Cosmic Trigger
und Irrglaube angeprangert worden war. Meine Eltern hatten durch »Glück« oder Zufall einen Arzt gefunden, der daran glaubte und die Schwester-Kenny-Technik anwandte… 6 *
6 * Die meisten, die, wie der Autor, als Kind in den dreißiger Jahren an Polio erkrankt und nicht mit der Kenny-Methode, sondern durch die orthodoxe A.M.A.-Therapie behandelt worden waren, sind noch immer gelähmt. Ich bin äußerst beweglich und benötige nur gelegentlich einen Stock.
Unterdessen nahm Tim Learys Ringen um seine Freiheit – der Kampf begann 1964 mit der ersten Verhaftung durch G. Gordon Liddy – seinen unvermeidlichen Verlauf. Dr. Leary wurde am 27. Januar 1970 in ein Gefängnis gesteckt. Neun Monate später – einige Wochen vor seinem fünfzigsten Geburtstag und als er bereits Großvater war – bestätigte Timothy sein »Jugendkultur«-Image durch ein athletisches Überklettern der Gefängnismauern. Über ein siebzehn Meter langes Drahtseil gelangte er in die Freiheit. Er hinterließ dem Gefängnispersonal eine fromme Notiz:
»Im Namen des Vaters, der Mutter und des Heiligen Geistes: O Wärter – Ich verlasse Euch um der Freiheit willen. Ich bete, daß Ihr Euch selbst befreien möget. Einen Menschen gefangenzuhalten ist ein Verbrechen gegen die Menschheit und eine Sünde gegenüber Gott. O Wärter, Ihr seid Verbrecher und Sünder. Bindet Euch los. Seid frei. Amen.«
Innerhalb weniger Monate wurde Tim von den Black Panthers in Algerien erneut gefangengenommen. Eine zweite Flucht brachte ihn in die Schweiz und von neuem ins Gefängnis. Die Suche nach Freiheit schien erfolglos zu sein. Aber dann, durch eine Propagandakampagne amerikanischer Intellektueller, angeführt durch den Dramatiker Arthur Miller und den Dichter Allen Ginsberg, ließ die Schweizer Regierung Timothy frei, erlaubte ihm, in ihrem Land zu bleiben, und lehnte es ab, ihn zurück in sein Gefängnis im kalifornischen Archipelago auszuliefern. Er war der erste Wissenschaftler seit Kropotkin, der eine so stilvolle Flucht aus der Tyrannei vollführt hatte und sich noch immer auf freiem Fuße befindet.
Wir lebten damals nach wie vor in Mexiko, und ich schrieb zwei Bücher für die Playboy Press. Die ganze Familie feierte – trotz Nixon und Kent State und Kambodscha und allem anderen; Tim Leary war frei, und für diesen rückständigen Planeten schien erneut Hoffnung zu bestehen.
Die ganze Familie des Schamanen beschäftigte sich unterdessen mit Yoga und Magick; Merkwürdigkeiten waren an der Tagesordnung. Eines Tages während unseres mexikanischen Aufenthalts meditierte der Autor, und zwei seiner Töchter gingen durch den Raum, ohne ihn zu sehen. Diese Tatsache hat uns damals alle recht verblüfft, obwohl ich nicht glaube, daß ich buchstäblich unsichtbar war (wie einige von Crowleys Schülern es von ihm bei gelegentlichen tiefen Meditationen behaupteten). Ich glaube viel eher, daß dies nur geschehen konnte, weil ich äußerlich und innerlich so ruhig war, daß man mich so leicht wie einen Stuhl übersehen konnte. Ich gab keine menschliche Schwingung ab.
Noch verwirrender war ein Vorfall, in den meine jüngste Tochter Luna verwickelt war. Sie schien bereits von Geburt an mehr Intuition, außersinnliches Wahrnehmungsvermögen und seltsame Kräfte zu besitzen als alle anderen von uns. Luna meditierte in einem Raum zusammen mit unserem Sohn Graham und unserer Zweitältesten Tochter Jyoti. Plötzlich rüttelte ein dumpfer Schlag Graham und Jyoti aus ihrer Trance. Luna, die sich bis dahin rechts von beiden befunden hatte, war nun plötzlich links von ihnen. Selbstverständlich glaubten alle, daß Luna sich selbst levitiert oder teleportiert hatte.
Luna sagte, sie könne sich nicht daran erinnern, sich bewegt zu haben.
Ich weiß nicht, was passiert war; ich war nicht dabei. Aber als ich mit Luna darüber sprach, meinte sie: »Du glaubst an ASW, also geschieht es um dich herum. Du glaubst nicht an Levitation, also geschieht es nicht um dich herum.« Dann lachte sie, und ich fühlte – nicht zum ersten- oder letztenmal –, daß Luna, deren bevorzugter Lesestoff noch immer Comics waren, über einige Dinge mehr wußte als ich.
Ich fuhr mit meiner Verehrung Unserer Lady von Guadalupe fort und war erfreut, daß ich erneut das katholische Spiel spielen konnte, ohne es fortan ernst zu nehmen. Ich hatte das Spiel mit Entrüstung im Alter von vierzehn Jahren zum letztenmal gespielt, als es mit meinem Sexualtrieb in Konflikt geraten war. Es war nur eine
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