ausbildung hatte, aber
das war in Venedig egal solang ich was konnte und ich konnte was, das bemerkten
die Chefs sofort, sei es der Restaurantleiter oder die Servicemanagerin, denn
ich legte mich mächtig ins Zeug, allen und besonders den Touristen und Gästen
zu gefallen. Meinen Charme, den ich im Bellona entwickelt hatte, hatte
ich nicht verloren. Den Boss vom Hotel, der auch noch andere
Übernachtungsmöglichkeiten in Venedig und Umgebung besaß, bekam ich dabei aber
nie zu Gesicht. Nur ab und zu begegnete ich seinen Vertreter Signor Stefano,
der entweder gar nicht da war, oder sich für ein paar Stunden meist im Büro
verschanzte. Er war nicht gerade das,
    was man als einen typischen Italiener bezeichnen würde, denn
er fiel überhaupt nicht auf. Er war ungewöhnlich still, verschlossen und wenn
er umher ging, übersah man ihn leicht, so als wäre er unsichtbar. „Der
Schleicher“, so nannte ihn meine Kollegin Angela von der Rezeption, mit der ich
schnell Freundschaft geschlossen und die auch meistens mit mir Spätdienst
hatte. Wenn ich zur Arbeit kam und an ihr vorbei ging, sagte sie schon mal „Vorsicht,
der Schleicher ist da! Nicht, dass du denkst es würde ziehen, die Fenster sind
alle zu!“, dabei lächelte sie mich immer geheimnisvoll an und strich sich die
Locken zurecht. Sie war Mitte vierzig, vollschlank, das absolute
Organisationstalent und zudem die netteste von allen. Michele, Roberto und ich
lagen ihr zu Füßen, denn sie war unsere „Big Mama“. Nachdem ich also eine
Anstellung gefunden hatte, war ich zu Michele und Roberto in die WG gezogen,
denn sie hatten noch ein Zimmer

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