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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zu können, richtig? Und warum tun wir’s dann nicht?«
    Alicia sah sie verständnislos an. Jills Profil war nur undeutlich zu erkennen, aber man sah, daß sie grinste. »Wir fahren einfach den Weg zurück, den du gekommen bist.«
    »Da ist aber ein Tor, mit Schlössern …«
    »Und Jill ist ein Genie im Schlösserknacken, weißt du nicht mehr? Ich habe sogar meine Geheimwaffen dabei.«

 
    6 Alicia war so übermüdet, daß die nächste Stunde vorbeizog wie ein Gespenst im Nebel. Sie fuhr zunächst ans Ende der Pinecrest Street zurück. Binnen einer Minute hatte Jill die Schlösser am Tor geöffnet und übernahm das Steuer. Der Pathfinder bewältigte densteilen Feldweg ohne Mühe. Die Scheinwerfer blieben natürlich ausgeschaltet; weiter nördlich kreiste ein Hubschrauber über Irvine, kam aber nicht in ihre Richtung. »Die denken bestimmt, du läufst immer noch von Irvine weg, anstatt wieder zurück.«
    Mit quietschender Federung holperten sie über die Höhenzüge. Der Pathfinder bewährte sich. Jenseits der Autobahn führten mehrere Wege zur Laguna Canyon Road hinunter. Alicia legte sich hinten auf den Boden, und Jill deckte sie mit einem Stück Plastikfolie zu. Gleich neben ihr stand, von Gummistrippen gehalten, der Eisenmagnet mit dem glühenden Cosm. Die optischen Diagnostiken klickten vor sich hin, alles funktionierte einwandfrei. Die Batterien wurden momentan über die Lichtmaschine des Pathfinder aufgeladen. Für ein hastig zusammengeschustertes Provisorium lief die Anlage ganz ausgezeichnet; zum größten Teil war das Zak zu verdanken, der alle Schwierigkeiten behoben hatte. Originell war lediglich Alicias Idee gewesen, den Cosm, der jetzt weniger als fünf Kilogramm wog, in einen kleinen, tragbaren Magneten umzusetzen.
    Die Höhenstraße war ohne Licht nicht ganz einfach zu befahren, sie tasteten sich im Schneckentempo zum Laguna Canyon hinunter. Unten angekommen, sahen sie sich aufmerksam nach verdächtigen Fahrzeugen um, die vielleicht die Straße überwachten. Nichts. So früh am Morgen war im Canyon kein Laut zu hören. Als sie auf den Freeway zubrausten, fragte Jill: »Und wohin jetzt?«
    »Du hast mir das Leben gerettet. Jetzt setze ich dich irgendwo ab, und dann …«
    »Den Teufel wirst du tun.«
    »Hör zu, mir wird nichts anderes übrig bleiben, als zum Verbrecher zu werden …«
    »Und du meinst, ich lasse dich ganz allein den Bösewicht spielen? Nun komm schon, das macht doch Spaß .«
    »Mir schwant, daß es auch gefährlich werden könnte.«
    »Um so besser.«
    »Ich kann dich da nicht mit reinziehen …«
    »Ich stecke schon mittendrin. Glaubst du, ich lasse dich jetzt einfach sitzen? Also wohin?«
    Pasadena war so plötzlich da wie bei einem Szenenwechsel im Film; Alicia war bei der Einfahrt in den Freeway 57 eingeschlafen. Als sie im grauen Licht des Morgens durch die Straßen glitten, überlegte sie, ob sie Max überhaupt mitnehmen sollten. Sie hatte von vornherein geplant, ihn nur mit einzubeziehen, wenn sie den Cosm glücklich an sich gebracht und mit ihm geflohen war. Doch die Ungeheuerlichkeit ihres Tuns kam ihr jetzt erst vollends zu Bewußtsein.
    Zugleich wurde ihr klar, daß sie nun auch bis zum bitteren Ende durchhalten mußte. Wie die Sache auch ausging, sie wollte sich sagen können, sie habe getan, was sie für richtig hielt. Und Max hatte ein Recht darauf, das Ende mitzuerleben.
    Er wohnte in einem düsteren Kasten auf einem Grundstück mit alten Douglasfichten. Jills ›Geheimwaffen‹, ein Streifen Industrieplastik und ein Metallzahnstocher, verschafften ihnen Zutritt in die Eingangshalle.
    »Sieht eigentlich ganz einfach aus«, sagte Alicia, als der Riegel zurückschnappte.
    »Wenn man den Dreh raus hat.«
    Alicia war noch nie hiergewesen und mußte Max’ Wohnung erst anhand seines Briefkastens ausfindig machen. Von außen hatte das Haus mit seiner düsteren Backsteinfassade noch entfernt an New England erinnert, aber in der kleinen Halle standen Badewannen mit riesigen Blattpflanzen, der Teppichboden wirkte schmuddelig, und es roch nach einem Luftverbessererspray. Alicia wurde sehr nachdenklich. Jill bemerkte ihren Gesichtsausdruck, als sie die Treppe zum dritten Stock hinaufstiegen, »‘nen Cent für …«
    »Ich überlege nur grade, wie ich mich in einen Mann – warum soll ich’s nicht zugeben – verlieben konnte, der so haust.«
    »Guter Geschmack ist nicht alles.«
    »Aber hier kann von Geschmack überhaupt nicht die Rede sein.«
    »Fängst du nicht etwas früh

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