Cosmic Trigger
oder den kosmischen Kicherfaktor.
Zwischen der ersten Auflage der Principia Discordia, aus der Kopiermaschine Jim Garrisons im Jahre 1963, und der vierten Auflage, Rip-Off Press, Berkeley 1969, sind nur 3125 Kopien dieses fundamentalen diskordischen Texts verbreitet worden. Dennoch ist das V-Zeichen – vor allem in den Jahren 1966 bis 1970 – von der ganzen Gegenkultur angenommen worden. So sah man es während der Pentagon-Demonstration im Oktober
1967 bei Hunderten und Tausenden von Protestierenden und
1968 wiederum beim Demokratischen Konvent. Komisch ist dabei nur, daß sich eigentlich niemand dessen bewußt war, daß wir Diskordier es zu neuem Leben erweckt hatten…
Das Pentagon selbst ist natürlich ein heiliger diskordischer Schrein, erstens weil es fünf Seiten hat 3 * und weil die dort verehrte byzantinische Bürokratie so wundervoll das grundlegende soziologische Gesetz illustriert, wie es von Kerry Thornley in The Gospel According to Fred so schön formuliert wird: »Auferlegung der Ordnung = Eskalation des Chaos.« Ich wohnte im Oktober 1967 dem Pentagon-Protest bei, wo die Yippies den Teufel, Yog-Sothoth, auszutreiben versuchten, indem sie » Out, demon, out! « sangen. Das Ganze, vor allem die V-Zeichen, machte den Eindruck, als ob die diskordische Version des Surrealismus zu einer neuen politischen Realität würde.
3 * Alle Mitglieder des Generalstabs sind diskordische Heilige ehrenhalber und gehören dem Orden des Quichotte an, auch bekannt als die Ritter der Fünfseitigen Burg.
Im nächsten Jahr nominierten die Yippies ein Schwein als Präsidentschaftskandidaten.
Richard Ryan, ein Psychologe aus New Jersey, las einen Teil der diskordischen Literatur und schrieb mir, um mir einen weiteren 23er Mindfuck zu erzählen. Ryan hörte zufällig in der Irrenanstalt, in der er arbeitete, wie ein Psychiater einer Schwester, die einen Fehler gemacht hatte, einen gehörigen Anschiß verpaßte. »Wenn ich 23 Kubik sage«, schrie der Psychiater, »so will ich 23 Kubik – nicht 24!« Ryan hörte dies, als er unterwegs zur Abteilung der chronisch Schizophrenen war. Als er deren Raum betrat, sagte einer der Schizzis angsterfüllt zu ihm: »Ja, ja, 23 Kubik.«
Die schrecklichen Geheimnisse des verruchten Aleister Crowley
Eines Tages im Jahre 1970 nahm ich zusammen mit Alan Watts und seiner reizenden Frau Jano das Mittagessen ein.
Gegen Ende der Mahlzeit befragte mich Alan über meine gegenwärtigen schriftstellerischen Pläne; ich erzählte ihm ein wenig über Illuminatus! und erwähnte dabei das Auge im Dreieck als das Symbol der Illuminaten.
»Das erinnert mich«, meinte Alan, »an eines der besten Bücher, das ich seit Jahren gelesen habe. Es heißt The Eye in the Triangle und handelt von Aleister Crowley.« Er hat mir dieses Buch wärmstens empfohlen.
Alles, was ich damals über Aleister Crowley wußte, war vage und wenig vorteilhaft. Man sagte, er sei ein Satanist, ein Schwarzmagier, ein Sadist, ein Spinner, ein Heroinsüchtiger und ein sexuell Degenerierter fürchterlichen Ausmaßes. Irgendwo hatte ich auch gehört, daß Crowley als erster den Berg Chogo Ri bestiegen habe und verschiedene andere Bergsteigerrekorde aufzuweisen hätte. Ich war fasziniert; nur wenige Junkies besaßen die Widerstandskraft für solche Strapazen, und man fragte sich, wohl nicht ganz zu Unrecht, ob Aleisters schlechter Ruf nicht doch etwas übertrieben war.
Der Skeptiker kaufte sich The Eye in the Triangle von Dr. Israel Regardie, Crowleys Sekretär in den zwanziger Jahren, der heute als reichianischer Psychologe in Los Angeles lebt. Dr. Regardie betonte den Zusammenhang zwischen Crowleys tantrischer Magie 4 * und Reichs bioenergetischer Psychologie. Der Skeptiker nahm daher an, daß die »astralen« Energien bei Crowleys Magick das gleiche Phänomen seien wie die »Orgonenergie« in der Reichschen Therapie. Bald hatte ich alle noch erhältlichen Bücher Crowleys gelesen, als ich einen Briefwechsel mit Dr. Regardie anfing.
4 * Engl.: Magick; Crowleys Erfindung. Das k dient zur Unterscheidung von der normalen »Bühnenmagie«; ausgesprochen: mage-ick.
Ich begann auch mit den in Crowleys Büchern angegebenen Methoden des Magick -Trainings zu experimentieren. Viele dieser Übungen waren frei dem Hatha-Yoga entnommen, in welchem ich bereits einige Erfahrung besaß; einige waren jenem der Stammesschamanen, wie Don Juan Matus, ähnlich, dessen Training des Anthropologen Carlos Castaneda viel von Crowleys
Weitere Kostenlose Bücher