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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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schlafend an den schwarzen Ozean gekuschelt. Alicia stolperte in die Pinecrest Street. Von hier aus konnte sie fünfzig Meilen weit die Küste entlangsehen. Das große Stahltor mit den schweren Schlössern war beeindruckend, aber gleich daneben konnte man sich ganz leicht durch den Stacheldraht zwängen. Die müden Füße waren dankbar für den Asphalt.
    Alles war still. Zwischen den Terrassenbauten und den eckigen Flachdachbungalows, die sich an die steilen Hänge schmiegten, gab es genügend Schatten, um sich unbemerkt an den beleuchteten Gärten der Reichen vorbeizuschleichen. Alicia mied die Straßen, wo immer es ging, huschte lieber durch Gärten mit vielen Akazien, Eukalyptus- und Eisenholzbäumen. Die Bewohner von Laguna legten auch im trockensten Sommer Wert auf saftiges Grün.
    Als sie geduckt an einer Hecke entlanglief, hörte sie wieder, weit im Norden diesmal, das Rattern eines Helikopters. Vor ihr stand der Pathfinder an der Straße. Nichts wies darauf hin, daß er beobachtet wurde. Sie hastete hinüber, steckte den Schlüssel ins Schloß und glitt aufatmend auf den Fahrersitz.
    Nur ein kurzer Blick ins Heck des Wagens: der Cosm war noch da, hing sanft leuchtend in den Eisenkiefern des Magneten. Alicia warf die Plane wieder darüber und schob die Diagnostiken an ihren Platz zurück. Die provisorisch angeschlossenen Geräte zeichneten zuverlässig auf. Sie ließ den Motor an und fuhr los.
    Was jetzt? Zuerst Jill.
    Sie fuhr in Richtung ihrer Wohnung. Die einzige Landmarke, die ihr eingefallen war, als sie Jill über das vermutlich angezapfte Telefon anrief, war eine um 1920 entstandene Statue ganz in der Nähe ihrer Wohnung, ein Junge, der seinem Hund zu trinken gab. Zwei Straßen landeinwärts davon stellte sie den Pathfinder ab und versteckte sich zwischen zwei Häusern. Jills Wagen stand etwas weiter oben in einer Einfahrt. Jill saß darin, also ging Alicia darauf zu und winkte. Jill winkte zurück; alles klar. Dann stieg sie aus und schlich hinter Alicia durch die Schatten. Erst als sie beide im Pathfinder saßen, gab Alicia ihrer Freundin Sprecherlaubnis.
    »Ich dachte, du wirst Hunger haben.« Jill öffnete ihren Rucksack, und das halbe Warenlager einer Tankstelle fiel heraus: Kekse, Müsliriegel, Gummibonbons und Dr. Pepper, Alicas Lieblingsdrink.
    »Du bist ein Genie.« Alicia stopfte sich den Mund voll, ohne sich zu schämen.
    »Fällt dir das erst jetzt auf? Und übrigens will ich eine Erklärung.«
    Es war eine lange Geschichte. Als Alicia zu den Anwälten und ihren eigenen Plänen kam, stöhnte Jill: »O nein.«
    »O doch.«
    »Das muß ein Witz sein.«
    »Wenn’s nur so wäre.«
    Doch als sie fertig war, nickte Jill bereits. »Wir müssen Pläne machen. Du hoffst, daß ihnen der Pathfinder nicht sofort auffällt, weil du ihn privat gekauft hast, gebraucht, richtig?«
    »Ja. Ich hatte gehofft, sie würden statt dessen nach dem Kleinwagen suchen, und in dieser Zeit könnte ich – könnten wir – einen Vorsprung gewinnen. Aber der Kleine steht auf dem Parkplatz der UCI.« Sie schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Wie kann man nur so blöd sein!«
    »Sie werden also nach einem Fahrzeug suchen, das groß genug ist für den Cosm. Und das nicht allzu weit von der UCI entfernt sein kann, weil du sonst niemals zu Fuß geflüchtet wärst. Nicht so toll.« Jill mampfte an einem Müsliriegel. »Wahrscheinlich werden sie alle Straßen überwachen, die aus Laguna hinausführen.«
    »Das sind nur drei, und Engstellen gibt es genügend, die Aufgabe ist also nicht weiter schwierig.«
    »Und sie werden damit rechnen, daß du ziemlich fertig bist.«
    »Womit sie nicht unrecht hätten.« Alicia ließ den Kopf gegen die Nackenstütze sinken. Wenigstens ein Stündchen Schlaf …
    »He!« Jill boxte sie in die Schulter. »Du bist eingenickt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich meditiere nur. Hast du noch ein Dr. Pepper?«
    »Der Karren steckt so tief im Dreck, daß ich keinen Ausweg sehe, altes Mädchen.«
    »Ich auch nicht.« War nicht ich es, die gesagt hat: ›Einer aufgescheuchten Elefantenherde stellt man sich nicht in den Weg?‹ »Ich habe wohl gehofft, wenn ich erst mal hier wäre, würde sich schon etwas ergeben. Komisch, da schlägt man sich meilenweit durch die Wildnis, aber sobald man die Zivilisation erreicht, sitzt man in der Falle.«
    Jills Kopf fuhr in die Höhe. »He, das ist es.«
    »Zivilisation?«
    »Klar doch. Du hast dir den Pathfinder gekauft, um irgendwo im Dschungel verschwinden

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