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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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steilsten Anstiege hinter ihr.
    Bei dem Gedanken an ihr Gewicht fiel ihr Jill ein. Natürlich – Jill hätte sie anrufen sollen, gleich zu Anfang. Aber für Jill galt das gleiche wie für alle anderen: das FBI hätte den Anruf abgehört und sie beide am vereinbarten Treffpunkt festgenommen. Es sei denn …
    Beim fünften Klingeln hörte sie: »Äh … wehe, wenn’s nichts Wichtiges ist.«
    »Ist es. Erinnerst du dich an unser Gelübde? Also, ich stecke bis zum Hals in Schwierigkeiten und brauche eine Freundin.«
    »Du meinst doch sicher morgen früh beim Frühstück.«
    »Nein. Jetzt sofort.«
    »Oooooch …«
    »Du weißt doch, wo der Kleine seinem Hund Wasser gibt?«
    »Was?« Pause. »Ja.«
    »Zwei Straßen landeinwärts davon treffen wir uns.«
    »Werden wir abgehört?«
    »Und ob. Sagen wir, in zwei Stunden.«
    »Großartig, dann kann ich ja noch eine Runde schlafen.«
    »Du mußt sofort los, bevor sie deine Wohnung beschatten.«
    Ein Stöhnen. »So schlimm?«
    »Es ist wirklich dringend, Mädchen.«
    Alicia legte auf. Waren Telefone so leicht anzuzapfen? Wahrscheinlich, die Befugnisse der Bundespolizei waren immer mehr erweitert worden. Sie hatte eine Menge Polizeifilme gesehen, aber im Grunde hatte sie keine Ahnung.
    Ein Blick auf die Uhr, sie traute ihren Augen kaum: seit sie den Konvoi auf dem Weg zum Observatorium entdeckt hatte, waren fast fünf Stunden vergangen. Die körperliche Anstrengung hatte ihr geholfen, ihre nervös durcheinanderflatternden Gedanken zu ordnen. Vielleicht war sie auch nur müde. In ungefähr sechs Stunden wurde es hell. Aber die Straßen von North Laguna wurden sicher lange vorher abgesucht. Der Pathfinder sollte nicht weiter auffallen; sie hatte hinten die Vorhänge vorgezogen und dafür gesorgt, daß der Lack schmutzig war. Aber sie selbst würde Verdacht erregen, wenn sie am Straßenrand daherstapfte. Und sie war ziemlich am Ende.
    Alicia trottete unverdrossen über den Höhenrücken auf Guna Peak zu, als sie den Hubschrauber hörte. Er kam nur eine Hügelkette weiter den Bommer Canyon herauf und flog sehr tief. Seine Suchscheinwerfer erhellten das Gelände mit grellem, blauweißem Licht. Alicia erstarrte; daran hatte sie nicht im Traum gedacht, obwohl die Maßnahme nahelag. Dann warf sie sich mit Schwung, ohne Rücksicht auf die dürren, spitzen Äste in ein dichtes Gebüsch.
    Waren sie ihr auf die Schliche gekommen? Das wäre schlimm.
    Mit lautem Dröhnen glitt ein heller Lichtschein über sie hinweg. Sie zuckte zusammen. Das Rattern der Motoren wurde schneller, rastlos glitten die harten, weißen Strahlen über den Himmel. Eine Ewigkeit verging. Sicher hatte der Helikopter sie gesichtet, würde wenden und zurückkommen. Alicia schob sich noch tieferin die Büsche hinein und zog sich einige Äste über den Kopf.
    Eine Ewigkeit lang hing das drohende Brummen wie ein Felsblock über ihr. Endlich heulten die Motoren auf, und die Maschine entfernte sich durch einen der Seitencanyons.
    Wahrscheinlich kontrollierten sie erst sämtliche Schleichwege, bevor sie sich wieder den kahlen Höhenrücken zuwandten. Wenn sie Glück hatte, kamen sie nicht auf dem gleichen Weg zurück.
    Von jetzt an würde sie Augen und Ohren offenhalten – immer auf dem Sprung sein. Der Hubschrauber surrte davon und flog systematisch alle zum Meer führenden Canyons ab. Vermutlich eine Polizeimaschine, die man zu Hilfe gerufen hatte. Das FBI hatte alle Zeit der Welt und so viele Männer, wie es brauchte.
    Alicia fiel in Laufschritt. Der Cosm hatte Vorrang, sie selbst kam erst an zweiter Stelle. Wenn die Polizei sich erst zusammenreimte, wo sie hinwollte, würde sie alle Zufahrtswege zum nördlichen Teil der Stadt überwachen. Oder gab sie die Suche auf, nachdem der Helikopter nichts gefunden hatte? Das war ihre einzige Hoffnung.
    Und wo an den Ausfahrten von Laguna würde man die Kontrollen durchführen? Es gab nur drei Straßen, auf denen man die Stadt verlassen konnte. Während Alicia weiter auf den weichen, gelblichen Lichtschein über der Stadt zujoggte, entstanden tausend Pläne in ihrem Kopf. Die Cojoten jaulten den Nachthimmel an.
    Die letzte Meile dauerte eine Ewigkeit. In rasselnden Stößen sog sie die Luft in ihre Lungen, ihre Stirn war schweißverklebt. Immerhin, solche Gewaltmärsche waren gut für die Figur. Sie würde in der Gefängniskluft ganz reizend aussehen.
    Nachdem sie einen langen, flachen Hügelausläufer hinter sich gebracht hatte, erreichte sie endlich Laguna. Die Stadt lag

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