Cosmic Trigger
Ihre Chance, zufällig richtig zu antworten stand für die ganze Serie 1:21.168.000. (Der schon ungeduldig gewordene skeptische Leser mag sich der »Realität« von Horus widersetzen, indem er die weniger bizarre Theorie akzeptiert, daß Rose ganz einfach Aleisters Gedanken las.)
Am nächsten Tag nahm Crowley Rose ins Boulak-Museum mit und bat sie, das Wesen durch eine der dort ausgestellten Statuen oder Gemälde zu identifizieren. Sie ging an mehreren Darstellungen von Horus vorbei – der zynische Aleister beobachtete sie, seinen eigenen Worten nach, in »ruhiger Ausgelassenheit« – und hielt dann vor einer Stele inne, die eine über einen geflügelten Globus gebeugte dunkle Frau, einen falkenköpfigen Gott und einen männlichen Mensch zeigte. »Das ist er«, sagte sie und deutete auf den falkenköpfigen Gott Horus. Die Stele war vom Museum mit der Zahl 666 numeriert worden, und das war eine Synchronizität, die Crowleys sofortige Aufmerksamkeit erregte. Er hatte die 666 seit Jahren als seine magische Zahl verwendet. 50
Crowley entschied sich mitzumachen. Ins Hotel zurückgekehrt, empfing er im Verlauf eines leichten Trance-Zustands Das Buch des Gesetzes, das ihm in einem »vollen Bariton« von einem unsichtbaren Wesen diktiert wurde. Das Buch beginnt mit:
Had! Die Kundgabe von Nut.Die Entschleierung der Gesellschaft des Himmels.Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern.
Nut, die ägyptische Gottheit der Steine, scheint uns in diesen ersten Zeilen zu erzählen, daß wir ihre Kinder sind. Sie erklärt weiter:
Ich bin über euch und in euch. Meine Wonne ist in eurer.Meine Freude ist, die eure zu sehen. (Vom Autor hervorgehoben.)
Die Vereinigung der Menschheit mit den Sternen wird exakt vorausgesagt:
Sie sollen meine Kinder in ihren Schoß führen und den Strahlenglanz der Sterne in die Menschenherzen bringen.
Und das Zeichen sei meine Ekstase, das Wissen vom ununterbrochenen Sein, der Allgegenwart meines Leibes…
Denn ich bin geteilt um der Liebe willen, um die Vereinigung zu gewähren.
Dies scheint eine anschauliche und poetische Vorwegnahme von Learys Theorie zu sein, daß höhere Intelligenz »geteilt« ist; sie sendet DNS-Saat aus, um den Schoß jedes Planeten in der Galaxis zu befruchten, »um die Vereinigung zu gewähren« und um die Rückkehr dieser »Kinder« zu sichern, nachdem sich diese von den larvalen Schaltkreisen zu höheren Arten des Bewußtseins entwickelt haben.
Ich liebe euch! Ich sehne mich nach euch!… Legt an eure Schwingen und erweckt die gewundene Herrlichkeit in euch: Kommet zu mir! (Vom Autor hervorgehoben.)
Die Sternen-Mutter, Nut, ruft uns zweifellos nach Hause zurück, ins galaktische Zentrum. Die »gewundene Herrlichkeit« mag sogar die DNS-Spirale bedeuten, in welcher Leary und andere Forscher das Geheimnis der Unsterblichkeit vermuten. Aber kurz danach folgt ein noch interessanterer Satz:
Sollte ein Gott in einem Hund leben?
Ein Hinweis auf den großen Hundsstern Sirius? Instruktionen, um diese Intelligenz zu kontaktieren, sind ziemlich klar:
Um mich zu verehren, nehmt Wein und ungewohnte Drogen, davon ich meinem Propheten erzählen will, und berauscht euch daran!
Die Unsterblichkeitspille wird klar und deutlich erwähnt.
Denke nicht, o König, an die Lüge, daß du sterben mußt: wahrlich, nicht sterben sollst du, sondern leben.
Im dritten Kapitel spricht Horus, der Kriegsgott, und macht einige grausame Prophezeiungen für das 20. Jahrhundert:
Nun wisset vor allem, daß ich ein Gott des Krieges und der Rache bin. Ich werde hart mit ihnen verfahren…
Ich bin der Kriegsgott der Vierziger; die Achtziger ducken sich vor mir und sind erniedrigt. 51
Nun, diese Prophezeiung für das 20. Jahrhundert ist für ein 1904 erschienenes Buch gar nicht so daneben gegriffen; damals glaubte die Mehrheit in Europa, daß Kriege zwischen zivilisierten Nationen nicht mehr vorkommen würden.
Es ist klar, daß sich die Starseed-Botschaften ein ziemlich starkes Timothy Leary-Aroma aneigneten, nachdem sie Learys Nervensystem durchquert hatten, genauso wie Das Buch des Gesetzes auf Grund von Aleisters Neuronen einen unleugbar Crowleyschen Beigeschmack annahm. Die grundlegende Mitteilung bleibt sich jedoch verblüffend ähnlich.
Die Stele 666 aus dem Boulak-Museum. Die Göttin ist Nut, die Gottheit Horns, und der Mensch scheint ein Ankh-f-na-Khonsu zu sein, ein Priester, dessen Grab diese Stele ursprünglich schmückte. Man
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