Cosmic Trigger (Band 3)
als
ein
Puzzle, das man immer wieder neu zusammensetzen kann, und nicht als ein
fertiges Puzzle. Die akademischen Postmodernisten beginnen stets damit,
die
Welt als ein Puzzle zu betrachten und wechseln dann unbemerkt in die
Haltung,
als wäre das Puzzle gelöst. Das letztere, die angebliche Lösung des
Puzzles,
ähnelt merkwürdigerweise immer den Arbeiten des zweitrangigen deutschen
Ideologen Karl Marx, dessen Theorien in der Praxis kläglich scheitern
und bei
den Akademikern immer hoch angesehen sind (und – muss ich zugeben, auch
in
China und Kuba: zwei vorzügliche Länder, in denen man so leben kann,
sofern man
möchte, dass einem 24 Stunden am Tag politische Korrektheit eingebläut
wird).
Wie
dem auch sei, mir sind jene
postmodernen Themen am sympathischsten, die den größten Zorn in Gross
und
Levitt herauskitzeln: Die Theorie ‚sozialer Kräfte’, die die
wissenschaftlichen
Modelle jeder Zeit gestalten. Ich sage nicht, dass diese sozialen
Kräfte die
wissenschaftlichen Theorien erzeugen – eine Idee,
die ähnlich absurd ist
wie die akademische postmoderne Behauptung, dass soziale Kräfte King
Lear geschrieben haben –, doch soziale Kräfte spielen meiner Ansicht nach
eine ganz
klare Rolle darin, welche Masken (wissenschaftlich, künstlerisch oder
philosophisch) dominieren, zumindest innerhalb einer Dekade, manchmal
aber auch
für eine ganze Generation und sogar noch länger.
Ein
konkretes und besonderes Beispiel
ist das wissenschaftliche Schicksal von Dr. Timothy Leary. Gross und
Levitt
verwerfen in typischer Manier Dr. Learys wissenschaftliche Arbeiten
(aus fast
50 Jahren Forschung, die in mehr als 40 Büchern publiziert wurden) als
‚nebliges Getue’. Da nun eine solche Widerlegung von 40 Büchern nicht
wirklich
eine gültige wissenschaftliche Kritik ist (wie euch jeder Text über
Methodologie auch sagen wird), so qualifiziert es sich auch nicht als
ein
besonders geistreiches Beispiel von Schlechtmacherei. Doch welche
sozialen
Faktoren haben auf Learys kontroverse Karriere eingewirkt? Lasst uns
noch mal
auf dieses Thema eingehen (ein Thema, über das ich im ersten Teil
dieser
Trilogie geschrieben habe und das neu für viele Leser sein mag, die
zuerst
diesen Teil lesen).
1)
Viele von Dr. Learys Arbeiten haben
in der psychologischen Gemeinschaft generelle Akzeptanz erfahren.
Besonders die
‚interpersonalen Tests’ von Leary galten – als ich den ersten Teil
dieser Serie
schrieb – als erstklassige und häufig genutzte Tests in diesem Land.
Ich weiß
nicht, ob sie heute immer noch ihre damalige Bedeutung haben, doch sie
werden
immer noch viel genutzt. Ich habe kürzlich junge Leute getroffen, die
den Test
in Universitäten und bei Job-Bewerbungen gemacht haben. Er wird auf
jeden Fall
immer noch routinemäßig bei allen Verurteilten im kalifornischen
Strafvollzugssystem gebraucht.
2)
Für die Arbeiten über
Verhaltensmodifikationen mit LSD wurde Dr. Leary einstimmig von
Nicht-Psychologen und besonders von Experten verachtet, die einen
Einfluss auf die Massenmedien haben. Weniger einstimmige Kritik hat er
von
denen erhalten, die es am besten wissen, nämlich anderen Psychologen.
Viele von
ihnen sagen offen, dass sie davon überzeugt sind, dass Leary in einem
weniger
hysterischen Zeitalter Wiedergutmachung erfahren wird. Als Dr. Leary
aus dem
Gefängnis kam, erhielt er unmittelbar die Einladung von der Association
für
Humanistic Psychology, die Hauptrede der Vollversammlung zu halten.
Damit
sollte das Zeichen gesetzt werden, dass ihn diejenigen aus seinem
eigenen
Forschungsbereich nicht als einen Wahnsinnigen betrachteten, sondern
als einen
begabten Forscher, der irrationalen Vorurteilen ausgesetzt war.
3)
Die Kontroverse über Dr. Learys
Arbeiten über Verhaltensveränderungen besteht heutzutage immer noch und
wird es
solange auch tun, bis sie ein Forscher entweder bestätigt oder
widerlegt hat.
Diesen Punkt betrachte ich als den wichtigsten von allen und ich werde
genauer
darauf eingehen.
Keine
von Dr. Learys bedeutungsvollen
Studien sind weder widerlegt noch bestätigt worden, denn die
Gesetzgebung –
Statuten, die eingeführt wurden nach und durch Dr. Learys Forschungen –
stellt
es für andere Psychologen oder Psychiater unter Strafe, diese
Forschungen zu
wiederholen und zu verifizieren . Ich nehme an, du hast sicher
schon
mitbekommen, dass die Inquisition eigentlich 1819 endete. Doch in
vielen
Gebieten der Psychotherapie und Medizin fing die U.S.-Regierung dort
an, wo der
Vatikan
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