Cosmic Trigger
auch lauten mag. Man kann gesetzes- und ordnungskonforme Signale auswählen und behaupten, daß alles – wie beim Thomismus – von einer kosmischen Intelligenz projiziert wird. Dasselbe kann man auf chaotische Signale anwenden und behaupten, Gott sei – wie im Diskordianismus – eine verrückte Frau. Das Gehirn wird die empfangenen Signale dem jeweiligen Glaubenssystem – oder einem Dutzend anderen – anpassen.
In den Seminarien über Exo-Psychologie, die ich in diesen Tagen halte, unterstreiche ich diesen Punkt insofern, daß ich die ganze Klasse bitte, sich das Bild der Halle vor dem Seminarraum vorzustellen. Dann frage ich, wie viele sich fünf unterschiedliche Merkmale vorstellen können, dann zehn, fünfzehn… Wenn wir die Person mit der größten Anzahl unterschiedlicher Signale in ihrem Gedächtnisspeicher gefunden haben, notieren wir die genannten Elemente auf der Wandtafel. Wir bezeichnen diese Anzahl als X. Dann werden alle von der restlichen Klasse erwähnten Signale, die nicht unter X aufgeführt sind, zusammengestellt. Die neue Liste ist immer höher als 2 X. Falls der Gedächtnis-Beste vierzehn Signale nannte, so ergibt dies für die ganze Klasse 28 Signale oder mehr.
Dies zeigt, daß ein Weg zur Verdoppelung der praktischen Intelligenz (Erkennen von Einzelheiten) darin besteht, soviel Signale wie möglich von anderen Menschen zu empfangen; egal, wie verschroben deren Realitätsgrundlage sein mag, und egal, wie dumm oder langweilig sie sich beim erstenmal ausnehmen. Unsere normale Angewohnheit, daß wir uns gegenüber allen menschlichen Signalen abschirmen, die nicht sofort mit unserer Realitätsgrundlage vereinbar sind, ist der Mechanismus, der uns weit dümmer bleiben läßt, als nötig wäre.
Dieses Experiment demonstriert auch Learys Prinzip des neurologischen Relativismus. Keine zwei Leute melden je die exakt gleichen Signale. Wie immer die »objektive« Halle gestaltet sein mag (vermutlich als ein Tanz von Energie, wenn wir der modernen Physik vertrauen); jede Person, die sie durchschreitet, kreiert ihre eigene Tunnel-Realität, eine Halle, die zu ihren eigenen neurologischen Gewohnheiten paßt. Keine zwei Personen sind existentiell in der »gleichen« Halle.
Es bereitet übrigens großen Spaß, aus diskordischer Sicht gegen einen thomistischen Theologen oder einen altmodischen deterministischen Materialisten zu argumentieren. Es finden sich genauso viele Hinweise auf Chaos und Spiel im Universum wie auf Gesetz und Ordnung; man muß nur danach Ausschau halten.
Natürlich kam ich noch lange nicht auf die Idee, daß unsere Lady Eris, Göttin der Zwietracht, niemand anders als die Lady aus dem Weltraum war, die zurückkehrte, um mich in anderer Gestalt zu jagen.
Jim Garrison und die Illuminaten
Der Diskordianismus steht in direktem Widerspruch zu den monotheoretisch-monotheistischen Grundlagen der westlichen Religionen, der westlichen Logik und den westlichen Gesetzen, die alle von der Annahme ausgehen, daß es ein einziges korrektes, in allen Fällen der Wahrheit entsprechendes Modell gebe. Menschen, die im dogmatisch jüdisch-christlichen Sinne religiös sind, Logiker, die den Gödelschen Beweis noch nicht gefunden haben, und Anwälte aller Schattierungen sind die letzten dieser Erde, welche die Diskordische Philosophie zu schätzen wissen.
Dennoch bestand Kerry Thornley in einer völlig donquichottischen Art und Weise darauf, in die Psychologie des Kennedy-Mordes der sechziger Jahre verwickelt zu werden. Mit seiner diskordischen Vergangenheit im Schlepptau ging er schnurstracks zu einem Anwalt – , zu D.A. Jim »The Jolly Green Giant« Garrison in New Orleans. Er hätte ebensogut zu einem thomistischen Theologen gehen können.
Nachdem er Mark Lanes Rush to Judgement und einige andere Bücher über den Kennedy-Mord gelesen hatte, besann sich Kerry im Jahre 1967 darauf, daß sein alter Freund Lee Harvey Oswald den Präsidenten möglicherweise doch nicht erschossen haben könnte; vielleicht hatte es wirklich eine Verschwörung gegeben. Naiverweise kehrte Kerry nach New Orleans zurück und führte mehrere lange Gespräche mit dem Distriktstaatsanwalt Garrison, der eine neue Untersuchung angeordnet hatte, die einer solchen Verschwörung auf der Spur zu sein schien.
Um es gelinde auszudrücken: Thornley und Jim Garrison erweckten nicht gerade den Anschein eines harmonischen Teams. Tatsächlich wünschten sie sich in ihrem letzten Interview gegenseitig zur Hölle. Diskordianismus
Weitere Kostenlose Bücher