Cottage mit Aussicht
vor Chloe so tapfer gewesen, aber sie hatte seither eine nicht unbeträchtliche Menge Wodka getrunken, und ihr Widerstand bröckelte.
»Gott! Männer sind Bastarde! Du bist doch nicht schwanger, oder?«
Anna konnte beinahe Lauras Fantasien sehen: ein weinendes Baby und dazu ein Greyhound in ihrem übervölkerten Haus. »Nein! So weit ist es nicht gekommen.«
Vor Erleichterung war Laura mit einem Mal ganz überschwänglich. »Aber du warst so sehr in ihn verliebt!«
»Ich weiß, doch das Gefühl beruht nicht auf Gegenseitigkeit, und ich muss weg von hier. Ich kann nicht hierbleiben, in dem Wissen, dass ich ihm jeden Augenblick über den Weg laufen könnte. Ich kann einfach nicht.« Sie hörte ihre Stimme brechen und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. Sie durfte sich nicht gehen lassen; sie hatte viel zu tun. »Wenn es schwierig für dich ist, könnte ich immer noch zu Mum gehen.«
»Nein! Wir werden es schon irgendwie schaffen. Komm her, wann immer du willst.«
»Hm, ich werde vermutlich erst ziemlich spät bei dir eintreffen«, entgegnete Anna. »Ich möchte die Autobahnen vermeiden und muss mir eine Route ausarbeiten. Am besten, ich kaufe mir eine Landkarte.«
»Schätzchen, warum bleibst du nicht noch einen Tag länger? Ich komme mit dem Zug runter, und wir werden zusammen zurückfahren. Es ist eine lange Strecke für einen unerfahrenen Fahrer.«
»Ich kann nicht darauf warten, dass du herkommst, obwohl es ein wunderbar nettes Angebot ist«, fügte sie hinzu und versuchte, nicht allzu verzweifelt zu klingen. »Ich muss so bald wie möglich weg von hier.«
»Soll ich in den Wagen steigen und gleich jetzt runterkommen?«, fragte Laura. Anna konnte die Sorge in ihrer Stimme hören.
»Oh, Laura! Du bist ein solcher Schatz, doch so schlimm ist es nicht. Morgen reicht völlig. Und ich werde die Fahrt problemlos bewältigen. Ich habe in letzter Zeit eine Menge Übung bekommen, obwohl ich noch keine langen Fahrten unternommen habe. Wegen der Fahrerei mache ich mir keine Sorgen.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber die Autofahrt lag ziemlich weit unten auf ihrer Sorgenliste. Es gab so viel drängendere Angelegenheiten.
Nach dem Gespräch mit Laura packte Anna die wenigen Dinge, an denen ihr lag, in Mülltüten. Ihre Möbel hatte sie in das zweite Schlafzimmer geräumt; sie würde sie zurücklassen. Chloe konnte sich davon nehmen, was ihr gefiel. Es war wirklich eine Schande, da Laura sie ihr geschenkt hatte und einige davon ihr gut gefielen. Aber was sein musste, musste sein, und so groß ihr Wagen war, würde sie darin keinen Platz für Beistelltische, Bücherregale und einen Greyhound haben. Sie würde nur einen kleinen, gestrichenen Schrank mitnehmen, der in der Küche ihres alten Hauses gestanden hatte und nicht viel Platz beanspruchte.
Sie hatte den Wagen noch nicht gepackt, aber bereits entschieden, was sie mitnehmen und was zurückbleiben würde. Etwa eine Stunde später lag sie im Bett, erwog ihre verschiedenen Möglichkeiten und versuchte angestrengt, nicht an Rob zu denken. Der Versuch, nicht an jemanden zu denken, führte nur dazu, dass man umso intensiver an ihn dachte, das wusste sie. Aber ihr Gehirn ließ sich nicht befehlen, und sie hatte nichts anderes, worauf sie sich konzentrieren konnte. Zumindest zeigte der Wodka schließlich seine Wirkung, und sie schlief ein.
Nach einer ziemlich unruhigen Nacht wachte sie früh am Morgen auf. Aber wenn man schon um sechs Uhr auf war, hatte man einen guten Start. Schließlich hatte sie einen sehr langen Tag vor sich.
Zuerst musste sie Caroline abholen. Geoff würde bereits bei der Arbeit sein. Er war Bauer und stand gewiss beim ersten Morgengrauen auf. Anna hatte den Wagen schnell gepackt und ließ den Kofferraum für Caroline frei. Außerdem hatte sie ihn mit einer Decke ausgelegt, die früher einmal Laura gehört hatte. Sie war zuversichtlich, Caroline mitnehmen zu können, aber schwieriger würde es sein, ihren Korb unterzubringen.
Es war sieben Uhr, als sie auf den Hof fuhr. Geoff war draußen und hantierte an einem Traktor herum.
»Guten Morgen, Geoff!«, rief sie gut gelaunt, obwohl sie ihm gegenüber bis dahin eher scheu gewesen war. »Ich bin nur gekommen, um Caroline abzuholen. Ich weiß, es ist noch früh, aber ich reise heute ab.«
Er sah sie fragend an.
»Hm, ich fürchte, Sie haben sie verpasst«, erwiderte er. »Rob hat die Hunde gestern Abend abgeholt. Er meinte, er hätte irgendwo eine Bleibe für sie gefunden.
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