Cosmic Trigger
sowie den geistlichen Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola, wobei ein typisch Crowleyscher Unterschied zur Anwendung kam. Beim Bhakti-Yoga geht man eine Art Liebesbindung mit einer besonderen Gottheit ein, widmet ihr (oder ihm) jeden wachen Augenblick und beschwört dieses göttliche Wesen durch jede mögliche Methode, speziell aber durch lebendige bildliche Imagination. Loyolas Methode ist ähnlich, außer daß man die Gottheit, die man beschwören will, nicht frei wählen kann. Crowleys Technik besteht darin, daß man die Beschwörung so lange durchführt, bis man eine wirkliche Manifestation des Gottes erlebt (ein »Kontakt« im UFO-Jargon), um dann unverzüglich aufzuhören und mit der Beschwörung eines anderen Gottes weiterzufahren. Nachdem man auf diese Weise die Manifestation von drei oder vier Gottheiten erlebt hat, wird man Nasreddins Esel (den Neuroprogrammierer) begreifen und sich gegenüber allen Realitätsgrundlagen – die eigenen inbegriffen – zunehmend skeptisch verhalten.
Andere vom Autor erprobte Übungen Crowleys werden hier nicht beschrieben, da sie im Normalfall für Leute, die nur gelegentlich experimentieren, zu gefährlich sind. Crowley beharrte stets darauf, daß niemand diese fortgeschritteneren Techniken anwenden sollte, ohne (a) sich ausgezeichneter Gesundheit zu erfreuen, (b) sich nicht mindestens einer athletischen Sportart zu widmen, (c) fähig zu sein, in mindestens einer wissenschaftlichen Disziplin Versuche korrekt durchführen zu können, (d) ein allgemeines Wissen auf dem Gebiet verschiedener Wissenschaften aufzuweisen, (e) eine Prüfung in formaler Logik zu bestehen und (f) eine Prüfung in Philosophiegeschichte zu bestehen, inbegriffen Idealismus, Materialismus, Rationalismus, Spiritualismus, vergleichende Theologie usw. Ohne diese Allgemeinbildung und dieses Selbstvertrauen und ohne die durch ein solches Studium bewirkte Unabhängigkeit im Denken wird durch die Erforschung der Magick lediglich das Gehirn gesprengt. Wie Brad Steiger gesagt hat, sind die Irrenanstalten voll von Leuten, die in ihrer Naivität okkulte Systeme studieren wollten, ehe sie irgendwelche Fähigkeiten zur Erfassung des Normalen besaßen.
Die ersten Resultate mit Crowleyschen Experimenten bewirkten beim Autor eine ungeheure Zunahme seiner ohnehin schon reichlich vorhandenen Skepsis, die nun so weit reichte, daß er sogar der Skepsis gegenüber skeptisch war. Er konnte nun aber auch ohne psychedelische Drogen Ekstase und Kontakte zu rätselhaften »Wesen« erlangen.
Auch die 23er-Zufälle begannen sich rascher zu vermehren. So fand zum Beispiel mein erstes Treffen mit Malaclypse dem Jüngeren (Greg Hill), Schöpfer der großartigen Principia Discordia, an einem 23. April statt; während wir über diesen »Zufall« sprachen, präsentierte ein Glaser, der eben in Gregs Wohnung eine zerbrochene Scheibe repariert hatte, seine Rechnung. Die Rechnung trug die Nummer 05.675 (5 + 6 + 7 + 5=23), und der Betrag lautete auf 7.88 Dollar (7 + 8 + 8 = 23). In Erinnerung an diesen dreifachen Hammer ordneten wir die Chronologie so, daß wir Illuminatus! an einem 23. April zu schreiben begannen.
Die 23 er häuften sich immer schneller. Zum erstenmal begann sich der Schamane zu fragen: Geschah dies alles durch den Metaprogrammierer (selektive Wahrnehmung), oder war da noch ein Element der Psychokinese mit im Spiel? Ließ man es unbewußt geschehen, so wie etwa ein »Poltergeist-Kind« Möbel umherfliegen läßt? Die zweite Hypothese war nicht unbedingt ernst zu nehmen, doch blieb die Frage nach der Richtung offen, welche die Experimente einschlagen würden.
Dann kam das Huxley-Synchro-Geflecht.
Ich las Laura Archera Huxleys This Timeless Moment. Das letzte Kapitel handelt von Lauras Versuchen, mit Aldous nach dessen Tod in Verbindung zu treten. Was dies betrifft, so war und bin ich ein ziemlich abgehärteter Zyniker: Ich weiß zuviel über die Arbeit von Medien. In diesem Fall erhielt Laura ihre Resultate von Keith Milton Rinehart, der im Rahmen wissenschaftlicher Tests als Medium zuverlässige Leistungen erbracht hat. Rinehart eröffnete Laura, daß Aldous ihr einen »klassischen Beweis des Überlebens« übermitteln wolle, was in der Parapsychologie etwas, das nicht durch die alternative Theorie der außersinnlichen Wahrnehmung (ASW) erklärt werden kann, bedeutet – d. h. Rinehart las in Lauras Gedanken. Nach einer gewissen Zeit verkündete er, daß er ein Signal empfange: Laura solle in Aldous’
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