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Cosmic Trigger (Band 3)

Cosmic Trigger (Band 3)

Titel: Cosmic Trigger (Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Wilson
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Ablehnung des relativistischen Skeptizismus wiederholt – bis auf
die
Tatsache, dass Gross und Levitt glauben, dass die gegenwärtige
Wissenschaft und
nicht die gegenwärtige Christenheit die Totale Wahrheit enthüllt, die
der
Skeptizimus niemals hinterfragen sollte. Mehr von diesen extrem
merkwürdigen
Vögeln später.)
    Lange
vor Kane oder den
Eindringlingen vom Mars oder dem Stück über John Brown, sogar bevor
Orson aus
den Windeln herausgewachsen war, schrieb James Joyce Ulysses – der Literatur-Klassiker
unseres Jahrhunderts, wie alle Experten sagen (und
dieses eine Mal
stimme ich dem zu) –, in welchem der oberflächliche ‚Realismus’
eintausend
schaurige Witze verbirgt. Kritiker haben in den letzten 70 Jahren
begriffen,
dass jede narrative Erzählerstimme, die ursprünglich die ‚objektive
Wahrheit’
erzählen sollte, zunehmend ein Element der quantenartigen Unschärfe in
sich
trägt. Tatsächlich erscheinen einige der Dinge, die für die nicht
dummen Leser
in den ersten 40 bis 50 Jahren nach der Publikation definitiv
unwiderlegbar
waren – zum Beispiel Molly Blooms ungezügelte Promiskuität – nun doch
ganz und
gar nicht mehr so sicher.
    Heute
herrscht zum Beispiel der
Konsens, dass Molly höchstens einen Liebhaber vor ihrer Heirat hatte
und einen
danach. Nun, manche sagen, vielleicht auch zwei danach. Der ganze Rest
ihrer
sexuellen ‚Historie’ erscheint in Ulysses lediglich
in Form Mr. Blooms
masochistischer Fantasie und Dublins boshaftem Klatsch. Die ersten
Leser
glaubten den ganzen Berg von Fabeln und Hörensagen – selbst nachdem
Conan Doyle
gezeigt hatte, wie einfach ein Schreiber sein Publikum täuschen kann –,
da
niemand glauben konnte, dass ein ‚seriöser’ Schreiber mit ihnen solche
‚Holmes-und-Watson’-Spiele treiben würde.
    Auf
ähnliche Weise haben sich die
Leser über 60 Jahre lang gefragt, warum Bloom Molly
bat, am folgenden
Morgen sein Frühstück ans Bett zu bringen – eine Umkehrung ihres
gewöhnlichen
Ritus –, doch niemand fragte sich, ob Bloom das
tatsächlich gefragt hatte.
Schließlich hat Hugh Kenner in Joyce Voices die
plausible Theorie
vertreten, dass Bloom nicht nach dem Frühstück gefragt hatte. Bloom
begann zu
dösen und von Sindbad und dem Ei des Krabbentauchers zu träumen (am
Ende von
Kapitel 17) und redete im Schlaf. Molly hörte etwas wie „Bed“ und „Eggs“
und glaubte, er wollte Eier zum Frühstück. Dies ergibt für mich mehr
Sinn als
die Theorien, dass Bloom nach im Bett servierten Eiern fragte und dass
die
wissenschaftlichen Kommentatoren des Kapitels diese seltsame Tatsache
einfach
unter den Tisch fallen gelassen haben.
    Joyce´
Status als anerkannter
Postmodernist oder erster irische Bulle in unserer Schreibergilde zeigt
sich am
Bemerkenswertesten durch seine sphinxartige Schweigsamkeit, wenn
Kommentatoren
und Gelehrte versuchten, die Frage nach dem Frühstück, die Bloom
vermutlich
niemals gestellt hat, zu interpretieren. So hinterließ Joyce glücklich
jenen
Witz – und weiß Gott wie viel weitere noch – den „Doktoranwärtern für
die
nächsten 500 Jahre“, die sich über seinen Text den Kopf zerbrechen.
    Doch
die Spiele, die Joyce gespielt
hat – so wie die Spiele von Welles, M.C. Escher, Borges, Pynchon und
einer
ganzen Reihe gegenwärtiger Postmodernisten –, haben, obwohl sie
einerseits so
pfiffig wie die Spiele von Doyle sind, andererseits auch eine sehr
ernsthafte
Seite – ebenso wie die jüngeren Wissenschaften und Philosophien, die
die
Unbestimmtheit integrieren. Eine letzte Antwort scheint für postmoderne
Künstler, gegenwärtige Philosophen und die meisten Wissenschaftler
(Gross und
Levitt ausgenommen) nicht erreichbar. Ergo bieten uns die postmodernen
Künstler
nicht die Lösung des Problems an, sondern weitere Rätsel, an denen wir
arbeiten
können, so lange es uns amüsiert oder plagt.
    Kennst
Du den wahren Charakter und die
Lasterhaftigkeit von Charles Foster Kane? Schaue Dir noch mal die
kurze,
intensive Szene an, in der er sein Geschäft dem Bankier Stanford
übergibt und
höre genau darauf, was er über seine eigentlichen Ziele offenbart,
verbal und
mit seiner Körpersprache. Du wirst Dir danach nicht mehr so sicher über
Kanes
Motive sein.
    Landeten
die Marsianer wirklich 1938 und haben sie seitdem alle Berichte über Orson Welles und alles
andere
gefälscht, um den Mythos zu erhalten, dass die ‚Landung’ niemals
wirklich
stattgefunden hatte und nur aus Orsons clever arrangierten

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