Cosmic Trigger (Band 3)
nur eine
Eigenart des
keltischen Temperaments. Heutzutage kennt jeder Collegejunge den
Streich des
Phantomstudenten. In dieser swiftschen Invasion der Infobahn ‚erscheint’
der Phantomstudent auf allen bedeutenden Unterlagen und gelangt in
erfolgreichen Fällen in den meisten Kursen zu hervorragenden Noten und
einem
triumphalen Abschluss … dies alles, ohne dass je die Notwendigkeit
besteht, in
der konsensuellen Realität zu existieren.
Sie
oder er existiert nur als reine
Information, und zwar in dem Sinne, in dem Geld oder Kilometer nur als
reine
Informationen existieren (oder in dem Sinne, in dem ich nur als reine
Information existiere, da das Internet die Aussagen einiger Experten (oder einiger dreister Betrüger, sofern du immer noch denkst, du
könntest einen
Unterschied zwischen diesen beiden erkennen) hervorgebracht hat, die
behaupten,
dass mich die Bösewichte, die mich getötet haben, mit einem virtuellen
RAW
ersetzt hätten …)
Der
Phantomstudent stammt
wahrscheinlich ursprünglich von der Idee des Phantomagenten. Dies war
für
einige Jahrzehnte eine weit verbreitete Praktik der Geheimdienste (und
der Plot
von Hitchcocks außergewöhnlichem Thriller North by Northwest ).
Der
Phantomagent – aus dem Nichts erschaffen wie modernes, gedrucktes Geld
–
beginnt unmittelbar real zu werden: Papierverkehr und unterstützende
‚Beweise’
zeigen, dass der Agent über Kleider, Zahnbürste und alle
Notwendigkeiten einer
realen Person verfügt. ‚Er’ hat einen Pass, eine Geldbörse mit
Kreditkarten, er
‚fliegt’ mit realen Fluglinien, ‚wohnt’ in realen Hotels und existiert
in jedem
Sinne, in dem auch ich oder du existierst … abgesehen davon, dass er
oder sie
niemals in der sinnlich wahrnehmbaren Welt erscheint. Wie die ‚normale’
Person,
oder sogar wie die ‚normale’ Welt in dem frommen Glauben der CSICOPs –
oder
auch wie der Phantomstudent –, so lebt der Phantomagent nur in der
virtuellen
Realität. (Wir haben dieselbe Behauptung in Bezug auf die
Gesteinsbrocken
gehört, die, folgt man den Fundamentalisten, deshalb 4 Milliarden Jahre
alt
erscheinen, weil der Erste Künstler sie wundersamerweise mit in Sein
Werk
eingeschlossen hatte, um es älter als 6000 Jahre erscheinen zu lassen.
Macht
diese Theorie deiner Einschätzung nach aus Gott einen ‚Künstler’ oder
einen
‚Schwindler’?)
Über
2 Jahrzehnte lang staunten Mathematiker
über den brillianten und zurückgezogenen Nicholas Bourbaki. Er schrieb
einen
blendenden mathematischen Aufsatz nach dem anderen, und zwar nicht nur
auf
einem Gebiet, sondern in mehr Bereichen als irgendein anderer seit dem
Supergenie C.F. Gauss im 19. Jahrhundert. Jeder wollte diesen stellaren
Intellekt treffen, doch Bourbaki erschien niemals bei irgendwelchen
Mathematik-Konferenzen. Seine Vita zeigte stets, dass er auf einem
ausgedehnten
Diensturlaub von seiner letzten Universitätsanstellung war. Als dann
seine
Kollegen schließlich durch seine Aufsätze nicht nur davon überzeugt
waren, dass
sie einen neuen Gauss unter sich hatten, sondern sogar einen neuen
Leonardo,
wurde schließlich irgendjemand misstrauisch.
Nicholas
Bourbaki – wie auch Lemuel
Gulliver, der Phantomstudent und der Phantomagent – existierte nicht
außerhalb
des Informationssystems. Seine Aufsätze überspannten deshalb so viele
unterschiedliche Bereiche, weil sie von einem Komitee schrulliger
europäischer
Mathematiker in Zusammenarbeit geschrieben wurden.
Der
Gulliver-Schwindel diente einem
ernsthaften Zwecke (‚Human Liberty’ ziert das Grab von Swift!). Der
Phantomstudent dient einem rein psychischen oder rituellen Zweck.
Dieser Scherz
kanalisiert Energie, Wut und rebellische Kreativität in einer sicheren,
vorgegebenen Art und Weise. Große Ts passen sich an die bürokratische
Welt der
kleinen ts an und spotten darüber. Der Phantomspion dient dazu, den
Feind zu
verwirren und sie auf falsche Fährten zu führen. Und Bourbaki? Ich weiß
es
nicht. Frag die Urheber!
Welchen
Zweck würdest du UMMO und der
Prieuré de Sion unterstellen?
Und
nun, wo wir Gulliver und Bourbaki
‚demaskiert’ haben – oder zumindest die Maske hinter der Maske gefunden
haben –
was ist mit Jean Paulhan?
Entsprechend
glaubwürdiger Quellen –
einschließlich der Bestätigungen durch Experten – existiert M. Paulhan in
derselben Welt wie
du, ich, Clinton, O. J. Simpson und Madonna. Der Beweis für seine
Existenz?
Viele glaubwürdige Quellen behaupten, ihn zu kennen. Er bringt
angeblich das
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