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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Golfplatz entlang. Nur so konnte sie über unbewohntes Gebiet den Laguna Greenbelt erreichen, einriesiges Naturschutzgebiet, das die einzige Stadt im ganzen County, die noch eine eigene Identität besaß, wie ein grüner Burggraben umgab. Sie hatte eine leichte Jacke an und war in der Eile natürlich nicht zum Essen gekommen. Im Reißverschlußfach einer ihrer Taschen fand sich ein Marsriegel. Ihr Marotte, überall Nahrungsmitteldepots anzulegen, hatte sich endlich einmal bezahlt gemacht. Gierig schlang sie den Riegel hinunter.
    Die Dunkelheit störte Alicia nicht, und die satte Stille empfand sie sogar als angenehm. Hinter dünnen, hohen Silberwolken zog der Halbmond seine Bahn. Sie hätte sich mehr Wolken, tiefere Dunkelheit gewünscht und bedauerte, heute morgen den Wetterbericht versäumt zu haben. Mit einem Satz übersprang sie ein Eisentürchen und eilte im Schein der fernen Straßenlaternen auf einem schmalen Pfad weiter. Die Steigung nahm zu, sie begann zu keuchen, wurde langsamer, konnte schließlich nicht mehr laufen, sondern nur noch rasch gehen. Ihre Augen hatten sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt, daß sie einer weiteren Gruppe Distelartischocken ausweichen konnte. Die lästigen Stachelgewächse traten überall dort auf, wo Kühe weideten. Auf einem nahegelegenen, flachen Höhenrücken waren schon wieder neue Bauplätze zu zweihundertfünfzig Dollar pro Quadratmeter abgesteckt. Sie roch die lockere, feuchte Erde, die auf das Anrücken der Bulldozer wartete.
    Alicia haßte die Bauträgergesellschaften, die den Hals niemals vollkriegten, seit sie nach Laguna gezogen war. Jetzt war sie froh, so oft mit gleichgesinnten Einheimischen durch den Greenbelt gewandert zu sein. Sie kannte das Gelände, und der Lichtschein der fernen Stadt half ihr, die Pfade zu finden. Unter den Bäumen war es besonders dunkel, der Shady Canyon machte seinem Namen Ehre. Es raschelte in den Büschen, ein Tier auf der Jagd, schrilles Quieken zeigte an, daß derRäuber Erfolg gehabt hatte. Danach war alles still. Kein gutes Bild in ihrer Lage.
    Eine Eule schrie. In den Hügeln zu beiden Seiten jaulten die Cojoten. Vielleicht reden sie über mich, dachte Alicia.
    Es war schon vorgekommen, daß Camper hier draußen von einem Rudel umzingelt worden waren. Warum auch nicht, dies war Cojotengebiet; sie hätte sich ohnehin viel lieber mit Raubtieren auseinandergesetzt, die mehr als zwei Beine hatten.
    Keuchend erreichte sie das Ende des Shady Canyon bei Four Corners. Nun mußte sie sich rechts halten, auf die breite Autobahn mit den grellen Scheinwerfern und den heulenden Motoren zu. Selbst wenn ihre Verfolger die Autobahn kontrollieren sollten, hier war sie noch über ihnen. Über eine schmale Seitenstraße erreichte sie die Unterführung für die Tiere, einen schlammigen, mit Cojoten-, Luchs-, Rotwild- und Erdkuckuckspuren übersäten Pfad. Ein offener Mittelstreifen trennte die beiden vierspurigen Fahrbahnen, so daß eine Menge Licht in die Unterführung fiel. Wer hier nach ihr suchen wollte, überlegte Alicia, mußte sich auf der Überholspur befinden, die Gefahr war also gering, daß man sie nahe der Autobahn entdeckte – diesem Schandmal, das den Greenbelt wie mit einem Messer entzweigeschnitten und die Tierpopulationen voneinander getrennt hatte. Dennoch fühlte sie sich von vielen Augen beobachtet, als sie sich von dem hell erleuchteten, achtspurigen Betonband entfernte und wieder in die Finsternis der Canyons eintauchte.
    Seit Alicia die UCI verlassen hatte, waren zwei Stunden vergangen. In dieser Zeit hatte sie zehn Kilometer zurückgelegt – nicht schlecht. Doch die Hochstimmung war dahin und mit ihr die Energie. Schwitzend schleppte sie sich den nächsten Hang hinauf. Mittlerweile war sie nicht mehr sicher, ob sie bis zum Ende durchhalten würde. Wenn die FBI-Leute genügend Verstärkung bekamen, konnten sie jede Straße in der Umgebung abfahren und jeden verdächtigen Lieferwagen überprüfen. Oder warteten sie darauf, daß sie ihnen bei einer Verkehrskontrolle ins Netz ging? Inzwischen hatten sie wohl schon erraten, daß sie einen anderen Fluchtweg gefunden hatte. Ob sie einer Physikprofessorin zutrauten, daß sie sich auf ihre Körperkräfte verließ? Hoffentlich suchten sie eher nach einem technischen Trick.
    Ihr Atem ging jetzt rasselnd, sie spürte die ersten Stiche in der Seite und gierte nach einem zweiten Marsriegel. Ich wollte doch im Moment gar keine Schlankheitskur machen, dachte sie. Wenigstens lagen die

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