Cosa Mia
vielen
Freizeitmöglichkeiten hingegeben, aber nach langen und anstrengenden Schichten,
wollte ich meist einfach nur schlafen und an freien Tagen hatte ich genug damit
zu tun, meine winzige Wohnung ordentlich zu halten oder mal einzukaufen.
„Leider ist noch kein Gast mit mir zum Lido gefahren.“ Ich
hatte es nicht so gemeint, aber für Isabella musste es wie ein versteckter
Vorwurf geklungen haben. Trotzdem ich es ihr einst versichert hatte, dass ich
kein Problem mit ihrem Job hatte, glaubte sie dennoch nicht daran und legte
auch die kleinsten Worte, die in diese Richtung wiesen, als eine Kritik
meinerseits aus. Manchmal wusste ich auch selbst nicht, wie ich es wirklich
meinte. Um abzulenken, fragte ich sie schnell nach der Pension.
„Sind gleich da, ich dachte mir, wir könnten ein wenig Luxus
gebrauchen, ich habe schon alles arrangiert, das La Paterna ist genau richtig
für uns. Du wirst schon sehen, sind gleich da.“, sagte sie etwas angesäuert und
ich nahm mir vor, es schnell wieder gut zu machen. Offenbar hatte sie sich
wirklich mit diesem winzigen Dörfchen auf einem Hügel etwas Romantisches
ausgemalt und ich wollte sie nicht enttäuschen. Wahnsinn, diese Olivenbäume,
dachte ich noch, als wir zu dem Hotel kamen, was im Aussehen einer schmucken
Landvilla entsprach. Und die Sonne goss über den Sandstein noch ihr goldenes,
weiches Licht, was alles noch schöner aussehen ließ.
Das Ding allerdings war, dass mir alles sehr vertraut vorkam,
diese Ländlichkeit, eine schmucke Villa, die Sonnenschirme auf der Terrasse,
das warme Abendlicht, all das begann mich ein wenig zu piesacken und zwar
mitten in den empfindlichsten Teil meiner Selbst. Es war noch nicht einmal viel
oder besonders schlimm, aber ich spürte es und bekam Angst, dass es schlimmer
werden würde, je weiter wir uns Spoleto nähern würden.
„Ist es nicht schön hier?“, sagte Isabella begeistert als wir
aufstiegen und unsere Koffer zusammen suchten, während sie sich um sich selbst
drehte und die kleinen Details überall bestaunte, die für Urlaubsstimmung
sorgen sollten. Sie seufzte wohlig und strahlte mich an. Und so konnte ich
nicht anders als zurück zustrahlen.
„Ja, ein wahres Paradies. Hast du gut ausgesucht, Bella.“
Wir wurden freundlich empfangen und saßen später noch etwas
draußen und aßen eine Kleinigkeit, als meine Eltern anriefen und uns aufgeregt
fragten, ob wir morgen Abend schon da sein würden, da wir dann alle etwas
zusammen Essen gehen könnten, zur Feier, weil der längst verschollen geglaubte,
jüngste Sohn endlich zurück kam. Sie sagten das zwar nicht wortwörtlich
aber so klang es zumindest übersetzt. Als ich das Telefon
dann an Isabella weiter reichte und sie mit ihr sprechen durften, waren sie
endgültig aus dem Häuschen, so dass auch Bella fortwährend grinsen musste, als
sie ihnen versicherte, dass wir rechtzeitig, trotz Seeausflug, da sein würden.
Ich für meinen Teil konnte es wieder mal kaum erwarten, selbst meinen
Führerschein zu machen, auf den ich schon zu sparen begonnen hatte, um dann
selbst umherzufahren und Ausflüge zu unternehmen, statt immer nur in den Autos
der anderen zu sitzen, was natürlich auch seine guten Seiten haben konnte. Aber
dennoch, ich wollte endlich selbstständig sein.
Meine selbstständige Freundin spielte an dem Weinglas, ihre
rot lackierten Nägel passten perfekt zu ihren roten Lippen und den ebenfalls
roten Schuhen. Sie war es gewohnt, sich stimmig und auffallend elegant zu
stylen und zu kleiden. Definitiv würde sie in Spoleto auffallen, aber man würde
es der venezianischen Extravaganz zuschreiben, denn ich konnte mir schon fast
schon sicher sein, dass die halbe Stadt dank meiner Eltern und Pedro von meinem
Besuch bereits wusste und es wahrnehmen
würde. Ob es das Bellona noch gab? Ich hatte nie
gewagt, meine Eltern danach zu fragen, denn ich wollte die Vergangenheit nicht
aufwühlen. Allerdings war ein Stadtspaziergang mit Isabella unausweichlich. Zu
viele kleine und schöne Attraktionen gab es in meiner Heimatstadt, dass sie sicher
schon davon wusste und die Sightseeing-Tour fest eingeplant hatte. Obwohl ich
meine Stadt liebte, stöhnte ich innerlich.
Am nächsten Tag, nach einer erotisch liebevollen und
erholsamen Nacht, verbrachten wir ein paar wirklich schöne Stunden am Wasser, liehen
uns sogar Fahrräder aus, um den Radweg ein wenig zu erkunden und das Wetter
meinte es auch gut mit uns, denn es blieb trocken. Natürlich musste Isabella
noch schnell auf
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